2024-05-10T08:19:16.237Z

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Paul Hahn feiert seinen 75. Geburtstag.
Paul Hahn feiert seinen 75. Geburtstag. – Foto: Archiv

Paul Hahn: Der erste Uerdinger Fußballstar

Nur der vor zehn Tagen verstorbene Jahrhundertfußballer Franz Beckenbauer verhinderte eine Karriere von Paul Hahn als Libero im DFB-Trikot. Am Dienstag wird der Sonsbecker 75 Jahre alt. Eine Würdigung.

Am Dienstag wird Paul Hahn 75 Jahre alt. Der Mann, der in seiner fußballerischen Vita 313 Spiele (24 Tore) für Uerdingen stehen hat, war der erste große, bundesweit beachtete Fußballer der Blau-Roten. Er blickt auf ein nicht nur sportlich erfülltes Leben zurück. „Drei Viertel eines Jahrhunderts sind vorbei und mir geht es gesundheitlich gut“, betont der in allen Lebenslagen besonnen wirkende Hahn das für ihn wirklich Wichtige.

15 Jahre Leistungssport haben seinem Körper zwar zugesetzt, aber mehr als ein neues Kniegelenk musste bis dato nicht ersetzt werden. So kann er weiterhin seinen – neben dem Fußball – geliebten Tennissport ausüben. „Ich freue mich schon jetzt auf den Sommer, wenn es wieder gegen meinen alten Mannschaftskameraden Friedhelm Funkel geht. Mal schauen, ob ich mehr zu ihm nach Krefeld fahre oder er in mein Sport- und Tenniscenter nach Sonsbeck kommt“, sagt der Jubilar.

Geboren wurde Hahn in Sonsbeck, der Grünen Perle des Niederrheins. Schon zu seiner aktiven Zeit baute der gelernte Leichtmetallschlosser in seiner Geburtsstadt sein Standbein für die Zeit nach dem Sport auf. Dort bietet er Fitnesstraining an, dazu Hallenfußball im Cageball Court, Tennis und Badminton – und das alles bei jedem Wetter. Sein Sohn Jan Paul (39) – staatlich geprüfter Tennislehrer – arbeitet bereits mit, steht in den Startlöchern für die Weiterführung.

Mit neun Jahren begann Paul Hahn mit dem Fußball beim SV Sonsbeck, jenem Verein, bei dem er auch heute noch im erweiterten Vorstand mitarbeitet. Eigentlich wollten ihn Trainer Klaus Quinkert und der sportliche Leiter Paul Hufnagel schon 1970 nach Uerdingen holen, „doch ich fühlte mich für die Verbandsliga noch nicht reif“, blickt Hahn zurück und wechselte zum TuS Lintfort in die Bezirksliga. Ein Jahr später – zum Aufstieg der Uerdinger in die Regionalliga West – erlag er dann dem Werben der Blau-Roten. Vom Bundesligisten MSV Duisburg kam parallel der acht Jahre ältere Hans Sondermann, „zu dem ich immer aufgeschaut habe und der zu meiner Geburtstagsfeier kommen wird“, hat Hahn einen Begleiter aus den Anfängen seiner aktiven Zeit nicht vergessen.

Auf dem Platz – obwohl erst 23 Jahre alt – bekleidete er aber sofort die Schlüsselposition des Liberos, dirigierte die Abwehr so erfolgreich, dass 1975 und 1979 Aufstiege in die Bundesliga gefeiert werden konnten. Hahn, seit 1973 auch Kapitän und stets verlängerter Arm der Trainer (Quinkert, Horst Buhtz) absolvierte 1975 auch zwei B-Länderspiele. Die ganz große Karriere verhinderte, dass Deutschland in Franz Beckenbauer auf der Liberoposition zu jener Zeit einen Jahrhundertfußballer hatte.

Hahn blickte stets über den Tellerrand, scheute 1978 auch nicht den Konflikt mit Trainer Siegfried Melzig, was ihm und Teilen der Mannschaft Suspendierung und Geldstrafe einbrachte. Kurze Zeit später entließ der Vorsitzende Arno Eschler dann Melzig, Hahn fand zu alter Stärke zurück, Uerdingen kehrte 1979 in die Bundesliga zurück. Und das Geld der Strafe zahlte ihm Eschler, mit dem ihn fortan eine Freundschaft verband, zurück.

Seine mit Abstand beste Partie im Uerdinger Trikot absolvierte Hahn im Viertelfinale des DFB-Pokals an einem Karnevalssamstag. Am 19. Februar 1977 warf der Zweitligist den souveränen Erstliga-Tabellenführer Eintracht Frankfurt – gespickt mit den 74er-Weltmeistern Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein – mit 6:3 n. V. aus dem Wettbewerb. Je zwei Tore erzielten Hahn und sein Freund, der schwedische Nationalspieler Jan Mattsson, was Hahn an dem Abend eine Einladung ins aktuelle Sportstudio des ZDF bescherte.

1981, im Herbst seiner Karriere, wechselte er nach Amerika, wo er mit Chicago Sting gleich amerikanischer Meister wurde. Dort fand er auch sein privates Glück, seine zwei Söhne sind in den USA geboren. 1983 kehrte er nach Deutschland zurück, spielte noch drei Jahre für Rot-Weiß Oberhausen – übrigens mit dem jungen Wolfgang Funkel zusammen – und konnte sich dabei über einen Zweitligaaufstieg freuen.

Hahn – eigentlich für seine Bodenständigkeit bekannt – kehrte von 1997 bis 2003 noch einmal in die USA zurück, lebte in der Zeit in Florida. Doch der Betrieb des verpachteten Sportcenters verlangte nach seinem Gründer – Hahn kehrte an den Niederrhein zurück.

„Paul war der unumstrittene Chef in der Mannschaft und hatte zudem auch noch die Gabe, Mitspieler zu noch besseren Leistungen motivieren zu können“, sagt der damalige Vorstopper Norbert Brinkmann (71). „Und er hatte auch stets ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Mitspieler, die außerhalb des Platzes lagen.“

Und Horst Riege erinnert sich: „Unsere Wege haben sich ja gleich mehrfach gekreuzt. Sieben Jahre haben wir zusammengespielt, 1990 gemeinsam Preußen Krefeld trainiert und dann war ich ja noch viereinhalb Jahre Trainer beim SV Sonsbeck zu einer Zeit, in der Paul Hahn zweiter Vorsitzender war.“

Aufrufe: 016.1.2024, 20:00 Uhr
RP / Heinrich LöhrAutor