2024-05-17T14:19:24.476Z

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Manfred Starke ist bereit, alles für seinen neuen Verein zu geben.
Manfred Starke ist bereit, alles für seinen neuen Verein zu geben. – Foto: sampics

Neulöwe Starke „hat Bock“ auf Blau: „1860 hat Strahlkraft, das ist ein geiler Verein“

Mittelfeldmann Starke im Interview

Erst vergangene Woche verpflichteten die Löwen Manfred Starke. Der Deutsch-Afrikaner scheint mit seiner Art und Einstellung zu den Blauen zu passen.

Windischgarsten – Manfred Starke muss schmunzeln, als die Frage kommt, er hört sie nicht zum ersten Mal – die Frage nach seiner ebenfalls Fußball spielenden Schwester. „Wahrscheinlich ist sie sie bessere Spielerin – Sandra spielt Bundesliga“, sagt der Neulöwe und lacht: „Was meine Schwester macht, davor ziehe ich den Hut.“

Fußballer-Familie Starke: Schwester Sandra bei RB, Manfred als Neulöwe und Drittliga-Routinier

Nationalspielerin, Double-Gewinnerin mit Wolfsburg 2022, jetzt zu Aufsteiger RB Leipzig gewechselt – das ist Sandra Starke, die 29 Jahre alte Offensivspielerin. Ihr Bruder Manfred zum Vergleich: Auch Offensivspieler, aber zwei Ligen tiefer zu Hause. 237 Drittligaspiele für Rostock, Jena, Lautern, Zwickau, Oldenburg. Nur zu Beginn seiner Karriere durfte Starke in die 2. Liga reinschnuppern (fünf Einsätze). Aber immerhin: Auch der drei Jahre ältere Bruder ist Nationalspieler – nicht wie Sandra für den DFB, sondern für Namibia.

Wie das kommt? Der Name Manfred Starke verrät nicht auf Anhieb seine afrikanische Herkunft. Die Kurzbiografie: Der Urgroßvater wanderte aus, die Familie blieb in der früheren deutschen Kolonie hängen. Manfred und Sandra wuchsen in der Hauptstadt Windhoek auf, für dortige Verhältnisse im Wohlstand. „So was wie Bus und Bahn gibt es dort nicht“, berichtet er: „Meine Eltern mussten uns mit dem Auto zur Schule fahren.“

Manfred Starkes Schwester Sandra spielt in der 1. Frauen-Bundesliga.
Manfred Starkes Schwester Sandra spielt in der 1. Frauen-Bundesliga. – Foto: IMAGO/Darius Simka

Papa Richard war ebenfalls Fußballer und später Trainer – so kam es, dass sich der kleine Manni bei einem Lehrgang zeigen durfte. Er konnte offenbar schon damals gut mit dem Ball umgehen. Es ergab sich die Chance, ins Jugendinternat von Hansa Rostock umzusiedeln. Dort legte er ab dem 13. Lebensjahr den Grundstein für seine bewegte Laufbahn.

„Es ging echt schnell – weil ich einfach Bock hatte auf die Geschichte.“

Manfred Starke über seinen Wechsel zu 1860

Dass ihn die im Alter von 32 nach München führt, empfindet Starke als großen Glücksfall. Die erste Kontaktaufnahme seitens der Löwen sei am letzten Samstag im Juni erfolgt: „Sonntag hatte ich das Gespräch mit dem Trainer, Dienstag den Medizincheck. Es ging echt schnell – weil ich einfach Bock hatte auf die Geschichte.“

Wobei er eine gewisse Vorprägung hatte, nicht nur wegen seiner aus Wolfratshausen stammenden Frau. Auch wegen diverser Begegnungen auf dem Spielfeld – die meisten mit keinem guten Ende für die Löwen. Bei Jenas 3:1-Coup in Giesing servierte er zwei Torvorlagen (2018), mit Zwickau lief es 2021 ebenso gut (2:0).

Dazu kommt die recht frische Wunde, die er 1860 bei Gorenzels Trainerdebüt in Oldenburg zufügte: Sonntagsschuss aus 40 Metern – Treffer, versenkt. Starke sagt, es habe ihm immer Spaß gemacht, gegen die Löwen zu spielen: „Aber jetzt freue ich mich, dass drei Viertel des Grünwalder Stadions vielleicht nicht gegen, sondern für mich sind.“

Starke variabel im Mittelfeld: Unter Jacobacci als Achter gesetzt, könnte auch als Sechser spielen

In Maurizio Jacobaccis Mannschaft ist der torgefährliche Starke als linker Achter eingeplant. Er könne aber auch als Sechser aushelfen, sagt er – wie zuletzt in Oldenburg. Der Eindruck, den man schnell gewinnt: Starke ist einer, der weiß, wie Fußball funktioniert. Der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Und er ist einer, der gut ankommen wird im Team – schon wegen der nicht alltäglichen Abenteuer auf seinem deutsch-afrikanischen Lebensweg.

Weitere Auszüge: Mit Namibia nahm er am Afrika-Cup 2019 teil, lerne dort auch Collin Benjamin kennen („Super Typ“); damals war der Ex-Löwe Co-Trainer, heute ist er Chef der „Brave Warriors“. Nicht Starkes einziger internationaler Auftritt. Bereits als Teenager nahm er an einer U 18-WM teil – im Faustball, einer Unterart des Volleyballs. „Der Vater von meinem besten Kumpel in Namibia hat das gespielt, und weil ich zu dem Zeitpunkt unten war, hab ich einfach mitgemacht.“

Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich bieten – auch das ist Starke, den das Leben zu einem weltoffenen Profi gemacht hat. Auch jetzt, bei seinem zunächst auf ein Jahr befristetet Giesing-Gastspiel, will er positive Erlebnisse sammeln. Er sagt: „1860 hat Strahlkraft, das ist ein geiler Verein. Wir müssen daran arbeiten, dass wir etwas zurückgeben auf dem Platz.“ Und der charismatische Löwe mit Wurzeln in Afrika – er scheint bestens zu diesem facettenreichen, niemals langweiligen Club zu passen. (Uli Kellner)

Aufrufe: 04.7.2023, 06:08 Uhr
Uli KellnerAutor