2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Mit dem, was er am Wochenende erleben musste, kann Lutz Radojewski nur schwer leben.
Mit dem, was er am Wochenende erleben musste, kann Lutz Radojewski nur schwer leben. – Foto: M.Saysay

MSV Düsseldorf: Spieler Lutz Radojewski kündigt Konsequenzen an

Schmährufe statt Mitgefühl: Der MSV Düsseldorf mit Spieler Lutz Radojewski haben beim FC Remscheid wohl einen Spießrutenlauf erlebt. Deshalb will der 31-Jährige solange nicht mehr am Niederrhein spielen, bis der Verband etwas unternommen hat.

Ein altehrwürdiges Stadion, Naturrasen und ein traditionsreicher Gegner – es hätte ein toller Fußballnachmittag für Lutz Radojewski und den MSV Düsseldorf werden können. So verheißungsvoll die Vorzeichen auch waren, so bitter ist der Nachgeschmack, den der vergangene Sonntag bei allen Beteiligten aufseiten des Landesligisten hinterließ. Und das hatte nichts mit der 1:4-Niederlage beim FC Remscheid zu tun.

Vielmehr ging es um die Begleiterscheinungen, die sich im Röntgenstadion auch schon vor dem Anpfiff ereigneten. So wurde die Schweigeminute in Gedenken an die marokkanischen Erdbeben- und lybischen Flutopfer von ein paar Unbelehrbaren auf beschämende Art und Weise gestört. „Da wurden diskriminierende Äußerungen getätigt, die ich im Mittelkreis stehend deutlich hören konnte“, sagt Radojewski.

Für den 31-Jährigen folgte danach ein 90-minütiger Spießrutenlauf mit persönlichen Beleidigungen, die für ihn das Fass zum Überlaufen brachten. „Ich spiele schon lange Fußball, habe mit Waldhof Mannheim auch schon vor 30.000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund gespielt und einiges erlebt. Aber am Sonntag habe ich mich wirklich geschämt. Ich war froh, dass aus meiner Familie niemand vor Ort war“, gesteht der Routinier. Die permanenten Diffamierungen waren aber nur ein Aspekt, der Radojewski übel aufstieß. Ebenso nachdenklich stimmte ihn das Verhalten des Gastgebers und des Schiedsrichters. „Es kam weder eine Durchsage des Stadionsprechers, diese diskriminierenden Äußerungen zu unterlassen, noch hat sich vom FC Remscheid bislang jemand beim MSV oder bei mir entschuldigt. Und auch vom Unparteiischen, der gut gepfiffen hat, hätte ich erwartet, dass er einschreitet beziehungsweise die Vorkommnisse festhält.“

Beschwerde beim FVN eingereicht

Für Radojewski ist es nicht damit getan, die Missstände nur anzusprechen. Er kündigt darüber hinaus auch Konsequenzen an. „Ich erwarte, dass sich der FC Remscheid, die Schiedsrichter und der Fußballverband Niederrhein als Reaktion auf das, was am Sonntag passiert ist, klar von Diskriminierung und Mobbing distanzieren.“ Geschieht dies nicht, wird Radojewski nicht nur am kommenden Sonntag vom Derby gegen die Turu fernbleiben. „Dann werde ich unter dem Dach des Fußballverbandes Niederrhein kein Fußball mehr spielen.“ Von seinem Klub erhält Radojewski volle Rückendeckung. Der MSV reichte inzwischen auch offiziell Beschwerde beim Verband ein.

Verband hat um Schweigeminute gebeten

Der Fußballverband Niederrhein bat im Vorfeld seine Vereine im Rahmen der Spiele am Wochenende (16./17. September 2023) um eine Schweigeminute, um der unfassbaren Anzahl an Opfern der verheerenden Naturkatastrophen in Libyen und Marokko zu gedenken. In Libyen haben heftige Unwetter zu dramatischen Überflutungen geführt, in Marokko kämpfen die Menschen mit den Folgen eines schweren Erdbebens.

„Aus den Katastrophengebieten erreichen uns Bilder, die fassungslos und traurig machen. Die Schicksale der Menschen berühren uns tief“, teilte FVN-Präsident Peter Frymuth mit. „Viele Fußballerinnen und Fußballer aus der Fußballfamilie am Niederrhein haben Verwandte und Freunde in den betroffenen Regionen. Wir sollten mit ihnen gemeinsam als Team einen Moment innehalten.“

MSV Düsseldorf meldet sich auf Facebook

Unter dem Spieltagsbeitrag des FC Remscheid hat sich der MSV Düsseldorf auch öffentlich gemeldet. Der Verein schrieb: "Wer waren denn diese tollen Zuschauer? Erstmal während der Schweigeminute rassistisch beleidigen und dann den Lutz Radojewski durchgehend beleidigen. Tolle Vorbilder. Und dann den Sieg noch mit diesen Knalltüten feiern. Glückwunsch! Ihr seid toll. Manchmal ist Fußball nur zweitrangig." Eine Stellungnahme vom FC Remscheid gibt es bislang noch nicht.

Aufrufe: 020.9.2023, 08:00 Uhr
RP / Marcus Giesenfeld / anüAutor