
Wer ist der neue Investor der Löwen? Selbst Reisinger-Nachfolger Mang rätselt. Dennoch ist der 1860-Präsident optimistisch und träumt vom Aufstieg.
München – Es ist eine seltsame Stimmung im Löwen-Trainingslager in Ulrichsberg: Während die Spieler am Montag zweimal schwitzten, kreisten die Gedanken der mitgereisten Fans um ganz andere Themen. Der Rückzug von Hasan Ismaik, der Verkauf seiner Anteile an eine geheimnisvolle Schweizer Familienholding, der Führungswechsel im Verein – zu viel Gesprächsstoff für eine 90-minütige Trainingseinheit. Passend dazu zog um die Mittagszeit dichter Nebel über das Chaletdorf INN’s Holz, das bis Sonntag die Heimat der Mannschaft ist. Eine weiße Wand der Ungewissheit – sinnbildlich für das, was sich derzeit rund um den Traditionsclub abspielt.
Schon der Anteilsverkauf war eine Operation unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der Käufer? Eine angeblich „solvente“ Investorengruppe, von der bislang kaum mehr bekannt ist als der Sitz in der Schweiz. Die Summe? Offen, aber augenscheinlich ausreichend, um Ismaik zufriedenzustellen – und 1860 München schuldenfrei zu machen. Die zentrale Frage, die alle umtreibt: Wer hat sich da eigentlich bei den Löwen eingekauft?
Immer wieder fällt der Name Emil Frey Holding AG (Zürich, Jahresumsatz 11 Milliarden Euro), auch der Konzern Liebherr wurde genannt. Bestätigt ist bislang nichts. Seit der Erstmeldung am Samstag stochern nicht nur Fans im Nebel, sondern auch der neue Präsident Gernot Mang – der Nachfolger von Robert Reisinger, der den Deal in den letzten Wochen seiner achtjährigen Amtszeit maßgeblich vorangetrieben hat.
Er kenne die neuen Geldgeber noch nicht persönlich, sagte Mang am Sonntag in einer kleinen Presserunde nach seiner Wahl. Sein Ziel: schnellstmöglich Kontakt aufnehmen, sich austauschen und gemeinsam ein Konzept für die kommenden Jahre entwickeln. Stadionausbau, Turnhallenbau – all das soll Teil eines neuen, gemeinsamen Wegs sein. „Wie ich es immer sage: Es kann nur um Sechzig gehen. Nicht um die KGaA, nicht um den e.V. – im Vordergrund muss immer der Verein stehen.“
Und die Ausgangslage könnte tatsächlich schlechter sein, als sie sich gerade darstellt. „Wir haben eine Mannschaft, die um den Aufstieg mitspielen kann“, betont Mang: „Es ist eine wahnsinnige Aufbruchsstimmung zu spüren. Die Leute wollen Erfolg. Der Verein zieht langsam wieder an einem Strang. Jetzt haben wir ein neues Präsidium, dessen Aufgabe darin besteht, frischen Wind hereinzubringen.“
Ursprünglich war angedacht, dass sich die neuen Investoren heute oder morgen der Presse vorstellen. Inzwischen zeichnet sich ab: Das war zu kurzfristig gedacht. Die Tendenz geht Richtung Ende der Woche – oder kommende Woche, wenn man zurück in München ist.
Mang hingegen reist am Mittwoch nach Ulrichsberg, um die Mannschaft und die Begleiter des Teams kennenzulernen. Sein Optimismus ist groß, dass die düsteren Jahre bei 1860 vorbei sein könnten. „Als ich am Samstag den Anruf bekommen habe, war mein erster Gedanke: Wenn das wirklich stimmt, dann ist es ein Traum. Jetzt müssen wir schauen, was wirklich drinsteckt.“ Der Nebel der Ungewissheit – er wird sich lichten. Spätestens am 1. August, wenn die Löwen in Essen in die neue Saison starten, wird klarer sein, wohin die Reise geht. (Uli Kellner)