2025-12-03T05:51:34.672Z

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Fußball Saison 2025/26 Landesliga 1. FC Garmisch-Partenkirchen Trainer Markus Ansorge im Juli 2025
Fußball Saison 2025/26 Landesliga 1. FC Garmisch-Partenkirchen Trainer Markus Ansorge im Juli 2025 – Foto: Andreas Mayr

"Nicht unter Bezirksliga" ‒ Ansorge will nach GAP-Aus wieder coachen

Trainer nach Rücktritt

Nach seinem Rücktritt beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen hat Markus Ansorge seinen Frieden gefunden. Jetzt sucht er eine neue Herausforderung.

In den vergangenen Tagen hat Markus Ansorge einen Anruf erhalten, der ihn sehr erstaunt hat. Der 1. FC Garmisch-Partenkirchen lud ihn zu seiner Weihnachtsfeier ein, obwohl er selbst Ende September seine Kündigung bei den Werdenfelsern eingereicht hatte. „Chapeau“, würdigte der ehemalige Trainer die außergewöhnlich menschliche Geste des Landesligisten.

So ratlos kannte ich mich nicht.

Markus Ansorge

Vielleicht hat der Coach, der am Samstag (22. November) seinen 59. Geburtstag feierte, im Stadion am Gröben mehr hinterlassen, als er es sich selbst zugestehen mag. Geht es nach der eigenen Einschätzung, bestand sein Vermächtnis in Selbstzweifeln und Selbstanfragen. „So ratlos kannte ich mich nicht“, gibt er zu. Rein sportlich gesehen hat er wenig bewirkt. In den zwölf Spielen unter seiner Ägide kratzte seine Mannschaft gerade zehn Punkte zusammen bei einem Torverhältnis von 15:35. Objektiv betrachtet ist das die Bilanz eines Absteigers.

In Garmisch eine Mannschaft zwischen Genie und Wahnsinn

Legt man aber die Lupe auf die Ergebnisse, verstärkt sich der Eindruck, dass Ansorge ein talentiertes Team betreute, das unkontrolliert zwischen Genie und Wahnsinn hin und her schwankte. Der FC war an guten Tagen in der Lage, ein überwältigendes Strohfeuer wie den furiosen 4:1-Erfolg im Derby gegen den TSV Murnau zu entfachen. An schlechten, und das waren die häufigeren, setzte es bittere Klatschen wie in Unterhaching (1:5), gegen Hallbergmoos (0:5), in Kastl (1:6) und gegen Kirchheim (0:5).

Eine Mannschaft mit guten Individualisten, die sich aber zu viele Fehler leistet

„Die Mannschaft besitzt unglaublich gute Individualisten“, lässt ihr ehemaliger Übungsleiter trotzdem nichts über sie kommen. Eine Einschränkung macht er jedoch. „Aber sie leistet sich zu viele leichte Fehler.“ Ansorge musste sich nach dreieinhalb Monaten eingestehen, dass er seine Mannschaft nicht wirklich besser machen konnte. Das war ein schmerzhafter Prozess. Seine Entscheidung, im Sommer nach Garmisch-Partenkirchen zu gehen, war höchst emotional. Unterhalb der Alpspitze war er aufgewachsen. An dieser Stätte wollte er etwas von Wert aufbauen. Umso schlimmer war es für ihn einzusehen, dass er den Verein nicht nach vorn, sondern in Richtung Bezirksliga brachte. „Da muss man sich eingestehen, dass man gescheitert ist“, zog er schweren Herzens für sich den Schlussstrich.

Das Gros der Mannschaft stand hinter mir.

Markus Ansorge

Die Ohnmacht, als erfahrener Trainer nicht zu seinen Kickern durchzudringen, blieb nicht ohne Spuren. Das lag überhaupt nicht am Charakter seiner Spieler. „Das Gros der Mannschaft stand hinter mir“, versicherte er. Weil er jedoch nur wenig bewirkte, wurde alles auf einmal zur Belastung. Die Anfahrt von seinem Wohnort Peiting nach Garmisch-Partenkirchen, die Rückfahrt, die Tausende von Kilometern, die er auf der Straße abspulte, die schlaflosen Nächte nach Pleiten wie in Kastl. „Das hat mich schon fertiggemacht“, sagt er.

1. FC verweilt weiter im Tabellenkeller

Auch Ansorge bewies Größe. Er reichte selbst seinen Rücktritt ein, um nicht den Vorstand in die Bredouille zu bringen, denn die Kritiker, die seinen Fall wünschten, scharten schon mit den Hufen. Verbessert hat sich die Lage am Gröben nach seinem Abschied nicht wirklich. Die Mannschaft brannte zum Einstand seines Nachfolgers Stefan Schwinghammer gegen Traunstein ein weiteres Strohfeuer ab, doch dann hielten mit dem Alltag auch wieder die Niederlagen ihren Einzug. Die Werdenfelser dümpeln auf Tabellenplatz 17 in der Landesliga Südost und damit auf einem direkten Abstiegsplatz.

Markus Ansorge besucht jetzt öfter Spiele seines Sohnes in Kaufering

Ansorge bereitet das und sein Abgang keinen Kummer mehr. „Für mich war es das Beste“, betont er. „Mir geht es sehr gut.“ Irgendwie scheint es, als hätte er seinen Frieden mit dem Intermezzo im ehemaligen Olympiaort geschlossen. „Ich will diese Zeit nicht missen“, verrät er, dass er daraus sogar Kraft für sich selber zieht. An den Wochenenden hat er nun frei und besucht öfter seinen Sohn Paul, der beim Bezirksligisten Kaufering kickt. Dort kam es im vergangenen September ebenfalls zu einem Trainerwechsel. Für Franco Simon übernahm Alexander Wagner, der nach acht Partien unter seiner Regie immer noch mit dem VfL ungeschlagen ist. Auch so einen Effekt kann ein neuer Coach auslösen.

In Denklingen hatte Ansorge erfahrene Spieler zur Verfügung

Aber vielleicht ist Markus Ansorge einfach schon etwas zu gefestigt, um einen solchen Sturm der Begeisterung in einem jungen Team zu entfachen. In Denklingen, wo er die vergangenen Jahre ausgezeichnete Arbeit geleistet hat, kamen zwei Faktoren zusammen, die den Erfolg garantierten. Eine Mannschaft, deren Leistungsträger in der Blüte standen und zahlreiche Erfahrungen auch bei anderen Klubs gesammelt hatten. Und ein routinierter Trainer, der wusste, wie er erwachsene Männer anzusprechen und zu behandeln hatte, die in Beruf und Familie selbst schon Verantwortung übernahmen. „Das hat super funktioniert“, erinnert er sich gern zurück.

Geeignete Stellen sind dünn gesät

Aber was ist die Konsequenz aus den beiden höchst unterschiedlichen Erfahrungen in Garmisch-Partenkirchen und in Denklingen? Ansorge möchte auf jeden Fall wieder trainieren, nicht ohne dabei eine entscheidende Einschränkung zu treffen. „Unter Bezirksliga mache ich es nicht.“ Im Landkreis Weilheim-Schongau bieten sich ihm kaum interessante Projekte, zumal die Trainerstellen mit guten Leuten besetzt sind. Ansorge wird also in den Westen Richtung Allgäu ausweichen müssen, wenn er sein Ziel realisieren möchte. Es sei denn, es geschieht etwas Unerwartetes, was im Fußball immer wieder passieren kann.

„Als Trainer muss man zur rechten Zeit frei sein“, hat ihm sein Mentor Ewald Nagel einmal gesagt. Weil er diesen Rat beherzigt, wird sich Ansorge auch nirgendwo bewerben, sondern warten, bis das Glück zu ihm kommt. Denn irgendwie hat sich der ehemals Rastlose in seinem neuen entspannten Dasein gemütlich eingerichtet. „Jetzt schlafe ich normal ein“, sagt er. Und vielleicht träumt er wieder davon, wie schön Fußball sein und welche besondere Rolle er noch spielen kann.

Aufrufe: 026.11.2025, 06:30 Uhr
Christian HeinrichAutor