Nesselers Traumtor bringt Ratingen 04/19 den Sieg

Die Antwort: Daniel Nesseler. Der Ratinger zog aus 28 Metern, also kurz hinter dem Mittelkreis, direkt ab und hämmerte den Ball über den vergeblich springenden ETB-Torwart Michele Cordi unter die Latte ins Netz. 1:0 für 04/19, dabei blieb es.

Es war Nesselers erstes Saisontor, und viel schöner hätte es nicht sein können. Der Zugang von den Drexel Dragons, einer Universitätsmannschaft aus Philadelphia, hatte eine bärenstarke Vorbereitung gespielt und sich damit klar für die Stammformation des Ratinger Mittelfeldes empfohlen. Als Not am Mann war, sprang der 25-Jährige auch als Innenverteidiger ein, doch dann verletzte er sich. Erst in der Vorwoche hatte er sein Liga-Comeback gegeben und 17 Minuten beim 3:1 gegen Union Frintrop mitgewirkt.

Auch das ETB-Spiel begann für Nesseler auf der Ersatzbank, Trainer Martin Hasenpflug wollte nach vier Ligasiegen in Serie nicht groß wechseln. Doch Emre Demircan war nicht auf seinem vollen Leistungslevel, nachdem eine Erkältung den Spielmacher schon das Freitagstraining gekostet hatte. Also entschied sich Hasenpflug in der Pause zum Wechsel und brachte Nesseler, der wenig Anlaufzeit brauchte. Nach 49 Minuten spielte er einen starken Seitenwechsel auf Ali Can Ilbay, der in der Folge einen Freistoß aus dem Halbfeld schnell ausführte und Nesseler fand, der allerdings frei vor Cordi über das ETB-Tor schoss.

Der nächste Abschluss war dann dieser unglaubliche, präzise Hammer unter die Latte. „Das war einfach nur geil“, fasste der Siegtorschütze seinen Fußballtag zusammen und ergänzte: „Mir war klar, dass es nach der Verletzung dauern würde, bis ich wiederkomme, zumal die für mich mental schwierig war, weil ich sie vor ein paar Jahren schon einmal hatte. Das Trainerteam hat mich aber super unterstützt und mir gesagt, dass ich mir Zeit lassen soll.“

Das scheint sich gelohnt zu haben, wenn man dieses Traumtor gesehen hat. „Wir wissen, was Daniel kann“, sagte Hasenpflug und ergänzte: „Er kommt nach der Verletzung immer besser in Tritt und war jetzt auch schon ganz nah dran an der Startelf.“ Nesseler sagte über seinen siegbringenden Abschluss: „Ich weiß, dass ich einen guten Schuss habe, und es ist bei mir immer so: Wenn ich den Ball im Rückraum bekomme, gibt es einen Kontakt, und dann drauf damit. Die Position war dafür natürlich super, aber den macht man auch nicht alle Tage rein. Es gibt so Spiele, die 50:50 sind, und dann entscheiden es solche Situationen manchmal.“

Denn die Partie hätte auch anders ausgehen können. Die Essener kamen besser ins Spiel und verzeichneten die ersten Abschlüsse, 04/19-Innenverteidiger Gianluca Silberbach musste in der 17. Minute auf der Linie klären gegen den Schuss von Samuel Owusu Addai. Dann waren die Ratinger der Führung näher, Ali Hassan Hammoud schüttelte im Solo über den halben Platz gleich drei Essener Verteidiger ab, verfehlte aus spitzem Winkel aber die lange Ecke (20.). Die größte Chance vergab Kapitän Erkan Ari, der nach Pass von Bo Lasse Henrichs im Strafraum clever verzögerte, den Ball dann aus sechs Metern aber ans Außennetz schoss (35.). In Hälfte zwei setzte Essens Timur Mehmet Kesim einen Kopfball knapp über das Ratinger Tor (52.), nach Nesselers Treffer ließ sein Team noch gute Konterchancen aus, dann war Schluss.

Damit bleibt 04/19 erster Verfolger des Spitzenreiters Sportfreunde Baumberg, gegen den es in knapp zwei Wochen geht. „Da werden wir ein schönes Spiel haben, wenn wir vorher auch am Freitag in Mülheim gewinnen können“, sagte Nesseler, dem eines an 04/19 imponiert: „Was bei uns echt super ist: Egal, wer von der Bank kommt, wir büßen nie an Qualität ein, sondern können sie manchmal sogar noch heben. Wir haben wieder als Team eine starke Leistung gebracht, und das gegen den spielerisch stärksten Gegner, den wir bisher hatten.“

Sein Trainer ergänzte: „Ein Kompliment an das ganze Team. In der zweiten Halbzeit waren wir besser drin, das Tor war dadurch auch verdient. Danach hatten wir Essen im Griff, die Innenverteidigung stand gut, Dennis Raschka im Tor war vor allem bei Standards immer zur Stelle gegen die vielen kopfballstarken Spieler. Am Ende sind wir hochzufrieden mit drei Punkten gegen einen guten Gegner, der auch einen guten Lauf mit fünf Pflichtspielsiegen in Folge hatte.“ Und den man in rund zwei Wochen wiedersieht: Erstmals seit sieben Jahren hat 04/19 wieder ein Heimspiel im Niederrheinpokal, als Gegner im Achtelfinale, das zwischen dem 24. und 26. Oktober gespielt wird, wurde eben jener ETB zugelost. Die Essener werden spätestens dann wissen, zu welchen Schüssen Daniel Nesseler in der Lage ist.