In der Causa möglicher Punktabzug für den TSV Schwaben Augsburg (FuPa berichtete!) gibt es eine neue brisante Wendung. So hat nun auch der FC Eintracht Bamberg Einspruch gegen die am 7. September erlittene 0:2-Heimniederlage gegen die "Schwabenritter" eingelegt. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hatte zunächst am vergangenen Wochenende schon darüber berichtet.
Nach FuPa-Informationen hat der FC Eintracht Bamberg eine Fristverlängerung bezüglich der Stellungnahme beantragt, weshalb sich das Verfahren nun erneut in die Länge zieht. Das hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) auf Nachfrage bestätigt. Beim TSV Schwaben Augsburg hält sich die Überraschung über die neueste Volte in Grenzen. "Kurz nachdem wir im Dezember das Urteil vom Sportgericht erhalten hatten, wussten wir vom Bamberger Vorgehen. Mich wundert es eher, dass es so lange gedauert hat, bis es publik wurde", sagt Augsburgs Sportdirektor Max Wuschek.
Damit wären nun die Partien der Augsburger gegen Schweinfurt, Burghausen, Türkgücü München und Bamberg betroffen. Es ist davon auszugehen, dass das Sportgericht auch dem Einspruch der Bamberger stattgibt. Mit einem Urteil des Sportgerichts ist bis Ende Februar zu rechnen. Das würde den Kampf um den Klassenerhalt noch mehr durcheinander wirbeln. Dann würden den Augsburgern schon zwölf Zähler wieder weggenommen werden. Ziemlich wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Todesstoß für die "Schwabenritter" im Abstiegskampf.
Um dieses Horrorszenario zu verhindern, hat sich der TSV bekanntlich an die renommierte Sportrechtskanzlei Schickhardt gewandt. Umgangssprachlich gesagt, sollen die erfahrenen Juristen nun die Kohle aus dem Feuer holen für die Augsburger. Die gewieften Sportanwälte haben auch einen Hebel entdeckt, wo sie ansetzen. So hat die Kanzlei auf SZ-Nachfrage betont, die U23-Regelung - wonach vier Spieler im Kader stehen müssen, die unter 23 Jahre alt und deutsch sein müssen und zudem noch für keine ausländische Nationalmannschaft gespielt haben - verstoße gegen das europäische Recht der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Ob allerdings professionelle Fußballspieler vor dem Gesetz wie "normale" Arbeitnehmer zu bewerten sind, auch das müsste erst geklärt werden. Dabei geht es um juristische Winkelzüge, die die Causa immer komplexer werden lassen.
Den Stein ins Rollen, der mehr und mehr zu einer Lawine angewachsen ist, brachte Türkgücü München im Oktober 2024 mit seinem Einspruch gegen die Spielwertung vom 3. Oktober. Beim TSV Schwaben Augsburg hat sich nach einem mittlerweile schon monatelang andauerndem Ausnahmezustand eine gewisse Jetzt-erst-recht-Mentalität manifestiert: "Aus unserer Sicht gibt es zum laufenden Verfahren im Moment nichts zu sagen, die Sache liegt bei den Anwälten. Wir werden`s nehmen, wie es kommt und weiter kämpfen."
Worauf stützen sich die Hoffnungen der Augsburger? Die SZ berichtet, dass die Kanzlei Schickhardt auf Nachfrage der Zeitung auf einen ähnlichen Fall vergangenes Jahr in Belgien verwiesen hat. Dort ging es ebenfalls darum, Eigengewächsen einen Vorzug vor anderen Spielern einzuräumen. Die Regelung wurde von einem Gericht angezweifelt. Max Wuschek und seine Mitstreiter sind nach nervenzehrenden Wochen und Monaten noch nicht müde geworden: "Ich kann versprechen: Wir werden bis zur letzten Instanz gehen."
Diese Aussage dürfte auch die Spielbetriebsplaner beim BFV aufschrecken lassen. Sollte die Causa wirklich durch weitere juristische Instanzen gehen, droht eine wochen-, wenn nicht monatelange Hängepartie. Nicht auszuschließen, dass erst einmal geregelt werden muss, ob sich der BFV bzw. der DFB mit seiner U23-Regelung überhaupt im Rahmen des Europarechts bewegt, oder dagegen verstößt. Die heiße Saisonphase beginnt am 22. Februar, wenn unter anderem das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern II und Schweinfurt 05 auf dem Programm steht, und niemand weiß genau, wie die Tabelle aussieht?
Ein Szenario der Unklarheit, das sich keiner wünscht. Fabian Frühwirth, Pressesprecher und stellvertretender Geschäftsführer beim BFV, betont: "Die Sorgfaltspflicht hat natürlich auch in diesem Fall Vorrang und Fristen müssen beachtet werden. Aber uns ist schon sehr daran gelegen, und ich denke, das ist auch im Sinne der Vereine der Regionalliga, rasch Klarheit für alle zu schaffen." Ob das so zügig passieren wird, bleibt abzuwarten. Es dürfte ein Frühjahrsauftakt mit vielen Fragezeichen werden in der Regionalliga Bayern...