Es ist das Duell der Gegensätze. Auf der einen Seite: Die Hobbykicker aus der Verbandsliga, die nur gewinnen können. Auf der anderen Seite: das zwei Millionen schwere Regionalliga-Ensemble aus Fußballprofis, das quasi nichts gewinnen, aber viel verlieren kann. Im Achtelfinale des Hessenpokals zwischen Germania Ober-Roden und dem TSV Steinbach Haiger steht viel auf dem Spiel. Der Gewinner der Partie am Mittwochabend (19.30 Uhr/live im Stream bei Echo Online und Mittelhessen.de zu sehen) ist dann nur noch drei Siege vom Hessenpokal-Triumph und dem Einzug in Deutschlands höchsten Fußball-Pokalwettbewerb entfernt.
An den DFB-Pokal hat vor allem der Viertligist aus Mittelhessen besondere Erinnerungen. 2018 und 2020 qualifizierte sich der TSV Steinbach Haiger über den Landespokal für die erste Runde im großen DFB-Pokal, wo zunächst der FC Augsburg und zwei Jahre später der SV Sandhausen wartete. Beide Duelle verlor der TSV zwar knapp mit 1:2, dennoch schwärmt Steinbachs heutiger Coach Hüsni Tahiri, der zunächst als Zuschauer und später als Co-Trainer dabei war: „Wir waren nah an der Sensation. Das sind Erinnerungen, auf die du hinarbeitest, das nochmal zu erreichen.“ Diese DFB-Pokal-Momente möchte der aktuell Fünftplatzierte der Regionalliga Südwest wieder erleben – und braucht dazu zunächst eine tadellose Leistung beim Gastspiel in der Rödermark.
Denn der Underdog aus Ober-Roden träumt vom nächsten Coup. Nach dem 8:6-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen Verbandsliga-Schwergewicht SV Hummetroth in der zweiten Pokalrunde hat die Germania Blut geleckt – und will mit dem Einzug ins Hessenpokal-Viertelfinale Vereinsgeschichte schreiben. „Wir werden alles dafür tun, die Sensation zu schaffen“, betont Ex-Gladbach-Profi Fabian Bäcker, der seit 2019 als Cheftrainer die Zügel in Ober-Roden in der Hand hält. Sein Team brauche eine „perfekte Leistung“ und schränkt ein: „In neun von zehn Partien haben wir keine Chancen. Aber wir suchen nach der Lösung, dass wir in diesem einen Spiel dem Gegner das Leben schwer machen.“
Dass es alles andere als ein Selbstläufer wird, damit rechnet auch Steinbach-Coach Tahiri, der den Underdog schon zwei Mal live vor Ort scouten ließ. „Wir kennen sie und ihre fußballerischen Lösungen. Ob sie die am Mittwoch auch zeigen wissen wir nicht, aber was wir wissen ist: Sie spielen zu Hause, über Leidenschaft, Mentalität, das ist das Spiel des Jahres für sie. Das gibt automatisch ein paar Prozente mehr für jeden Spieler“, appelliert der 41-Jährige, der zusammen mit Daniel Wilde das Trainerduo bei Steinbach Haiger bildet, an sein Team. Rotieren? „Nein, das werden wir nicht machen. Und selbst wenn es auf ein bis zwei Positionen Änderungen gibt, dann erwarte ich trotzdem, dass wir uns durchsetzen“, stellt Tahiri klar, der Respekt vor Ober-Roden zeigt.
Der TSV kann abgesehen von Jonas Singer (Knieverletzung) ebenso wie die Germania personell aus dem Vollen schöpfen. Das gibt Ober-Roden-Coach Bäcker ebenso Mut wie der Fakt, dass sein Team „eine enorme Stressresistenz“ entwickelt habe. „Schlechte Phasen zerstören nicht mehr unser ganzes Spiel“, erklärt der 34-Jährige die neue Stärke seines Teams, dass es gegen das Schwergewicht aus Mittelhessen am Mittwochabend mit großer Sicherheit benötigen wird.