2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
Unter Köllner und Gorenzel nicht mehr gefragt, unter Jacobacci gesetzt: Niklas Lang (r.) ist wieder im Spiel.
Unter Köllner und Gorenzel nicht mehr gefragt, unter Jacobacci gesetzt: Niklas Lang (r.) ist wieder im Spiel. – Foto: imago

Niklas Lang blüht unter Jacobacci auf: „Unseren Einsatz sind wir den Fans schuldig“

Abwehr-Rückkehrer im Interview

Noch vor Wochen spielte er sportlich beim TSV 1860 keine Rolle mehr, unter seinem neuen Trainer Maurizio Jacobacci aber blüht Niklas Lang (20) in wieder auf.

München – Zeit also für ein Interview mit Sechzigs neuem Stamm-Verteidiger: über die tabellarische Achterbahnfahrt in dieser Saison, die Krise im Winter, bei der er ganz besonders zu leiden schien und darüber, was jetzt eigentlich anders und damit besser läuft.

Wie war Ostern, Herr Lang?

Sehr schön! Ich war erst bei der Familie meiner Freundin, am Montag dann bei meiner Familie. Es gab etwas Leckeres zum Mittag und wir haben Ostereier gesucht (grinst). Das macht immer noch Spaß, obwohl schon jeder alle Verstecke kennt.

Durch das 3:0 gegen Osnabrück waren die freien Tage sicher noch mal schöner, oder?

Ja, absolut. In Ingolstadt war der Sieg schon schön! Das war mit unseren Fans im Rücken ja quasi ein Heimspiel. Siege haben immer Auswirkungen auf die Tage nach einem Spiel. Die sind dann viel schöner.

TSV 1860: Fans motivieren Niklas Lang

Wie motivieren Sie sich aktuell?

Wir versuchen, von Spiel zu Spiel zu denken. Wir pushen uns und geben in jedem Training, in jedem Spiel Vollgas. Wir haben immer im Hinterkopf, dass wir 15.000 Fans bei jedem Heimspiel haben und uns auch auswärts unglaublich viele Fans begleiten, in Wiesbaden werden es wieder über 1000 Löwen-Fans sein – und noch mal mehr daheim vor dem Fernseher. Denen sind wir es schuldig, uns in jedem Spiel voll reinzuhängen. Genau das machen wir jetzt.

Hand aufs Herz: Wie düster war der Winter für Sie persönlich?

(Überlegt) Ja, der Winter war schon eine schwere Zeit, weil ich wenig Spielminuten hatte. Kein Fußballer ist gut drauf, wenn er nicht spielen darf.

Ein halbes Jahr zuvor hatten Sie noch den Vertrag verlängert. Das tut man doch nur mit der Aussicht auf persönliche Entwicklung.

Stimmt. Aber persönliche Entwicklung bedeutet auch, mit Rückschlägen gut umgehen zu können. Deswegen kann ich sagen, dass ich mich persönlich doch weiterentwickelt habe. Auch wenn ich ein halbes Jahr lang nicht viel spielen durfte.

TSV 1860: Niklas Lang schaut sich von Verlaat und Morgall was ab

Waren Sie enttäuscht von Michael Köllner? Er muss sich ja noch vergangenen Mai für Ihre Verlängerung ausgesprochen haben. Dann aber baute er nicht mehr auf Sie …

Enttäuscht war ich nicht. Bei der Verlängerung war mir klar, dass mit Jesper Verlaat ein neuer Innenverteidiger dazukommen würde. Das wusste ich auch schon, bevor ich verlängert habe. Ich habe mich bewusst auf diesen Konkurrenzkampf eingelassen. In den ersten Spielen haben Jessy und Leo (Morgalla, d. Red.) brutal gut gespielt. Da wäre ich als Trainer auch nicht auf die Idee gekommen, irgendetwas an der Innenverteidigung zu verändern. Michael Köllners Entscheidungen waren völlig in Ordnung.

Wie haben Sie es geschafft, ohne Spielpraxis den Anschluss an die beiden zu halten?

Ich habe einfach alles im Training gegeben und den beiden Feuer unterm Hintern gemacht, wie man so schön sagt. Und in den Spielen war ich ja trotzdem dabei, konnte die Jungs beobachten und mir gewisse Dinge bei Ihnen abschauen.

Welche?

Leo ist immer mit 150 Prozent in den Spielen dabei, gibt immer alles. Er geht vorneweg, obwohl er erst 18 Jahre alt. Und Jessy bekommt das Kunststück hin, trotz seiner immer positiven Art Autorität auszustrahlen und organisiert unsere Defensive ohne Probleme.

Haben Sie explizit psychologisch an sich gearbeitet, um den Mut nicht zu verlieren?

Nein. Ich rede oft mit meiner Familie über Fußball. Meine Eltern waren in der Leichtathletik aktiv und wissen, worauf es in solchen schwierigen Momenten eines Sportlers ankommt. Mein Vater hat mich in der Jugend ja trainiert. Er pusht mich, während meine Mama diejenige zuhause ist, die immer positiv denkt und mich daran erinnert hat, dass ich meine Chance bekommen werde.

Niklas Lang: „Das ist unser Anspruch: auch gegen gute Gegner stabil zu stehen und nichts zuzulassen“

Hatten Sie mal Abschiedsgedanken?

Nein, zu keiner Zeit.

Günther Gorenzel übernahm nach Michael Köllner für vier Wochen. Er hatte vor ein paar Jahren großen Anteil daran, dass Sie bei Sechzig blieben. Hätten Sie da nicht erwartet, dass er dann als Ihr Interimstrainer stärker auf Sie setzt?

Schwierig zu beantworten. Günther musste schwere Entscheidungen in dieser Durststrecke treffen. Er hat sich für andere Spieler entschieden, die zwar im Training genau so gut trainiert haben wie ich, aber in den Spielen besser passten. Auch das war nicht einfach für mich, aber auch da galt: Dranbleiben und Gas geben.

Was macht Maurizio Jacobacci besser als seine Vorgänger? Wieso ist der Erfolg zurück?

Besser würde ich nicht sagen. Es ist anders. Er setzt mehr auf die Defensive, unter ihm sollen wir aus einer stabilen Verteidigung in die Offensive kommen. Und für ihn sind Abläufe wichtig. Das trainieren wir sehr intensiv. Seine Arbeit trägt Früchte, wir haben aus den letzten vier Spielen neun Punkte geholt und jetzt gegen Osnabrück auch endlich mal wieder zu null gespielt. Das ist unser Anspruch: auch gegen gute Gegner stabil zu stehen und nichts zuzulassen. So soll es weitergehen.

TSV 1860: Lang spricht sich für Jacobacci aus

Es scheint, als sei Jacobaccis Art genau das, was das Team gebraucht hat.

Würde ich auch sagen, ja. Zwischenmenschlich hat er ein feines Gespür. Er weiß genau, wann er lauter werden muss. Auch an den Spieltagen bringt er das richtige Maß an Lautstärke mit, ist er sehr kommunikativ an der Linie. Er pusht die Mannschaft und lebt genau das vor, was er von uns verlangt: gegenseitige Unterstützung.

Ist der Aufstieg abgehakt?

Darüber haben wir in der Mannschaft auch gesprochen. Aber wir sind uns einig geworden, dass wir uns darauf konzentrieren wollen, von Spiel zu Spiel zu schauen. Es hilft uns nicht, wenn wir jetzt auf das Saisonende schauen. Deswegen wollen wir am Samstag wieder alles geben, unsere beste Leistung abrufen und am Ende im Idealfall die kleine Serie fortsetzen.

Stefan Lex sprach sich jüngst für einen Verbleib Jacobaccis aus. Wie sehen Sie das?

Ich hätte natürlich nichts dagegen. (grinst) Unter ihm spiele ich wieder, was hätte ich also daran auszusetzen?

Interview: Jacob Alschner

Aufrufe: 014.4.2023, 06:13 Uhr
Jacob AlschnerAutor