„Dann macht’s auch wieder Spaß“: Der SV Wessobrunn feiert gegen den TSV Hohenpeißenberg einen knappen Auswärtssieg durch ein Tor in der Nachspielzeit.
Hohenpeißenberg – Mancher Zuschauer am Spielfeldrand schlürfte genüsslich seinen Aperol Spritz, als das Siegtor fiel – und illustrierte damit ziemlich gut, worum es in Hohenpeißenberg ging: sportlich um nichts mehr. Sowohl der TSV als auch Gegner Wessobrunn-Haid bleiben in der A-Klasse. Mit Blick auf die neue Saison aber war das Duell gar nicht so unwichtig. David Tipold, der Spielertrainer der Gäste, bekam nach dem 3:2 ein Bier in die Hand gedrückt. Das schmeckt endlich mal wieder nach Sieg. „Das war das Spiel, das wir gebraucht haben. Dann macht’s auch wieder Spaß.“
Darum geht es ja in den kleinen Vereinen, die langsam ausbluten. Bei der Konkurrenz in Thaining, dem Tabellenletzten der Abstiegsrunde, wird es ziemlich sicher nicht mehr weitergehen, das Team löst sich auf, tuschelte man schon am Sportplatz in Hohenpeißenberg. Das Artensterben hat auch den Fußball erreicht. Die Mannschaft aus Wessobrunn ist zum großen Teil in ihren 30-ern angelangt. Der Coach und sein Assistent sind 37. Im Sommer kommen wenigstens ein paar A-Jugendliche dazu. „Die Planungen gehen gerade los“, sagt Tipold. Der Last-Minute-Erfolg war die Anschubkraft, die sie gebraucht haben für den Sommer. „Die letzten Wochen waren nicht einfach“, sagt der Coach. Verletzungen und Gegentore häuften sich, nach vorn ging wenig, als Team habe man auch nicht wirklich zusammengespielt. Womöglich auch weil der Druck fehlte, da Thaining frühzeitig kenterte. „Das treibt die Mannschaft nicht mehr so an“, klagt Trainer Tipold. Der Erfolg in Hohenpeißenberg hat ihnen gezeigt, wie viel einem der Fußball doch gibt.
Herz und Leidenschaft sah Tipold, gerade nach dem bitteren Ausgleich zum 1:1 – einem Freistoß aus 40, 50 Metern, den Torwart Sebastian Reimer falsch einschätzte. „Die letzten Spiele sind wir eingebrochen, heute haben wir die richtige Reaktion gezeigt.“ Torschütze beim 2:1 und 3:2 war jeweils Markus Rieger mit zwei klassischen Stürmertoren. Erst vollendete er einen Konter, dann vollstreckte er nach einem Eckball in der 92. Minute. „Schlechte Ecke, guter Abschluss“, sagt sein Coach. Vier der fünf Tore an diesem Nachmittag fielen nach ruhenden Bällen. „Sind immer schwer zu verteidigen“, sagt Alexander Sanktjohanser vom TSV. Dieser Fakt bot auch Anlass für Kritik. Denn aus dem Spiel heraus traf sein Team gar nicht, verschwendete vor allem in Hälfte eins viel zu viele Chancen. Nach der Pause ging bei beiden Teams insgesamt wenig. „War auch dem geschuldet, dass die Saison gelaufen ist“, erklärte TSV-Coach Sanktjohanser.
Das hatte sich schon im Training angedeutet. Zwei Wochen Pause haben seine Mannen nicht gut weggesteckt. Statt den üblichen 25 plus Teilnehmern zählten er und Kollege Hannes Dünzl nicht einmal 20. Der Trainingsplatz an der Rigi-Alm sei in katastrophalem Zustand. „Der ist nur noch Schlamm“, klagt der Coach. Um die Spannung wenigstens noch etwas aufrecht zu halten, gaben sie ein Ziel aus: Die Abstiegsrunde ohne Niederlage abschließen. Der „Lucky Punch“ der Wessobrunner verhinderte das. Dennoch: Für die Umstände haben sie das Kapitel „Klassenerhalt“ ordentlich zu Ende geschrieben. Im Winter, als sie den Trainer wechselten, hätte niemand mit einem souveränen zweiten Teil der Saison gerechnet. „Das neue System hat uns in die Karten gespielt. So wären wir sang- und klanglos abgestiegen“, sagt der Coach. Auch in Hohenpeißenberg konzentriert man sich längst auf das nächste Spieljahr. Alexander Sanktjohanser sagt: „Wir schauen gerade, dass wir eine gute Truppe zusammenbringen.“ (Andreas Mayr)
TSV Hohenpeißenberg 2
SV Wessobrunn 3
Tore: 0:1 (28.) Gärtner, 1:1 (45.) Greiner, 1:2 (53.) M. Rieger, 2:2 (56.) Goldbrunner, 2:3 (90.+2) M. Rieger. Gelbe Karten: Hohenpeißenberg 2, Wessobrunn 1. Schiedsrichter: Armin Böck. Zuschauer: 50.