Der SV Bruckmühl führte in der Landesliga Südost gegen den FC Unterföhring bis in die Nachspielzeit mit 2:1, unterlag schlussendlich allerdings noch mit 2:3.
Bruckmühl – „Das war das verrückteste und zugleich auch emotionalste Spiel, das ich bisher erlebt habe“, sagte Marco Schmidt, Trainer des SV Bruckmühl, noch immer fassungslos ob der Ereignisse am zurückliegenden Samstagnachmittag. Wie eng Freunde und Leid manchmal beieinander liegen können, mussten alle Anwesenden im Mangfallstadion am eigenen Leibe hinnehmen. Denn dramatischer hätte das Ende der Landesliga-Partie zwischen dem SV Bruckmühl und dem FC Unterföhring wohl wahrlich nicht sein können.
Die Hausherren führten bis in die tiefste Nachspielzeit mit 2:1, standen nach dem Schlusspfiff allerdings wieder einmal mit leeren Händen da. Dabei hatte Stürmer Lukas Steidl die Partie erst kurz vor Ende der regulären Spielzeit für die Rot-Weißen gedreht und seine Farben auf die Siegerstraße gebracht. Der SVB lag zwischenzeitlich mit 0:1 zurück und musste bei Temperaturen über 30 Grad mehr als 70 Minuten in Unterzahl agieren. Trotz der starken Moral blieb die Mannschaft von der Mangfall erneut ohne etwas Zählbares.
Bereits nach 22 Minuten musste der SV Bruckmühl den ersten Schock verdauen. Franz Schreder kam in einem Zweikampf einen Stoß von hinten und traf in der Folge den ballführenden Gegenspieler auf Kopfhöhe. Der Mittelfeldspieler sah dafür die rote Karte – für die Trainer beider Mannschaften aufgrund der Begleitumstände eine zu harte Entscheidung.
In der Folge war der FC Unterföhring das klar spielbestimmende Team. Der SVB hielt jedoch gut dagegen, ließ defensiv wenig zu und hatte selbst immer wieder aussichtsreiche Offensivaktionen. Keine fünf Minuten nach der Pause bestraften die Gäste die erste Unaufmerksamkeit in der Abwehr der Hausherren. Maick Antonio stand nach einer Hereingabe von der rechten Seite in der Mitte völlig frei und musste aus kurzer Distanz nur noch den Fuß hinhalten. „Das war ein ganz schöner Dämpfer“, gab Schmidt zu.
Die SVB-Elf zeigte sich vom Rückstand in Unterzahl insgesamt aber wenig beeindruckt und stand defensiv weiterhin größtenteils sattelfest und setzte selbst immer wieder gefährliche Konter. Einer davon saß nach 68 Minuten. Der eingewechselte Genti Krasniqi ging mit Tempo auf die letzte Kette des FCU zu, über Umwege landete der Ball bei Lennard Schweder, der Daniel Strauch im Tor der Unterföhringer umkurvte und zum Ausgleich einschob.
„Das war eine brutale Willensleistung von uns. Bei Unterföhring hatte man so ein bisschen das Gefühl, dass sie sich zu sicher waren nach der Führung gegen zehn Mann. Wir haben etwas die Unsicherheit und den Frust bei Unterföhring gemerkt. Wir danach haben nicht aufgesteckt und genauso weitergemacht. Wir waren uns sicher, dass auch in Unterzahl echt noch etwas drin ist“, so Schmidt.
Dieses Gefühl maximierte sich als Steidl den SV Bruckmühl nach 87 Minuten sogar in Führung brachte. Der Joker stand nach einer Flanke von rechts am langen Pfosten komplett frei und setzte den Ball per Direktabnahme ins kurze Eck. „Der Treffer war natürlich hoch umjubelt und aufgrund der zweiten Halbzeit auch nicht ganz unverdient. Wir haben mit zehn Mann wirklich viel investiert“, erklärte Schmidt.
Für die verbleibende Spielzeit lautete die Devise „einfach nur noch alles hinten dicht zu machen“. Dies gelang dem SVB jedoch nicht. Zuvor hätte dem SVB laut Schmidt allerdings ein Handelfmeter zugesprochen werden müssen. „Wenn man überlegt, für was wir ein paar Tage zuvor einen Handelfmeter gegen uns bekommen haben, dann ist einfach schon Wahnsinn. Die Handregel versteht momentan keiner mehr.“ Im Anschluss nahm das Unheil endgültig seinen Lauf.
In der vorletzten Minute, der eigentlich nur für fünf Minuten angesetzten, Nachspielzeit stand Sahin Bahadir am langen Pfosten komplett blank und setzte den Ball per Direktabnahme unhaltbar zum Ausgleich unter die Latte. „Wir waren frustriert und dachten, dass wir wenigstens noch den Punkt mitnehmen. In Unterzahl wäre das trotzdem ein Erfolg für uns gewesen.“
Während sich die meisten Beteiligten also bereits mit wenigstens einem Punkt für beide Seiten angefreundet hatten, holte der FC Unterföhring zum letzten Schlag aus. Luis Fischer kam aus der zweiten Reihe unbedrängt zum Abschluss, traf aber nur die Unterkante der Latte. Die Gäste blieben allerdings dran. Das Spielgerät wurde noch einmal in den Sechzehner gegeben. Erneut stand Fischer frei und setzte den Ball mit der letzten Spielaktion flach unten links zum Siegtreffer für den FCU in die Maschen.
„Die Jungs waren mental müde, stehend K.O. mit 70 Minuten lang einem Mann weniger bei 30 Grad und konnten einfach nicht mehr. Das Ende war einfach brutal von der Emotionalität her, vor allem aufgrund der Gesamtsituation, in der wir gerade sind, und dann noch nachdem, wir uns so stark zurück gefightet haben. Schlussendlich stehst du dann doch wieder mit leeren Händen da, weil wir es dann einfach nicht geschafft haben, in den letzten fünf Minuten alles weg zu verteidigen. Wir waren mit allen Männern hinten drin und trotzdem stehen zweimal mehrere Spieler sträflich frei. Das kann nicht sein. Das ist nicht zu erklären, wie man das nicht noch verlieren kann. Das habe ich noch nie erlebt. Dementsprechend war es ein extrem, extrem bitterer Nachmittag für uns“, führte Schmidt nach der Partie aus.
Trotzdem zeigte sich der SVB-Trainer mit der Leistung und Entwicklung seiner Mannschaft zufrieden: „Bis dahin haben wir ein richtig starkes Spiel gemacht. Im Besonderen die zweite Halbzeit war brutal gut. Wir haben fast nichts zugelassen, uns selbst Chancen erspielt und zurecht das Spiel gedreht. Am Ende bekommen wir aber dann einen solchen Genickschlag. In dieser Liga werden Unaufmerksamkeiten einfach brutal bestraft. Von den Ergebnissen sind wir jetzt an einem Tiefpunkt angekommen. Schlimmer kann es eigentlich fast nicht mehr kommen.“
Deshalb blickt der 36-Jährige positiv auf die nächsten Tage: „Ich hoffe, dass keiner in ein Loch fällt, sondern eine Jetzt-erst-recht-Stimmung aufkommt uns das Spiel uns noch weiter zusammenschweißt. Es kann jetzt aber nur noch nach vorne gehen. Der Großteil der Leistung hat gestimmt. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und viel davon umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir müssen es in Zukunft schaffen, das auch bis zum Ende durchzuziehen. Die nächste Möglichkeit, „den Bock endlich umzustoßen“, bietet sich am kommenden Samstag beim Aufsteiger TSV Murnau. Anpfiff im Werdenfelser Land ist um 16:00 Uhr.