2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Tobias Sellmaier

Michl Bauer: Mehrere Schritte zurück für neuen Anlauf

Der Weg von Michl Bauer ins Profigeschäft scheint mit starken Leistungen für die TSG Backnang vorgezeichnet. Zwei Mittelfußbrüche und zwei Kreuzbandrisse werfen ihn aber weit zurück. Nun will er beim TSV Althütte in der Fußball-Kreisliga A2 ohne Druck den Wiedereinstieg schaffen.

Dass es als Innenverteidiger der TSG Backnang klappen kann, später sogar in der Ersten Bundesliga zu landen, machten Keven Schlotterbeck und Matej Maglica vor. Ersterer wechselte 2017 nach dem Oberliga-Aufstieg zum SC Freiburg II und brachte es für die Breisgauer sowie Union Berlin und den VfL Bochum bislang auf 83 Spiele im Oberhaus.

Letzterer zog nach dem Oberliga-Abstieg 2019 nach Göppingen weiter und hofft als Leihgabe des VfB Stuttgart neuerdings beim SV Darmstadt 98 auf den Durchbruch. Michl Bauer, der Keven Schlotterbeck schon als 18-Jähriger bei der TSG beerbte und mit Matej Maglica zeitweise ein Abwehrbollwerk bildete, wurde eine ähnliche Entwicklung zugetraut. „Er hat alles mitgebracht, was man als Innenverteidiger für eine erfolgreiche Karriere braucht“, betont Evangelos Sbonias, der von November 2018 bis Juni 2020 sein Trainer in den Etzwiesen war und seit einigen Wochen beim Regionalliga-Team des 1. FC Köln die Kommandos gibt.

Das Lob seines Ex-Trainers, unter dem er sich spielerisch und taktisch enorm weiterentwickelt habe, freut Michl Bauer. Es erinnert ihn aber auch daran, was ohne Verletzungspech drin gewesen wäre. „Dritte Liga hätte mindestens geklappt“, betont der 24-Jährige mit gesundem Selbstvertrauen. Er bläst trotzdem nicht Trübsal, dem verpassten Sprung ins Profigeschäft „trauere ich eigentlich nicht nach“. Auch nicht, wenn er sieht, wie sein Cousin Patrick Bauer für den englischen Zweitligisten Preston North End spielt. „Ich wollte es, aber der Körper hat nicht mitgespielt. Dafür kann ich nichts“, stellt Michl Bauer ohne Verbitterung fest.

Angefangen hat es mit den Rückschlägen bereits in der B-Jugend bei den Stuttgarter Kickers. Feine Haarrisse im Sitzbein, die in den Rücken ausstrahlten, waren die Folge eines Sturzes nach einem Kopfballduell, bei dem ihn ein Gegner unterlaufen hatte. Eineinhalb Jahre ging praktisch nichts, ehe die Physiotherapie doch noch Wirkung zeigte und der Innenverteidiger aus Weissach im Tal nach dem Wechsel zur U 19 der SG Sonnenhof wieder durchstarten konnte. In der Wintervorbereitung seiner ersten Runde in Aspach passierte aber schon wieder etwas. „Bei einem Schuss ist der Hüftknochen abgerissen“, berichtet Bauer von der Schrecksekunde, an die ihn eine lange Narbe erinnert. Die damalige Ausfallzeit? „Etwa drei Monate, das ging relativ schnell wieder.“

Danach schien es beinahe so, als hätte er genug Pech gehabt. Er blieb fit und rückte sich mit starken Leistungen im zweiten A-Jugend-Jahr in den Fokus des Trainers der Ersten. Oliver Zapel, dessen Assistent Evangelos Sbonias war, berief ihn für die Spiele in Halle und Duisburg und zu Hause gegen Lotte in den Drittliga-Kader der SG. Die ersten Minuten als Profi wären eine Frage der Zeit gewesen, aber im letzten Ausbildungsjahr als Industriemechaniker „hätte ich vormittags nicht trainieren können“.

Deshalb schloss sich Michl Bauer der TSG Backnang an. Dass die Roten wenig später in der Relegation den Oberliga-Aufstieg feierten, „war auch für mich persönlich ein Glücksfall“. Es verschaffte ihm die Chance, sich auf hohem Amateurniveau zu beweisen. Und das tat er auf Anhieb. Erste Einwechslung für Patrick Tichy am zweiten Spieltag gegen Göppingen, erstes Startelfticket und erstes Tor am vierten Spieltag beim 2:0-Heimsieg gegen den KSC II: Trainer Beniamino Molinari vertraute ihm ebenso wie dessen Nachfolger Andreas Lechner und Evangelos Sbonias, weshalb es das Talent im Alter von 18 bis 20 Jahren in zwei Oberliga-Spielzeiten auf 59 Einsätze (zwei Tore, zwei Vorlagen) brachte.

„Mal ein Muskelfaserriss, aber für meine Verhältnisse nix Wildes“, erinnert sich der 1,90-Meter-Mann fast ein wenig ungläubig an diese Phase: „Bis dahin hätte es für mich als junger Spieler kaum besser laufen können.“ Auch die Entscheidung, nach dem mit einer starken Rückrunde beinahe noch verhinderten Abstieg in Backnang zu bleiben, „war richtig, zumal auch Evangelos Sbonias geblieben ist und wir uns als Team enorm weiterentwickelt haben“. Die TSG führte die Verbandsliga-Tabelle an und bejubelte die sofortige Oberliga-Rückkehr, als die Saison im März 2020 wegen Corona abgebrochen wurde. Bauer hatte sich da aber schon die erste von vier schweren Verletzungen zugezogen, die ihn völlig ausbremsten. Es war der 29. November 2019, ein Freitagabendspiel in Rutesheim bei nasskaltem Wetter, das der Tabellenführer mit 1:3 verloren hat. „Bei einem Sprint hat es plötzlich geknackst“, erinnert er sich an den Bruch des linken Mittelfußes: „Ich habe noch einige Zeit weitergespielt, bis es nicht mehr ging.“

Als es wieder gegangen wäre, verhinderte das Virus den Spielbetrieb. Dasselbe passierte, nachdem sich Bauer im Training im Sommer 2020 denselben Knochen ein zweites Mal gebrochen und im Oktober die ersten zwei Partien nach insgesamt elf Monaten Pause bestritten hatte. Der Ball rollte erst zur Saison 2021/2022 wieder, in der es den Pechvogel bereits im dritten Spiel erneut erwischte. Beim 3:1 in Oberachern „bin ich nach tollem Doppelpass mit Julian Geldner in den Strafraum marschiert. Als ich auf Mario Marinic querlegen wollte, ist mir im Zweikampf das linke Knie weggeknickt. Ich wusste sofort, dass es ein Kreuzbandriss ist und ich lange pausieren muss.“ Was er nicht wusste: Es blieb bis heute sein letzter Oberliga-Einsatz. Dieselbe Verletzung im selben Knie – zugezogen bei einem Zweikampf im Training im Sommer 2022 – verhinderte seine Rückkehr.

„Man fragt sich schon: Warum passiert es immer mir?“, gewährt Michl Bauer einen Einblick in seine Gefühlswelt. Aufzuhören sei trotz der absehbaren Quälerei in der Reha aber kein Thema gewesen. Sein Vertrag bei der TSG lief am 30. Juni 2023 aus. Bei den Roten zu bleiben, war aus persönlichen Gründen rund um den Umgang mit der letzten Verletzung keine Option. Andere Möglichkeiten hätte es in der Verbands- oder Oberliga vielleicht sogar gegeben, aber ihn zog es in die Kreisliga A nach Althütte. „Hier spielen alle Kumpels“, erklärt Bauer: „Zudem habe ich hier keinen Druck. Dauert es einen Monat länger, bis ich wieder spiele, ist es eben so. Das wäre in höheren Klassen nicht möglich gewesen.“

Ein Faktor war auch, ebenso wie Philipp Hogh spielender Co-Trainer sein zu können, denn „falls es mit dem Fußball nichts mehr wird, will ich mich als Trainer weiterbilden“. Coach Peter Hogh traut ihm zu, auch in dieser Rolle ein Guter zu werden: „Bislang kann ich nur Positives sagen. Er pflegt einen guten Umgang mit den anderen Spielern und hat einen guten Führungsstil.“ Toll zu hören, aber vorerst gilt: „Wenn ich komplett fit bleibe, will ich auf jeden Fall noch einmal angreifen.“ Zumindest mit dem gehobenen Amateurbereich hat Michl Bauer nicht abgeschlossen.

Zur Person

Jugend Am 15. Dezember 1998 geboren, wächst Michl Bauer in Weissach im Tal auf und beginnt beim SV Unterweissach mit dem Fußball. In der C-Jugend wechselt er zum FSV Waiblingen, schließt sich aber nach nur einer Saison den Stuttgarter Kickers an. Die letzte Station im Jugendbereich ist ab der U 19 die SG Sonnenhof Großaspach.

Aktive Der beidfüßige Innenverteidiger ist bei der SG drauf und dran, den Sprung ins damalige Drittliga-Team zu schaffen und zählt ohne Einsatz dreimal zum Spieltagskader. Michl Bauer geht 2017 zur TSG und bestreitet für Backnang 64 Oberliga-Spiele (fünf Tore/zwei Vorlagen), 15 Verbandsliga-Partien (1/1) und elf WFV-Pokal-Duelle (1/0). Mehr verhindert sein Verletzungspech.

---

>>> Hier geht es zum WhatsApp-Newsletter von FuPa.

__________________________________________________________________________________________________

Die Mission von FuPa.net: Wir sind das Mitmachportal VON Amateurfußballern FÜR Amateurfußballer.

Jetzt anmelden & Vereinsverwalter werden: https://www.fupa.net/auth/login

FuPa.net - Ein Fußball-Portal, 1000 Möglichkeiten

Wie kann ich mitmachen auf FuPa? (Überblick)
Was bietet FuPa.net für mich & meinen Verein? (Überblick)
Bildergalerien hochladen

Aufrufe: 030.8.2023, 07:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Steffen GrünAutor