2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Jürgen Meissner TSV Landsberg
Jürgen Meissner TSV Landsberg – Foto: Ernstberger

Landsberg-Manager: »Schalding ist noch lange nicht durch«

TOM Trifft - Interview: Jürgen Meissner möchte zwei Winter-Neuzugänge holen und die Verträge der beiden Spielertrainer verlängern

Winterpause bei den Fußballern des TSV Landsberg: Zeit, nach einer Vorrunde mit vielen Höhen, zum Ende hin aber auch einigen Tiefen durchzuschnaufen.

Landsberg – Für Jürgen Meissner (44), den sportlichen Leiter (seit April 2019), allerdings auch Zeit, Verstärkungen an Land zu ziehen – um in den letzten 13 Spielen das große Ziel noch zu erreichen: „Das ist und bleibt der Aufstieg. Dafür werden wir in der Rückrunde alles reinhauen.“ Das große Jahresabschluss-Interview mit dem Sportchef des Bayernliga-Vierten, hauptberuflich Bauleiter in der Elektro­technik in Ingolstadt.


Herr Meissner, gleich mal klare Worte. Wie lautet Ihr Vorrunden-Fazit?
Jürgen Meissner
: „Im Großen und Ganzen kann ich sehr zufrieden sein – abgesehen von den letzten sechs Spielen, wo leider ein bisschen die Luft raus war. Das war schade. Wir haben es in diesen Spielen versäumt, uns ganz oben festzusetzen. Auch wenn wir nur einen Punkt hinter dem Zweiten zurück sind: Da haben das letzte Quentchen und der letzte Biss gefehlt, da hätte man das ein oder andere Spiel anders gestalten können. Ein Spiel wie gegen Ismaning darf man einfach nicht verlieren, das schmerzt mich heute noch. Aber so ist halt nun mal Fußball.“

Dabei sah’s am Anfang ja fast nach einem Durchmarsch aus…
Meissner: „Wir wussten immer, dass es nicht einfach wird. Wir hatten 16 Neuzugänge, die muss man erst mal integrieren. Zumal da auch einige junge Spieler dabei sind, die großes Potenzial haben, aber lange nicht gespielt haben.“

Und dann fielen noch vor Saisonbeginn zwei wichtige Spieler mit Knie-Operationen aus. Wie schwer wiegt das?
Meissner: „Das tut uns richtig weh, ist aber nicht zu ändern. Daniel Leugner und Sandro Caravetta sind Qualitätsspieler, die nicht so einfach zu ersetzen sind. Gerade Leugners Ausfall trifft uns brutal. Ich bin sicher, dass wir mit ihm mehr Punkte hätten.“

Deshalb sind Sie jetzt auch auf der Suche nach Verstärkungen?
Meissner: „Ja, zwei Neuzugänge sind geplant, es ist aber noch nichts spruchreif. Der Fokus liegt in der Offensive, wir brauchen in erster Linie jemand für die Außenbahn. Und wenn wir jemand holen, muss er uns sofort helfen und verstärken. Es muss einer sein, der gleich von Anfang an spielt, einer für die Stammformation. Die Suche ist definitiv nicht einfach, aber ich stehe mit vier, fünf Leuten in Kontakt. Schwerpunkt ist der Raum München/Augsburg, für andere ist der Aufwand, mehrmals in der Woche nach Landsberg zu kommen, doch sehr hoch.“

Das wissen Sie auch aus eigener Erfahrung…
Meissner: „Klar. Ich wohne ja mit meiner Frau Stefanie und den beiden Kindern Emilia (9) und Toni (4) in Karlshuld bei Ingolstadt. Aber ich bin trotz eineinhalb Stunden Fahrzeit natürlich bei jedem Spiel in Landsberg – und, wenn ich gebraucht werde, auch beim Training. Außerdem telefoniere ich täglich mit den beiden Trainern.“

Zurück zur Personalplanung. Neue Spieler sollen also kommen. Wie sieht’s denn mit Abgängen aus?
Meissner: „Es wird uns im Winter keiner verlassen. Das kann ich jetzt schon sicher sagen.“

Die Regionalliga bleibt das Ziel. Landsberg ist aktuell Vierter, muss aber mindestens Zweiter werden. Wie kann das noch klappen?
Meissner: „Natürlich ist Platz eins schon weit weg. Neun Punkte bei 13 noch ausstehenden Spielen ist ein Brett. Aber die Liga ist sehr stark und ausgeglichen, da kann jeder jeden schlagen. Deswegen ist noch alles möglich. Schalding-Heining ist noch lange nicht durch.“



Totale Attacke also im neuen Jahr?
Meissner: „Platz eins ist immer noch drin – ein paar Siege und du bist ruckzuck wieder dran. Allerdings nützen da Unentschieden nichts – das ist wie eine halbe Niederlage. Ich bin überzeugt, dass wir unter die ersten Zwei kommen, wenn wir im neuen Jahr Leistungen bringen wie die, durch die wir in der Vorrunde lange Erster waren.“

Und wenn Sascha Mölders weiter trifft. Sehen sie seine Verpflichtung auch als Glücksfall für den TSV Landsberg?
Meissner: „Das hat sich jetzt schon ausgezahlt. Allein schon seine Quote von 19 Toren in 21 Spielen spricht für sich, das ist der Hammer! Ein Vollprofi nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Zudem ist das Zuschauer-Interesse sowohl zuhause als auch auswärts enorm gestiegen. Wir sind uns im Frühjahr ziemlich schnell einig geworden – wenn man die Chance bekommt, so einen Mann zu kriegen, muss man sie nutzen. Ich bereue es kein Sekunde, Sascha geholt zu haben. Es macht Riesenspaß, so einen Vollprofi im Team zu haben.“

Genauso wie mit Mike Hutterer, seinem Spielertrainer-Kollegen?
Meissner: „Natürlich! Es ist unfassbar, was Mike seit zweieinhalb Jahren auf dem Platz und als Trainer leistet. Ich ziehe den Hut vor diesem Menschen – allein, dass er trotz seiner Schulterverletzung aus der Vorbereitung kein Spiel ausgelassen hat, zeugt von seiner tollen Einstellung. Ich habe selten mit so einem geilen Typen zusammengearbeitet.“

Mölders und Hutterer haben nur Verträge bis zum Saisonende. Und dann?
Meissner: „Ich bin mit beiden sehr zufrieden. Sascha und Mike leisten sehr gute Arbeit. Ganz klar: Ich will mit beiden Trainern über den Sommer hinaus verlängern. Die Gespräche sind schon ziemlich weit und ich bin guter Dinge, dass wir das Trainerteam halten können.“

Zum Abschluss noch ein paar persönliche Fragen. Haben Sie eigentlich auch selbst Fußball gespielt?
Meissner: „Ja, beim VfR Neuburg in der Jugend sowie in Bezirks- und Bezirksoberliga und zwei Jahre beim SV Karlshuld. Mit 27 war Schluss, danach kam ein lange Auszeit, in der ich viel gescoutet und jede Woche ein Fußballspiel von Bezirks- bis Bayernliga angeschaut habe.“

Später haben Sie Roman Plesche eineinhalb Jahre bei Regionalligist FC Pipinsried unterstützt – und da den Mann kennengelernt, der sie letztlich 2019 zum TSV geholt hat…
Meissner: „Stimmt. Muriz Salemovic, zu meiner Zeit Spielertrainer und sportlicher Leiter in Pipinsried, ist schuld, dass ich nach Landsberg gekommen bin. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, in Landsberg zu arbeiten. Ich habe wegen der eineinhalb Stunden Fahrzeit lange gezögert. Aber nach dem dritten Treffen hatte er mich dann überzeugt und ich habe zugesagt.“

Was sagte Ihre Frau dazu?
Meissner: „‚Du bist halt ein Fußball-Verrückter. Also mach’s!‘“

Und wo sieht sich dieser Fußball-Verrückte im Jahr 2023?
Meissner: „Mein Ziel ist ganz klar die Regionalliga. Da will ich hin – am liebsten schon ab dem Sommer mit dem TSV Landsberg.“

Aufrufe: 025.12.2022, 08:00 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor