2024-04-29T14:34:45.518Z

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Ein besonderer Nachruf für einen besonderen Fortunen.
Ein besonderer Nachruf für einen besonderen Fortunen. – Foto: Diverse

Nachruf: Mach’s gut, Aleks Spengler!

Fortunas Betreuer-Legende Aleks Spengler ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Verein trauert um einen stets loyalen Mitarbeiter und einen guten Menschen. Ein sehr persönlicher Nachruf.

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Dein letztes Timing, lieber Aleks, war mies. Das musst du schon zugeben. Natürlich hätte es keinen guten Zeitpunkt für mich gegeben, von deinem Tod zu erfahren. Aber musstest du dir dafür ausgerechnet die Hochzeit meiner Tochter aussuchen?„Na und? Da hast du halt Pech gehabt, du blöder Hund“, hättest du jetzt wahrscheinlich zu mir gesagt. Oder eine noch härtere Beleidigung benutzt – die du dann aber sofort mit einem breiten Lächeln und einer Umarmung abgemildert hättest.

Nein, nicht abgemildert: Du hättest uns beide wie immer damit zum Lachen gebracht, weil wir diesen herzlichen Spott einfach immer gern gepflegt haben. Als nettes Spiel, bei dem manche Umstehende so indigniert aus der Wäsche geschaut haben, dass wir schon wieder lachen mussten.

Aleks Spengler lebt also tatsächlich nicht mehr, und ich kann es auch einige Stunden später immer noch nicht fassen. Ich habe fast mein komplettes Berufsleben mit dir verbracht, aber ich habe es nie als eine berufliche Verbindung betrachtet. Ganz einfach, weil du mich wie die meisten anderen Journalisten-Kollegen fast aller Medien immer sehr freundlich (oder eben herzlich beleidigend) behandelt, aber nie Interna an uns ausgeplaudert hast.

Du hast alles gewusst, was in der Kabine bei Fortuna los war. Von Anfang an, seit du 1990 das Amt des Mannschaftsbetreuers übernommen hast und als noch niemand ahnen konnte, dass du einmal die Bezeichnung „Kultbetreuer“ erwerben würdest. Aber du hast uns nichts davon verraten, so gern wir das für unsere Artikel auch gehört hätten. Weil die Spieler und auch die Trainer dir vertraut haben. Und du hattest dieses Vertrauen vollauf verdient.

Du warst der Kummerkasten der Fortuna-Spieler, dir konnten sie sich anvertrauen, du hast ihnen bei allen Problemen des Alltags geholfen. Nie hast du dich auf deinen Feierabend berufen oder darauf, dass dies oder das nicht zu deinem Job gehöre. Du hast einfach geholfen.

Nicht nur den Spielern übrigens. Ich werde nie vergessen, wie du vor etlichen Jahren am Rande eines Auswärtsspiels mal mit verschwörerischer Miene zu mir gekommen bist. „Du bist doch auch Fan der Toten Hosen oder?“, hast du gefragt. „Hast du schon mitbekommen, dass die demnächst unter falschem Namen im Tor 3 spielen? Mit den Ärzten als Vorgruppe, auch unter falschem Namen? Wenn du Lust hast, nehme ich dich und deine liebe Frau mit.“

Natürlich hatten wir Lust. Du hattest dir keine Vorteile von diesem tollen Angebot versprochen, du wolltest mir einfach eine Freude machen. Und als du mir die Karten gegeben hast, hast du natürlich gesagt: „Hier hast du, du Ar…“ Und hast gelacht und mich in den Arm genommen.

„Ich bin wie eine Katze, ich habe neun Leben“, hast du mir anlässlich deines 70. Geburtstags im Oktober 2021 erzählt. „Aber einige habe ich schon verbraucht. Mit zwei Jahren hat mich ein Polizeiauto angefahren, ich hatte eine Schädelfraktur. Mit zehn bekam ich eine Hirnhautentzündung mit Kinderlähmung, zwei Jahre später noch einmal. Hepatitis B hatte ich auch, dann eine schwere Bandscheibengeschichte, gegen die ich so starke Medikamente nahm, dass mein Magengeschwür platzte. Im Krankenhaus bekam ich auch noch Tuberkulose und vor ein paar Jahren Hirnblutungen. Gott sei Dank habe ich alles irgendwie überstanden.“

Wir alle haben uns jedes Mal für dich gefreut. Und wir haben mit dir gelitten, als du Anfang 2023 die Diagnose Lungenkrebs erhieltest. Du hast den Kampf damals angenommen, so wie immer. „Manchmal habe ich meine Tiefpunkte und frage mich, wofür ich eigentlich kämpfen soll“, hast du zugegeben. „Aber dann sehe ich meine Familie und weiß es sofort wieder. Ich kämpfe nicht für mich, ich kämpfe für meine Familie.“

Für deine Ehefrau Bea und deinen Sohn Luca hast du alles getan, für sie hast du gelebt. Und für die Fortuna natürlich, zusammen mit deiner sportlichen Jugendliebe Roter Stern Belgrad der Inhalt deines Sportlerlebens. Du bist dem Verein treu geblieben, auch über den Ruhestand als Betreuer hinaus, hast interne Post ausgefahren, den Verein bei gesellschaftlichen Events wie zum Beispiel dem Fortuna-Renntag auf der Grafenberger Galoppbahn vertreten.

Du hast den Verein mit Leidenschaft verteidigt, wenn ihm deiner Meinung nach Unrecht getan wurde, bei Facebook zum Beispiel. Denn du bist immer ein Fortune geblieben, bis zum letzten Moment. Und dieser ist nun leider viel zu früh gekommen. Bea und Luca werden dich sehr vermissen, deine Freunde werden dich sehr vermissen. Und ich werde dich schmerzlich vermissen und oft an dich denken. Mach’s gut, lieber Aleks. Und irgendwann, irgendwo beleidigst du mich hoffentlich mal wieder. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Aufrufe: 014.4.2024, 08:30 Uhr
Bernd JolitzAutor