2025-05-22T08:51:07.223Z

Interview
Victor Kleinhenz (Bildmitte) hat gleich in seinem ersten Jahr die Schnüdel zum Aufstieg geführt.
Victor Kleinhenz (Bildmitte) hat gleich in seinem ersten Jahr die Schnüdel zum Aufstieg geführt. – Foto: Imago Images

Meisterinterview mit Victor Kleinhenz: »Es sind viele Tränen geflossen

Der 33-Jährige hat gleich in seinem ersten Jahr in Schweinfurt den großen Wurf geschafft

Der 1. FC Schweinfurt 05 hat`s gepackt und ist Meister der Regionalliga Bayern. Cheftrainer Victor Kleinhenz hat gleich in seinem ersten Jahr das geschafft, was seinen Vorgängern nicht gelang: Der Sprung in den Profifußball. Ganz nebenbei ist Kleinhenz mit seinen 33 Jahren der jüngste Aufstiegstrainer in der Historie der Regionalliga Bayern. Der zweifache Familienvater hat seit Freitag bewegte Tage hinter sich. Wir haben mit ihm gesprochen:

FuPa: Schweinfurt, eine Stadt im Partymodus! Victor, erzähl uns doch bitte ein wenig von den Feierlichkeiten. Was ist nach dem Schlusspfiff gegen die Kickers am vergangenen Freitag in und um das Sachs-Stadion passiert?
Victor Kleinhenz (33): Es waren einfach nur unglaublich viele tolle Momente dabei. So viele Emotionen, so viele glückliche Menschen. Wir waren bis etwa 1:30 Uhr auf dem Rasen, in der Kabine, auf dem Vorplatz oder auch im VIP-Zelt. Anschließend sind wir in der Stadt von Kneipe zu Kneipe gezogen und haben zusammen mit ganz vielen Schnüdel-Fans den Titel gefeiert. Ich kann nur so viel sagen, es war längst schon wieder hell, als ich zuhause war. (lacht)

Wie geht`s feiertechnisch noch weiter?
Wir freuen uns jetzt einfach auf die letzten beiden Spiele, die wir ohne Druck absolvieren können. Beim letzten Heimspiel gibt`s ja dann auch noch die Meisterschale. Und dann hat auch die Stadt Schweinfurt noch ein wenig was mit uns vor. Stichwort Meisterehrung im Rathaus, Eintrag ins Goldene Buch und so weiter. Da wird nochmal ordentlich was los sein. (grinst)

Für dich persönlich hätte es nicht besser laufen können. Gleich im ersten Jahr hast du das Kunststück Aufstieg in die 3. Liga geschafft. Ein Traum, der eigentlich bis auf Weiteres schon begraben schien in Schweinfurt. Musst du dich manchmal selbst kneifen, was da gerade passiert?
Das fühlt sich im Moment tatsächlich alles noch ein wenig surreal an. Ich denke, erst mit ein wenig Abstand werden wir realisieren, was wir da geschafft haben. Ich will auch ehrlich sein: Ich musste auf meinen vorherigen Stationen schon auch extrem viel Lehrgeld zahlen. Dass es gleich auf Anhieb bei meinem Verein jetzt so gut geklappt hat, macht mich glücklich und auch stolz. Der Moment, als wir es letzten Freitag endlich geschafft hatten, der war schon sehr, sehr emotional. Ganz nebenbei hat mir jemand gesagt, dass es gegen Würzburg mein 100. Spiel in der Regionalliga war. Es sind tatsächlich viele Tränen geflossen. (schmunzelt)

Lange Zeit habt ihr euch in Sachen mögliche Meisterschaft bedeckt gehalten. Verrätst du uns, wann dir bewusst wurde: Hoppla, das könnte zum großen Wurf heuer reichen?
Da gab`s drei Schlüsselmomente. Der erste war vor der Saison, als wir mannschaftsintern wie üblich die Ziele abgesteckt haben. Ich war sehr beeindruckt von der Motivation, dem Ehrgeiz und der Lust der Jungs, hier etwas auf die Beine zu stellen. Trotz vieler Neuzugänge haben wir es geschafft, schnell in einen Flow reinzukommen. Und du brauchst auch das nötige Quäntchen Glück: Am zweiten Spieltag in Hankofen hat uns Markus Einsiedler beispielsweise erst in der Nachspielzeit in Führung geschossen. Der zweite Schlüsselmoment war dann der 3:1-Auswärtssieg am siebten Spieltag in Illertissen bei einem sehr hoch gehandelten Gegner. Das hat uns in dem Glauben bestärkt, dass vieles möglich ist in dieser Spielzeit.

In der Frühjahrsrunde hatten Victor Kleinhenz und seine Jungs durchaus auch kritische Phasen zu überstehen.
In der Frühjahrsrunde hatten Victor Kleinhenz und seine Jungs durchaus auch kritische Phasen zu überstehen. – Foto: Sportfoto Zink / Melanie Zink

Was war der dritte Schlüsselmoment?
Der Sieg direkt nach der Winterpause bei den Bayern. Man kennt das ja: Lange Pause, keiner weiß wirklich, wo er steht. Das war extrem wichtig für unser Selbstverständnis, gleich mit einem Sieg im Grünwalder Stadion loszulegen.

Trotz des starken Starts: Die Frühjahrsrunde war durchaus recht holprig, die Leichtigkeit schien euch abhanden gekommen zu sein. Warum?
Die Besonderheit bei uns ist, dass viele Arbeitskollegen, Freunde und Familienmitglieder immer im Stadion sind. Die Spieler waren also in ihrem persönlichen Umfeld täglich mit der Frage konfrontiert: Und, wann werdet ihr jetzt endlich Meister? Diese Belastung hast du den Jungs schon auch angemerkt. Es war ein schmaler Grat: Wir mussten natürlich die Fehler ansprechen, die wir zweifelsohne gemacht haben, aber gleichzeitig die Jungs in ihrem Tun bestärken. Ein großer Dank gilt an dieser Stelle meinem Trainerteam, das in dieser schwierigen Phase hervorragende Arbeit geleistet hat. Dazu kam, dass einige Leistungsträger nicht trainieren konnten und sich von Woche zu Woche geschleppt haben.

Die 3. Liga wird eine große Herausforderung. Was passiert jetzt bis zum Start der neuen Saison?
Infrastrukturell haben wir noch viel zu tun. Salopp gesagt: Wenn das letzte Heimspiel gegen Augsburg abgepfiffen ist, rollen die Bagger an. Ein großes Thema ist die Rasenheizung, aber auch den Kraftraum oder das VIP-Zelt wollen wir umgestalten.

Mit welcher Mannschaft geht ihr das Abenteuer 3. Liga an?
Wir wollen unseren eingeschlagenen Weg, auf regionale Spieler zu setzen, so gut es geht weitergehen. Dazu werden wir auch einige Talente mit in den Kader nehmen. Wir wissen aber auch: Die ein oder andere Verstärkung werden wir schon auch brauchen. Es gibt extrem viel zu tun in den kommenden Wochen. Aber wir sind überzeugt, auch in der 3. Liga bestehen zu können.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 08.5.2025, 12:45 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor