2025-07-08T08:18:57.333Z

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Lisa Freese schießt Tore am Fließband.
Lisa Freese schießt Tore am Fließband. – Foto: Amelie Johannknecht

Lisa Freese ist treffsicherer als Harry Kane

Die Torjägerin des SC Unterbach erzielt in der Saison 2024/25 mehr Tore als der Angreifer des FC Bayern München.

Zum ganz großen Coup hat es für Lisa Freese in dieser Saison mit dem SC Unterbach nicht gereicht. Am letzten Spieltag errangen die SCU-Fußballerinnen im Spitzenduell beim BV Gräfrath lediglich ein 1:1-Unentschieden und vergaben damit die Chance, nach Punkten mit dem Tabellenführer gleichzuziehen und noch zwei Entscheidungsspiele im Kampf um den Aufstieg in die Bezirksliga zu bekommen. „Ich ärgere mich immer noch darüber. Wir hätten uns die beiden Partien echt verdient, denn wir haben eine richtig tolle Saison gespielt“, sagt Lisa Freese.

56 Tore in einer Saison

Mit 56 Toren hatte die SCU-Angreiferin einen großen Anteil an der starken Bilanz. In Gräfrath markierte sie den Ausgleich zum 1:1 – doch ein weiterer Treffer wollte ihr an diesem Tag einfach nicht mehr gelingen. Doch Freese blickt schon wieder nach vorne. „In der neuen Saison werden wir einen neuen Anlauf starten und so viele Tore wie möglich schießen“, dabei ist es der Stürmerin gar nicht so wichtig, wer die Tore macht. „Hauptsache es klappt mit dem Aufstieg“, betont sie.

Ihre beiden großen Brüder Lukas und Tobias infizierten sie einst mit dem Fußball-Virus. „Ich bin immer mit zu den Spielen gegangen und hatte dann Lust darauf. Ich wollte auch im Verein spielen und Tore schießen. Ich fand das super spannend“, erzählt sie von den Anfängen ihrer Leidenschaft. Mit sechs Jahren spielte sie in ihrer Heimatstadt bei Mettmann-Sport mit den Jungen in einer Mannschaft. Später wechselte sie als Neun-ode Zehnjährige in die U 11 des 1. FC Köln.

Bewegte Juniorinnen-Laufbahn

Ein Fußballverein mit Strahlkraft, doch das gab weniger den Ausschlag. Entscheidend war vielmehr, dass Lisa Freese nicht mehr bei den Jungs kicken wollte, sondern mit Mädchen. „Köln war der einzige Klub, der damals eine Mädchenmannschaft hatte“, berichtet Lisa Freese und fährt fort: „Es war schön. Wir waren schon noch relativ jung, aber wir waren auch relativ stark, haben gegen Jungen gespielt und gewonnen.“ Einzig die langen Fahrten störten sie damals. „Manchmal haben wir eine Stunde gebraucht“, sagt sie. Vielleicht der wesentliche Grund, weshalb der Wechsel in die U13 von Borussia Mönchengladbach erfolgte. „Das hat sich so ergeben, war einfach näher dran für uns. Ich war beim Probetraining und es hat mir richtig gut gefallen“, erklärt Freese im Rückblick.

Doch es war längst nicht die letzten Station der engagierten Fußballerin. In der U17 von Bayer Leverkusen erlebte sie ihre letzte Saison in dieser Altersklasse. „Der Trainer hat mich bei einem Turnier mit der Mönchengladbacher Mannschaft gesehen und wollte mich haben“, erzählt sie und verrät: „Der Vorteil war, dass Leverkusen unter anderem in Richrath trainiert hat – das war für mich noch näher an Mettmann.“

Im Bayer 04-Team absolvierte sie 17 Partien in der Jugend-Bundesliga, erzielte dabei elf Tore. Zudem schnupperte sie in der Saison 2017/18 Regionalliga-Luft in der zweiten Frauenmannschaft – vier Begegnungen, sechs Tore und drei Nominierungen für die Elf der Woche stehen in ihrer persönlichen Bilanz. Allerdings stieg das Team als Viertletzter in die Mittelrheinliga ab. Ein Jahr später gehörte Lisa Freese von Anfang zum Kader, doch mehr als acht Partien und vier Tore waren der Stürmerin nicht vergönnt – eine Knieverletzung führte zum Aus. „Ich hatte einen Riss im Außenmeniskus. Das war relativ ungünstig, auch weil ich da noch mein Sportabitur gemacht habe. Es war einfach ein doofer Zeitpunkt. Ich habe mich mehr auf das Abitur konzentriert und beschlossen, nicht mehr so leistungsorientiert zu spielen“, erinnert sich Freese.

Im Bezirksliga-Team von Mettmann-Sport arbeitete sich die Offensivkraft wieder heran – und machte in der Saison 2021/22 erneut nachhaltig auf sich aufmerksam. 46 Tore und zwölf Assists standen nach 18 Begegnungen zu Buche. Lisa Freese hatte wieder richtig Lust auf Fußball und fand den Weg nach Düsseldorf. „Die Fortuna machte eine neue Frauenmannschaft auf, das fand ich sehr interessant“, erzählt sie. Allerdings war die Liebe nach sechs Monaten bereits erloschen.

„Zwischenmenschlich hat es im Team und im Training nicht mehr so gepasst. Und am Ende hat es auch keinen Spaß mehr gemacht. Ich war traurig, weil ich dann ein halbes Jahr gar kein Fußball gespielt habe.“ Dann aber warben Spielerinnen des SCU, gegen die sie in der Meisterschaft noch mit der Fortuna antrat, um sie. „Ich sollte mir das bei ihnen einfach mal anschauen – und es hat mir auf Anhieb gefallen“, betont die nunmehr 23-Jährige. „Wichtig ist, dass es ein gutes Team ist und man auch Spaß hat, wenn man zum Training kommt. Und beim SCU macht es mir richtig Spaß, dahin zu gehen.“

Lisa Freese, die inzwischen ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen hat, fühlt sich in Unterbach ganz offensichtlich wohl. Und kann so ohne Druck ihrer liebsten Beschäftigung nachgehen: Tore schießen. Neben ihren Brüdern ist ihr dabei Alexandra Popp ein großes Vorbild – „von klein auf“, wie sie betont. „Ich habe Alexandra Popp schon ein paar Mal gesehen, unter anderem bei einem Frauenturnier, an dem sie mit Wolfsburg teilgenommen hat, aber auch bei der Nationalmannschaft. Sie hat Lust aufs Toreschießen und tut alles für das Team“, charakterisiert Freese die Olympiasiegerin und Vize-Europameisterin.

Lisa Freese hingegen weckt mit ihrer Torausbeute auchdie Begehrlichkeit anderer Vereine, stellt jedoch fest: „Ich bleibe die nächsten Jahre lieber in Unterbach.“ Denn der Spaß am Fußball ist ihr enorm wichtig.

Aufrufe: 018.6.2025, 16:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor