In den letzten zwei Wochen war Eintracht Norderstedt dank vieler Tore und aufsehenerregender Ergebnisse für viele das Synonym für „Spektakel“. Nach dem 1:2 in Hannover dürfte das Thema zunächst wieder in den Hintergrund treten. Denn ein Spektakel war es sicherlich nicht, was den 400 Zuschauern im Eilenriedestadion geboten wurde, sondern seriös vorgetragener Fußball mit einem am Ende für die Eintracht unbefriedigenden Ergebnis und der verpassten Tabellenführung..
Norderstedt kam bei sommerlichen Temperaturen deutlich besser in die Partie, fanden mit den Hereingaben durch Ersin Zehir (2.) und Startelf-Debütant Florian Meier (3.), der den aus privaten Gründen fehlenden Dane Kummerfeld ersetzte, jedoch keinen Abnehmer, ein Kopfball von Jonas Behounek ging deutlich am Tor vorbei (8.).
„Dann haben wir leider etwas den Faden verloren“, bemängelte Olufemi Smith. Hannover kam nun deutlich besser in die Partie. Gleich zwei Schüsse der Hannoveraner wurden geblockt, den dritten Versuch setzte Hayate Matuda am Tor vorbei (19.), bei den Abschlüssen von Nick Stepantsev konnten Moritz Frahm (26.) und Ersin Zehir (28.) ihren Fuß dazwischen bekommen.
Nach einem Foul kurz vor dem Strafraum bot sich den Gastgebern eine gute Freistoßoption: Kapitän Lars Gindorf trat die Kugel flach rechts an der Mauer vorbei ins Tor („Da verhalten wir uns in der Mauer nicht gut“) – das sieht man auch nicht alle Tage (28.).
Fünf Minuten später hätte Hannover erhöhen können, doch nach intensiver Beratung des Schiedsrichterteams wurde der Treffer nicht gegeben (33.). Zurecht, da Tom Moustier aus dem Abseits kam.
„Danach haben wir es dann wieder ganz gut angenommen, die Zweikämpfe geführt. Es wurde ein wenig hitzig auf dem Feld, was uns aber zu Gute kam.“ Nicht zu Gute kam allerdings die bisweilen ungewohnte rustikale Spielweise der Gastgeber. Nach einem Foul von Nick Stepantsev, der Marc Bölter so auf die Füße trat, dass es ihm die Schuhe auszog, spielte Bölter noch eine Viertelstunde weiter, musste dann aber doch raus („Er hatte Schmerzen, konnte nicht mehr rund laufen“) und wurde von Philipp Koch ersetzt (35.), der keine 90 Sekunden nach seiner Einwechselung ebenfalls ein Fall für die Physios war, allerdings weiterspielen konnte. Hektisch blieb es trotzdem, gleich mehrfach wurde es von Seiten der Gäste handgreiflich bis rudelig, Eric Uhlmann sah gelb, nachdem er Ersin Zehir umschubste (38.). „Es waren viele kleine Fouls drin. Sie haben versucht Stimmung zu machen, wir haben dagegen gehalten. Das kann dann schon mal passieren, dass es sich etwas hochschaukelt. Wir sind mit der Situation aber besser umgegangen, haben in der ersten Halbzeit nur eine gelbe Karte bekommen, Hannover vier“; versuchte der Eintracht-Trainer eine Erklärung für die aufkommenden Hektik zu finden.
Kurz vor der Pause hatte Ersin Zehir das 1:1 auf dem Fuß, verfehlte das Tor aber knapp (45..). Besser machte es nach dem Wiederanpfiff Nick Gutmann, der vom feinen Zuspiel Kevin von Anhalts profitierte und zuerst an Torhüter Wechsel scheiterte, im zweiten Versuch dann aber zum Ausgleich traf (51.).
Nun lag das Momentum auf der Norderstedter Seite, die Mannschaft hatte im zweiten Durchgang leichte Vorteile. Doch Juri Marxen traf nur das Außennetz (54.), Eric Uhlmann rettete vor Noah Awuku (61.).
Die bis dato größte Chance des Spiels hatte Kevin von Anhalt. Philipp Koch führte einen Freistoß tief in der eigenen Hälfte schnell aus, Jonas Behounek spielte den Ball die Linie runter für Nick Gutmann, der das Auge für den am langen Pfosten einlaufenden Prinzen hatte. Der setzte den Ball allerdings aus zwei Metern neben das leere Tor (66.). „Das war eine 1.000prozentige Chance von Kevin, dem der Ball leider leicht verspringt, so dass er ihn nicht im Tor unterbringen konnte“, ärgerte sich Smith.
Und während sich von Anhalt noch die Haare raufte, verteidigten die Gäste das auf der anderen Seite nicht konsequent genug, in der Mitte lauerte Sean Busch und brachte Hannover aus sieben Metern wieder in Führung (69.). „Das ist so ein Pingpongding, keiner geht richtig in den Zweikampf und dann fällt das zweite Tor.“
Doch noch war alles drin, Olufemi Smith verstärkte mit Manuel Brendel die Offensive und nahm dafür den in der ersten Hälfte eingewechselten Philipp Koch wieder raus (77.). Was im Fußball gemeinhin als Höchststrafe verstanden wird, war hier zweifelsfrei nicht der Fall, wie Smith unmißverständlich klar stellte. „Das ist für einen Spieler nie schön, war aber dem Spielstand geschuldet plus der Tatsache, dass Kocher auch schon die gelbe Karte hatte und wir nicht riskieren wollten, dass er in einem Zweikampf dann doch noch mal mit Gelb-Rot vom Platz geht. Deswegen wollten wir nochmal einen Stürmer bringen und haben Kochers Position aufgelöst. Kocher hat ja auch nochmal einen richtig heftigen Schlag abbekommen in der ersten Halbzeit. Ich hoffe, dass es bei beiden nichts Schlimmes ist.“
Lars Gindorf hätte mit einem weiteren direkten Freistoß den Hannoveraner Sieg perfekt machen können, zielte jedoch knapp am Giebel vorbei (87.). In der Nachspielzeit vergab Manuel Brendel nach Flanke von Juri Marxen mit dem Kopf aus zehn Metern (90.+4) noch die letzte Chance auf den Ausgleich, danach beendete Schiedsrichter Lukas Benen die Partie. „Das war die größte Chance, so dass wir hier eigentlich mit einem Punkt nach Hause gehen müssen. Das wäre auf Grund der Leistung über die gesamte Spieldauer meiner Meinung nach auch verdient gewesen“, trauerte Smith den verlorenen Punkten trotz engagierter Leistung hinterher. „Ärgerlich ist nur, dass wir in den kleinen Details nicht so gut waren wie in der vergangenen Woche was die Zweikämpfe und das ausspielen von Situationen betrifft. Da waren wir nicht so Präzise, hatten immer mal wieder einen Stockfehler oder Ballverlust drin. Und dann ist Hannover eben auch eine gute Mannschaft.“