Zuletzt gab es ja positive Nachrichten (FuPa berichtete). Das ändert aber vorläufig einmal nichts daran, dass die SpVgg Bayern Hof eine der größten Krisen seiner 115-jährigen Geschichte durchlebt. Dem Traditionsclub droht die Insolvenz, weshalb sich die Verantwortlichen dafür entschlossen haben, damit verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen - und Spenden zu sammeln. Schwierige Zeiten auf der Grünen Au, die Einfluss auf die sportliche Situation der Schödel-Truppe, die ohnehin nicht zufriedenstellend ist, haben? Kapitän Nico Schmidt spricht im FuPa-Interview für das Team - und gewährt einen sehr ehrlichen Einblick in das Innere der Mannschaft, die im Tabellenkeller der Bayernliga Nord feststeckt...
Nico, der SpVgg Bayern Hof droht die Insolvenz, weshalb der Verein eine Spendenaktion ins Leben gerufen hat. Weist Du auf Anhieb und ohne zu spicken, wie viel Geld inzwischen eingegangen ist?
Wenn ich mich nicht täusche, ist innerhalb einer Woche eine beachtliche Summe von knapp 16.000 Euro zusammengekommen. Ich gehe davon aus und hoffe, dass mittlerweile weitere Spenden eingegangen sind.
Wie stellt sich aus Deiner Sicht die Lage auf der Grünen Au derzeit dar? Wie dramatisch ist die Situation?
Es ist nun mal so, dass genauso wie wir Spieler am Platz Fehler machen, dies leider auch bei den Verantwortlichen geschehen ist. Das ist menschlich. Daher brauchen wir nun nicht lange um den heißen Brei reden: Es ist 5 vor 12!
Eine erste Deadline ist der 15. Februar. Es sieht aber gut aus, dass bis dahin erste Löcher gestopft werden können, sodass es weitergehen kann. Wie geht das Team mit der dennoch ungewissen Lage um? Stellst Du fest, dass die Motivation gesunken ist - gerade während der intensiven und deshalb oft gehassten Vorbereitung?
Ehrlich gesagt gab es im ersten Moment natürlich viel Redebedarf und nicht jeder war glücklich, was aber vor allem damit zu tun hatte, dass einige Spieler aus unterschiedlichsten Gründen auf ihr Gehalt angewiesen sind. Jedoch muss man deutlich sagen, dass beinahe jeder Spieler hier nicht wegen des Geldes, sondern wegen dem sportlichen Anreiz Bayernliga und der tollen Gemeinschaft spielt. Wir haben seit Beginn der Saison ein großes Ziel, das über allem steht: Der Klassenerhalt! Daran ändern auch die Geldsorgen nichts. Jeder freut sich nach wie vor, auf der Grünen Au Fußball spielen zu dürfen.
Ein Grund für die finanzielle Schieflage ist eine zu teure Mannschaft. Den Bogen etwas weiter gespannt: Hinkt die Mannschaft, die sich im Abstiegskampf der Bayernliga Nord, den Ansprüchen der Verantwortlichen hinterher? Bringt das Team zu wenig?
Das muss ich ganz klar zurückweisen! Ich bin lange dabei und weiß: Jeder einzelne Spieler gibt im Rahmen seiner Möglichkeiten 100 Prozent. Ich habe bereits folgenschwere Fehler angesprochen, diese darf man nicht schönreden. Jeder, der Ahnung vom Fußball hat, weiß dies auch einzuordnen.
Um den Verein zu unterstützen, hat sich die Mannschaft auf einen Gehaltsverzicht verständigt. Wie schwierig waren diese Verhandlungen?
Relativ unkompliziert. Es gab eine Spielersitzung, in der wir uns recht schnell einig waren, dass jeder seinen Teil beitragen wird. Dass somit inklusive Staff und Jugendtrainern knapp die Hälfte des Fehlbetrages korrigiert werden konnte, ist besonders!
Bist Du aktuell mehr denn je mehr als nur Spieler?
Aufgrund der Geschehnisse versuche ich, meine Erfahrung zum Wohle des Vereins zuletzt doch etwas mehr als normal einzubringen. Denn wir dürfen nie den Blick für den maximalen Erfolg verlieren. Jedoch vertraue ich, wie auch die komplette Mannschaft, nach wie vor auf die richtigen Entscheidungen der Clubführung.
Als Spielführer bist Du eines der Gesichter der SpVgg Bayern Hof. Ist es aktuell eine große Bürde, als Repräsentant eines "Krisenvereins" zu gelten?
Nein, auf keinen Fall! Jeder, der so darüber denkt, hat keine Ahnung. Kapitän von Bayern Hof zu sein, macht mich zu jedem Zeitpunkt stolz - egal wie es um den Verein steht. Viele Leute sprechen einen darauf an, sind aber nicht negativ, sondern wollen eher die Hintergründe verstehen.
Was stimmt Dich positiv, dass es trotz sportlich nicht zufriedenstellender Zwischenbilanz und den Geld-Schlagzeilen am Ende doch noch mit dem direkten Klassenerhalt in der Bayernliga Nord klappt?
Grundvoraussetzung Nummer 1 im Abstiegskampf ist, dass jeder Spieler bis zum Schluss 100 Prozent gibt. Dass wir das können, haben wir bereits vor zwei Jahren mehr als deutlich bewiesen. Und daran hat sich bis jetzt nichts verändert. Haben allen voran unsere Stürmer jetzt noch die nötige Entschlossenheit vor dem Tor, wüsste ich nicht, was dem direkten Klassenerhalt im Wege stehen sollte.
Was stimmt Dich positiv, dass die SpVgg Bayern Hof nicht nur die drohende Insolvenz abwendet - sondern ähnliche Dramas künftig verhindert?
Ich habe es bereits erwähnt. Dies wird nur funktionieren, wenn alle wichtigen Positionen mit Erfahrung, Knowhow und dem nötigen sportlichen Ehrgeiz, sich stetig verbessern zu wollen, besetzt sind. Das Sportliche sollte in der Bayernliga über allem stehen, keine persönlichen Interessen. Sollte das in Zukunft wieder gelingen, wird auch in Hof wieder die Sonne scheinen.
Was stimmt Dich positiv, dass der Traditionsverein gestärkt aus dieser Krise hervorgeht?
Viele Dinge müssen nach und nach umstrukturiert und auch einige Positionen anschließend neu besetzt werden. Der Verein wird aus all den jüngsten Fehlern lernen und es in Zukunft deutlich besser machen.
Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft!