2025-02-13T12:31:16.459Z

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Am Boden liegt der an der Schulter verletzte Metehan Türkoglu von Hamborn 07.
Am Boden liegt der an der Schulter verletzte Metehan Türkoglu von Hamborn 07. – Foto: Markus Becker

"Passiert halt" – Die dunkle Seite des Hallenfußballs

Von kleineren Wehwehchen bis hin zu schweren Verletzungen – gehört das erhöhte Risiko für die Beteiligten einfach dazu?

Es ist in gewisser Hinsicht auch Teil des Charmes der Hallenturniere: Ein schnelles Auf und Ab, verbunden mit vielen Abschlüssen und reichlich Toren. Doch damit einher geht auch eine erhöhte Anzahl an Zweikämpfen, die auf dem harten Untergrund ein höheres Verletzungsrisiko bergen.

Sportfreunde Hamborn 07 als Negativbeispiel

Es ist nämlich kein Zufall, dass der Hallenfußball spätestens ab der Regionalliga eher gemieden wird. Der Anreiz und Stellenwert einer Stadtmeisterschaft kann das damit verbundene Verletzungsrisiko für Profiklubs oftmals nicht mehr überstrahlen. Auch viele Top-Teams aus der Oberliga füllen ihren Hallenkader deshalb mit Spielern aus der Zweiten und talentierten U19-Kickern auf.

Harte Stürze werden nämlich nicht mehr vom nachgiebigen Rasen abgebremst, wer auf dem Parkett ungestüm gelegt wird, spürt das auch gerne am nächsten Tag. Doch es bleibt auch nicht nur bei blauen Flecken und stumpfen Verletzungen. Die schiere Anzahl an direkten Zweikämpfen wird durch das Kleinfeld automatisch drastisch erhöht. Und besonders in emotional aufgeladenen Begegnungen – häufige Derbys gehören natürlich auch dazu – wird das Bein im Zweifel dann eher nicht zurückgezogen.

Marcel Stenzel war nach den vielen Verletzungen seiner Spieler komplett bedient.
Marcel Stenzel war nach den vielen Verletzungen seiner Spieler komplett bedient. – Foto: Markus Becker

In doppelter Hinsicht schmerzhaft musste dies Landesligist Sportfreunde Hamborn 07 bei der diesjährigen Hallenstadtmeisterschaft in Duisburg feststellen: Im Duell gegen Bezirksligist TSV Bruckhausen flogen beide Seiten förmlich in jeden Ball. Die Begegnung musste mehrfach aufgrund diverser Verletzungen unterbrochen werden. An den drei Turniertagen hatten die vor Ort anwesenden Sanitäter alle Hände voll zu tun. Rein sportlich setzte sich Bruckhausen knapp mit 2:1 gegen Hamborn durch, was nach dem Spiel jedoch höchstens zweitrangige Bedeutung für Hamborn-Coach Marcel Stenzel hatte. Im Gespräch mit FuPa Niederrhein verwies er darauf, dass vier seiner Spieler "kaputt" seien. Gökdeniz Senlik und Rashad Ouro-Akpo hatten jeweils einen dicken Knöchel von der Partie mitgenommen, für Kenson Götze war das Turnier nach einem Presschlag aufs Knie beendet. Metehan Türkoglu musste mit einer augenscheinlichen Schulterverletzung gar ins Krankenhaus gebracht werden, das taggleich geführte Röntgen ergab glücklicherweise keine schwerwiegenden Schäden.

"Das passiert halt": Häufigere Verletzungen als kalkuliertes Risiko?

Als Ursachenforschung führte Stenzel zuallererst die harte Zweikampfführung des Kontrahenten auf: "In der ein oder anderen Situation war es schon stark grenzwertig, wenn nicht, sogar noch darüber und da wünscht man sich schon einen gewissen Schutz, denn wir haben jetzt nicht vier verletzte Spieler ohne Grund." Rein sportlich hätte sich 07 als bester Tagesdritter für den Finaltag qualifiziert, verzichtete mit zu diesem Zeitpunkt sechs fitten Feldspielern dennoch auf weitere Spiele.

Doch derartige Blessuren beschränkten sich an den drei Turniertagen wahrlich nicht nur auf die Hamborner Löwen. Auch der Stürmer des Duisburger FV, Julian Gardocki, musste wegen einer wohl schwerwiegenden Fußverletzung umgehend die Halle verlassen. Ähnlich schlimm sah es zunächst auch für Ahmed Annachat aus. Der Angreifer von Rheinland Hamborn hielt sich nach einen Zusammenstoß das ohnehin schon bandagierte Knie. Im Nachgang stellte sich seine Verletzung als nicht allzu gravierend heraus: "Ich hatte auch schon einen Innenbandriss in dem Bein und in der Halle ist es jetzt auch noch einmal passiert – Knie an Knie", verriet Annachat, wollte seinem Schicksal jedoch keine größere Bedeutung beimessen: "Klar, in der Halle ist es immer besonders. Kommt man falsch auf, kann man auf dem hartem Boden leicht umknicken oder auch Verletzungen an der Bande können passieren. Aber das ist jedes Jahr so. Überall in der Halle wird man ein, zwei Verletzungen schon dabeihaben – das passiert halt."

Als Reaktion auf den durch die Vielzahl der Verletzungen bedingten Rückzug von 07 betonte Stefan Janßen, Trainer des späteren Turniersiegers VfB Homberg, den für ihn vordergründigen Sinn des Budenzaubers: "Hallenfußball soll eine willkommene Abwechslung sein, soll Spaß machen und der Veranstalter hat durch das verbotene Grätschen schon einen Riegel vorgesetzt, da sollten sich alle ein Stück weit zurücknehmen."

Die Verletzungsmisere von 07 sollte seinen Plan für den letzten Tag der Veranstaltung nicht beeinflussen. Und der Erfolg gab ihm Recht. Seine Schützlinge überstanden das Turnier in jedem Fall ohne nennenswerte Blessuren. Für manch anderen Verein gilt nach der Hallensaison wiederum: Wunden lecken.

Aufrufe: 014.1.2025, 22:30 Uhr
Markus BeckerAutor