2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
„Ich bin kein Fan von dem Modus, aber im Moment spielt er uns in die Karten“: Sebastian Biagini (li.), Kapitän von Kreisliga-Schlusslicht Lenggrieser SC, setzt seine Hoffnungen auf die Abstiegsrunde im Frühjahr.
„Ich bin kein Fan von dem Modus, aber im Moment spielt er uns in die Karten“: Sebastian Biagini (li.), Kapitän von Kreisliga-Schlusslicht Lenggrieser SC, setzt seine Hoffnungen auf die Abstiegsrunde im Frühjahr. – Foto: rudi stallein

Lenggries-Kapitän Biagini über Negativlauf: „Nach zwei, drei Halben lockert sich die Stimmung schon“

Sechs Spiele ohne Sieg: LSC-Kapitän Biagini dennoch zuversichtlich

Ein Saisonstart zum Vergessen: Sechs Partien haben die Lenggrieser Fußballer in der neuen Spielzeit absolviert, ein Sieg ist dabei nicht gelungen.

Lenggries – Mit zwei Punkten und einem Torverhältnis von 6:18 klebt die neuformierte Mannschaft um das neue Trainergespann Stefan Schubert und Caro Rieger, die mit Jakob und Leo Gerg sowie Maxi Angermeier drei wichtige Säulen verloren hat, am Tabellenende der Kreisliga 1.

Doch den Umbruch allein, mag Kapitän Sebastian Biagini (30) nicht als Grund für die aktuelle Misere akzeptieren, wie der Verwaltungsfachwirt zwei Tage und einen Wiesnbesuch nach der jüngsten 0:3-Niederlage beim TuS Geretsried II im Gespräch mit unserem Reporter Rudi Stallein verrät.

Herr Biagini, Ihre Mannschaft musste zuletzt drei Niederlagen in Serie mit 0:8 Toren verdauen – wie ist da die Stimmung?

Die Stimmung ist soweit ganz gut. Kurz nach den Spielen sind natürlich alle erst mal bedröppelt und nicht so gut gelaunt. Aber nach zwei, drei Halben lockert sich die Stimmung schon (lacht). Jeder braucht nach dem Spiel so eine halbe Stunde, um runterzukommen, dann geht es bei den meisten aber eigentlich wieder.

Der Umbruch ist seit Saisonbeginn ein Thema: Habt Ihr gedacht, dass es so schwierig wird?

Nein. Aber was heißt Umbruch? Wir haben die drei Abgänge gehabt im Sommer. Allerdings muss man sehen, dass in den Jahren davor auch immer mal gestandene Kreisligaspieler ihre Karriere beendet haben. Das mussten wir auch hinbekommen. Aber mit den Dreien heuer sind es jetzt natürlich einige Spieler, die uns abgehen. Da ist es für die Jungen umso schwieriger, dass sofort aufzufangen.

Wenn ich Sie richtig verstehe, sehen sie also die drei Abgänge nicht zwingend als Grund, warum es heuer bisher so schlecht läuft?

Nicht nur. Das ist auch ein Grund, aber alles nur auf die Drei festzunageln, das wäre ein bisschen zu leicht. Es war die letzten Jahre schon so, zum Beispiel mit dem Max Scheck, und noch zwei, drei anderen gestandenen Spielen, die aufgehört haben. Die kann man nicht sofort eins zu eins ersetzen. Und dann muss man sehen: Von der A-Jugend in den Herrenbereich ist schon nochmal ein Sprung, vor allem körperlich – das dauert bei den jungen Spielern, bis die da reinkommen. Der eine oder andere A-Junior muss aber jetzt sofort ran, weil Spieler im Urlaub oder verletzt sind. Aber da fehlt dann noch die Erfahrung, das merkt man. Und dann kommt hinzu, dass wir momentan einfach viel zu viele Gegentore kassieren. Und vorne, na ja, das sieht man ja am Torverhältnis. Aber das müssen wir gemeinsam auffangen. Es muss halt irgendwann der Knoten platzen, dann geht es besser.

Nach dem Heimspiel gegen Berg, als sie nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 geholt haben, kam Zuversicht auf. Aber dann setzte es drei klare Niederlagen mit insgesamt 0:8 Toren. Wie geht man mit so einer Serie um?

Da kann ich nur von mir sprechen: Das ist schon schwierig im Moment. Bei den jungen Spielern hängen die Köpfe schon sehr tief. Die muss man erst mal wieder aufrichten, das ist alles nicht so leicht. Auch für die Trainer ist es nicht so leicht, die wünschen sich natürlich auch vor allem für die jungen Spieler jetzt mal einen Sieg, damit mal ein bisschen der Druck von außen nachlässt.

Apropos Trainer. Der, oder besser gesagt die, sind auch seit dieser Saison neu. Spielt das vielleicht auch eine Rolle in der augenblicklichen Situation, dass die Mannschaft sich zusätzlich an ein neues Spielsystem gewöhnen muss?

Das ist wahrscheinlich mit ein Grund – die neue Spielweise, die der neue Trainer reinbringen möchte. Aber er hat auch gleich gesagt, dass so ein neues System Zeit braucht. Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Er sieht schon auch das erste Jahr als Lehrjahr, sag ich mal, ein Lehrjahr für uns alle.

Das heißt: Ihr seid darauf eingestellt, dass es eine Weile dauert, bis es wieder rund läuft?

Richtig. Vorstandschaft und Mannschaft sind darauf eingestellt worden, das es eben ein bisschen Zeit braucht. Und irgendwann wird es funktionieren.

Das klingt danach, dass ihr trotz allem Frust noch relativ entspannt mit der Situation umgeht?

Ja. Man muss auch sagen, dass uns der neue Ligamodus in unserer Situation ein bisschen entgegenkommt. Im Winter geht es wieder bei Null los. Da haben wir schon die Hoffnung, dass es in der Rückrunde besser wird und wir das Schiff schon schaukeln (lacht). Ich bin persönlich kein Fan von dem Modus, aber im Moment spielt es uns in die Karten. Im Frühjahr müssen wir dann aber angreifen.

Also hat noch niemand die Hoffnung aufgegeben …

Nein, überhaupt nicht, es zweifelt auch keiner an der Mannschaft. Wir haben viele gute Kicker. Wir vertrauen uns da auch. Es fangen ein paar Langzeitverletzte diese Woche wieder mit dem Training an. Und die Urlaubszeit ist auch allmählich vorbei. Dann haben wir wieder mehr Alternativen.

Was stimmt Sie persönlich zuversichtlich, dass bald der Knoten platzt?

Die Truppe ist intakt, wir haben trotzdem eine gute Stimmung. Es sind coole Jungs dabei, die auch alle motiviert sind. Die Trainingsbeteiligung ist immer noch sehr, sehr gut. Klar fehlt wegen Urlaub oder Arbeit mal der eine oder andere, aber wegen Frust ist noch keiner zuhause geblieben. Es ist keiner dabei, der keinen Bock mehr hat.

Wie geht es weiter?

Man muss schon so ehrlich sein: Nächstes Jahr werden wir Abstiegsrunde spielen. Von was anderem zu reden, wäre jetzt völliger Blödsinn. Damit haben wir uns schon ein bisschen angefreundet, aber wie gesagt: Wir sind eine coole Truppe, wir haben viele gute Spieler, ich bin da sehr zuversichtlich.

Am Wochenende geht es gegen Miesbach, wo Ihr das Auftaktspiel 1:5 verloren habt. Geht ihr da mit vollen Hosen ins Spiel?

Nee (lacht), jedes Spiel beginnt mit Null zu Null. Irgendwann müssen wir mal drei Punkte sammeln. Das ist uns auch bewusst. Aber die Liga ist sehr ausgeglichen, das sieht man auch an den Ergebnissen. Und zu Hause gegen Miesbach, da wollen wir was holen – auf alle Fälle.

Aufrufe: 027.9.2023, 09:07 Uhr
Rudi StalleinAutor