
Da läuft es endlich wieder bei den Löwen, und dann das: Hasan Ismaik mag nicht mehr. Der Investor will seine Anteile verkaufen, wie der BR exklusiv berichtet.
3500 Fans hatten den TSV 1860 am Sonntag nach Mannheim begleitet – und bei vielen dürften am Abend die Sektkorken geknallt haben. Nicht nur wegen des nun zu 99 Prozent feststehenden Klassenerhalts – auch wegen einer Meldung des BR, die einschlug wie eine Bombe: Hasan Ismaik, Feindbild der Ultras, mag nicht mehr. „Ich denke, 1860 braucht jemand Neues – sie brauchen Hasan nicht“, sagte der Investor exklusiv in der Sendung „Blickpunkt Sport“. Ismaiks bittere Erkenntnis, gerichtet an das Anti-Ismaik-Lager im Verein (e.V.): „Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten. Es gibt keine Wertschätzung, keinen Respekt. Nichts!“
Der Appell, den der polarisierende Investor beim Abu-Dhabi-Besuch von BR-Reporter Christoph Nahr formulierte: „Jeder, der glaubt, die Fähigkeit zu haben, 1860 zu kaufen – meine Tür steht offen. Ich möchte den Club verkaufen und einfach nur noch Fan sein. Ich will nur noch Fan von 1860 sein.“ 200 bis 300 Millionen, beziffert er, müsse ein potenzieller Käufer aufbringen, mit weniger werde es „für ihn nicht funktionieren“.
Mit dem Kaufpreis hat diese Fantasiesumme nichts zu tun. Nach Informationen unserer Zeitung würde sich Ismaik wohl mit einem mittleren achtstelligen Betrag zufrieden geben. Er selber dementiert konkrete Summen allerdings und teilte mit: „Diejenigen, die investieren möchten, sollen ihre Vorschläge machen.“ 25 Millionen Euro, wie von früheren Interessenten geboten, seien jedenfalls „weit weg“ vom erhofften Preis. 80 bis 90 Millionen Euro hat Ismaik investiert, seit er sich 2011 60 Prozent der Anteile am Giesinger Kultverein gesichert hat.
Grundsätzlich kommentieren wir die Entscheidung unseres Mitgesellschafters nicht. Wir können jedoch bestätigen, dass wir seit Oktober in konstruktiven Gesprächen stehen, die jedoch durch die Entwicklungen im e.V. nicht einfacher geworden sind.
Der scheidende Löwen-Präsident Robert Reisinger
Ismaik räumt in seinem Interview auch eigene Fehler ein, vor allem aus Unkenntnis der Verhältnisse vor Ort: „Ich gebe mir die Schuld, dass ich, bevor ich gekauft habe, 1860 nicht richtig verstanden habe: die Kultur, die Geschichte des Clubs, die 50+1-Regel. Dass die Menschen hier etwas anderes wollen – das hätte ich vorher erkennen müssen.“
Robert Reisinger, seit 2017 Präsident der Löwen, aber nur noch bis zum Sommer, pflegte zuletzt ein professionelles Verhältnis zum Investor, war auch eingeweiht in Ismaiks Verkaufspläne. Zur Redaktion von Münchner Merkur und tz sagte Reisinger: „Grundsätzlich kommentieren wir die Entscheidung unseres Mitgesellschafters nicht. Wir können jedoch bestätigen, dass wir seit Oktober in konstruktiven Gesprächen stehen, die jedoch durch die Entwicklungen im e.V. nicht einfacher geworden sind.“
Viele Fans in Mannheim hatten auch am Sonntag lautstark gegen Ismaik protestiert. „Wir sind der Verein – ohne Hasan“, sangen sie. Nun, nach 14 Jahren, scheinen die Ultras ihrem Ziel näherzukommen. Ismaiks Segen hätte der Verein aber auch nach einer Trennung. „Ich bete dafür, dass der Club eines Tages in der 1. Liga spielt“, sagte er: „Das ist mein Traum, und ich wünsche mir, dass dieser Traum in Erfüllung geht, bevor ich sterbe.“ (Uli Kellner)