2025-02-10T17:39:24.074Z

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Angespannt, aber nicht schwer beunruhigt: Haching-Boss Manni Schwabl.
Angespannt, aber nicht schwer beunruhigt: Haching-Boss Manni Schwabl. – Foto: IMAGO/Fotostand / Schaefer

Millionenlücke zwingt Haching zu Stellenabbau und Sparkurs: „Müssen jeden Stein umdrehen“

Etat soll stark gekürzt werden

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Haching-Präsident Manfred Schwabl steht unter Zugzwang: Die SpVgg Unterhaching muss massiv einsparen. Zahlreiche Jobs sollen abgebaut werden.

Zum Abschluss des Jahres ist im Sportpark Unterhaching ein Kontrastprogramm geboten. Am Samstag kommt Tabellenführer Dynamo Dresden mit seinen reise- und singfreudigen Fans zum letzten Drittligaspiel der Hinrunde (14 Uhr). Ziel von Interimscoach Sven Bender ist, den guten sportlichen Eindruck zu bestätigen, den der Tabellenvorletzte beim 3:3 auf der Bielefelder Alm hinterlassen hat.

SpVgg Unterhaching muss ein Viertel des Etats einparen

Drei Tage später wird es dann richtig besinnlich im Sportpark. Erneut wird das Stadion an Heiligabend Schauplatz eines Ökumenischen Gottesdienstes. Über das Programm ab 16.30 Uhr schreiben der katholische Pfarrverband und die evangelische Heilandskirche: Krippenspiel hören, gemeinsam Weihnachtslieder singen – und beten.

Denkbar ist, dass Pfarrerin Katja Deffner (ev.) und Pfarrer Axel Windecker (kath.) dann auch die im Sportpark beheimatete SpVgg mit in ihre Gebete einschließen. Jeder Beistand scheint gerade willkommen zu sein, denn die Informationen, die unsere Zeitung aus dem Umfeld des Vereins erhielt, haben nichts von vorweihnachtlicher Leichtigkeit. Zu hören ist, dass der Aufsichtsrat der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA dem Präsidium um Manni Schwabl die Pistole auf die Brust setzt.

Aufsichtsrat fordert Personalbau

Satte 2 Millionen Euro sollen bis zum Ende dieser Saison eingespart werden – bei einem Etat von rund 8 Millionen Euro (Gesamtverein), der u. a. das NLZ und die Stadion-Gastronomie umfasst. Gefordert wird auch ein rigider Personalabbau. Bis zu 25 Stellen sollen eingespart werden. Dass der erste Mitarbeiter bereits seine Papiere erhalten hat, ist verbürgt. Was die finanzielle Misere für den geplanten Kauf des Sportparks bedeutet, kann man bisher nur ahnen.

Als die SpVgg Ende November den Notartermin platzen ließ, mit dem der 7,5-Mio.-Euro-Deal mit der Gemeinde fixiert werden sollte, sagte Schwabl zu unserer Zeitung: „So ein Kaufvertrag ist ja keine Vereinbarung von der Stange.“ Alles müsse sorgfältig geprüft werden. Aber: „Die wollen weiter verkaufen, wir wollen kaufen – und so wird es am Ende auch kommen.“

„Die Einnahmenseite in der 3. Liga ist halt irgendwann erschöpft, auf der anderen Seite hast du Kosten, die immer mehr steigen.“

Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching.

Auch gestern schaltete Schwabl in den Beschwichtigungsmodus, als ihn unsere Zeitung mit den alarmierenden Meldungen konfrontierte. Alles sei „ein normaler Prozess“, sagte Schwabl – und das „Anziehen der Daumenschrauben“, wie er es nennt, sei gemeinsam in den maßgeblichen Gremien beschlossen worden: „Die Einnahmenseite in der 3. Liga ist halt irgendwann erschöpft, auf der anderen Seite hast du Kosten, die immer mehr steigen. Ich glaube, es gibt keine Branche auf dem Globus, die momentan nicht zu kämpfen hat. Irgendwann musst du an die Kostenstruktur ran, das ist kein Geheimnis und auch Konsens in unseren Gremien. Wir haben immer gesagt, dass wir das gemeinsam anpacken wollen, dass wir um 20 bis 25 Prozent runter müssen mit den Belastungen.“

„Das Letzte, wo wir den Rotstift ansetzen“: Schwabl will Unterhachings NLZ schützen

Von einer bedrohlichen Lage will der Haching-Boss nichts wissen, schon gar nicht von einer existenzbedrohlichen. Auch die Finanzierung des Sportpark-Deals sei nicht betroffen: „Pacht bezahlen wir auch so. Der Vertrag mit der Gemeinde wurde kürzlich verlängert. Wenn der Kaufvertrag zustande kommt, fließt das Geld dann halt in die entsprechenden Darlehen.“ Auch auf Nachfrage erweckt Schwabl nicht den Eindruck, als sei es ein größeres Problem, mal eben auf 25 Stellen zu verzichten – und eine Summe einzusparen, die fast dem Jahresetat des Profifußballteams entspricht.

Dass es zeitnah zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird, bestätigte Schwabl – „so bitter das ist“. Wie üblich erweckt er aber nicht den Eindruck, als sei es eine Ausnahmesituation, in der sich die SpVgg befinde. Schlaflose Nächte habe er nicht, sagt der ehemalige Nationalspieler: „Klar müssen wir jeden Stein umdrehen. Wir werden uns alle Positionen genau anschauen, aber eines kann ich jetzt schon sagen: Das NLZ ist das Letzte, wo wir den Rotstift ansetzen werden.“ Das NLZ ist für ihn die Zukunft des Vereins, und dass er die weiterhin sieht, ist grundsätzlich ein positives Zeichen. Haching wird nicht untergehen – Schwabls Weihnachtsbotschaft.

Aufrufe: 020.12.2024, 08:35 Uhr
Uli KellnerAutor