Zittern trotz Drei-Tore-Führung, Ampeln in der Nachspielzeit, Rettungswageneinsatz, Heiratsantrag und Elfmeter im Drei-Minuten-Takt: das und noch mehr gab's am dritten Spieltag der Bremer Landesliga.
Wenn man zur Halbzeitpause mit drei Toren in Führung liegt, dann brennt normalerweise kaum noch etwas an. Das war dem SC Borgfeld aber wohl zu langweilig, und so geschah nach der Pause das, was man wohl am ehesten mit einem Jongleur vergleichen kann, der mit drei Bällen in der Luft das Publikum famos zu begeistern weiß, dann aber plötzlich auf den Trichter kommt auch noch eine Wassermelone, eine Bowlingkugel und einen Medizinball in die Nummer einbeziehen zu müssen. Je näher der Schlußpfiff rückte, desto hektischer wurde es, was man unter anderem daran sah dass es nach der 90. Minute noch insgesamt vier gelbe Karten plus einmal glatt Rot für Borgfelds Meyer Santos setzte. Am Ende verhinderte vor allem ein bärenstarker SCB-Torwart Kaessler, dass Punkte am Bunnsackerweg liegen blieben.
Früher, wisst Ihr noch? Wenn die Stadionuhr die vollen 45 oder 90 Minuten erreicht hatte, wusste man: jeden Moment ist's vorbei. Doch spätestens seit der Frauen-WM haben wir es mittlerweile mit Nachspielzeiten zu tun, in denen man ohne Stress noch das Badezimmer aufsuchen, einen netten Kuchen backen oder ein Astrophysikstudium abschließen kann. Das bekam auch der Bremerhavener Bremen-Liga-Absteiger TuSpo Surheide zu spüren. Gegen den FC Huchting gelang zwar dank Doppeltorschütze Tayiricik ein souveräner 2:0-Erfolg, aber in jeder der beiden Nachspielzeiten fing sich Surheide jeweils eine gelb-rote Karte ein. Da zeigt sich mal wieder: Schluss ist erst, wenn der Schiri pfeift. Egal, was auf der Uhr steht.
Der Favorit aus Bremerhaven setzte sich durch, war aber nicht so drückend überlegen wie es das finale Ergebnis vielleicht vermuten lässt. Ende der ersten Hälfte lagen beide Teams noch dicht beieinander, und kurz nach dem Wiederanpfiff hatten die Platzherren aus dem Bremer Osten sogar noch die Möglichkeit per Strafstoß auszugleichen. Wulsdorfs Torhüter Ballhoff hatte aber etwas dagegen und parierte den nach rechts unten geschossenen Elfmeter. Zwei Wulsberger Treffer innerhalb von fünf Minuten kurz vor dem Ende stellten dann das Endergebnis her.
Keinen großen Leistungsunterschied gab es zwischen Schwachhausen und Burg. Im Spielbericht wurden für die gesamte erste Halbzeit lediglich drei gelbe Karten vermerkt. Um den Ball endlich im Netz zu sehen brauchte es Geduld bis zur 75. Minute, als Bas den einzigen Treffer des Tages erzielte. Schiedsrichter Wolff hatte mehr damit zu tun Karten zu notieren: insgesamt siebenmal zeigte er an jenem Sonntag Nachmittag gelb, vier davon in einer der beiden Nachspielzeiten.
Letzte Saison noch Bezirksliga, jetzt Tabellenführer der Landesliga: der TV Eiche Horn kam nach einer torlosen ersten Hälfte voll aufgedreht aus der Kabine und erzielte kurz nach dem Wiederanpfiff innerhalb von sechs Minuten durch Böttcher (Elfmeter) und Rupp die beiden Treffer zum 2:0-Heimsieg gegen die Gäste aus Hastedt. Die Gäste vom Osterdeich mussten dabei nicht nur eine bittere Niederlage einstecken: im zweiten Spiel hintereinander verletzte sich ein Hastedter Spieler so schwer, dass er vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dieses Mal erwischte es Maarouf, der sich vermutlich einen Kreuzbandriss eingefangen hat. Seine Verletzung und Erstversorgung machte eine 19-minütige Spielunterbrechung notwendig. Wie lange er ausfallen wird ist noch ungewiss.
Hier spielte Bezirksliga-Aufsteiger gegen Bremen-Liga-Absteiger, doch während der ersten Halbzeit merkte man das kaum. Erst im Laufe des zweiten Durchgangs wurde deutlich, dass der SVGO dem Sturmlauf des SV Werder zwar einen unbezwingbaren Kampfeswillen entgegenzusetzen hatte, dies aber gegen die konditionellen Unterschiede und vor allem gegen Vier-Tore-Mann Bilgi nicht ausreichte. Werder siegte souverän, deutlich und verdient, aber der SV Grambke-Oslebshausen feierte nach dem Schlusspfiff trotzdem: Mittelfeldmann Taliasmin da Silva Null hatte sich vor versammelter Mannschaft das Ja-Wort seiner Herzensdame abgeholt. Wir wünschen dem Paar alles Gute!
War das fussballerischer Minimalismus? Eine drei-Tore-Führung zur Halbzeit, auf der eine zweite Spielhälfte folgte, in der die Findorffer nicht mehr investieren mussten und die Gäste aus Weyhe wohl nicht konnten. Somit ist der SC Weyhe nun die einzige Mannschaft der Liga ohne einen einzigen Punkt, saison- und wettbewerbsübergreifend war dies nun schon die fünfte Pflichtspielniederlage hintereinander. Ein Grund dafür ist sicherlich der Personalmangel: gegen den VfL 07 hatte Weyhes Spielertrainer Bremer insgesamt nur 15 einsatzbereite Spieler zur Verfügung, sich selbst mit eingeschlossen. Zum allem Überfluss war darunter kein einziger Torwart: Feldspieler Cavus musste zwischen die Pfosten.
Fünf gelbe Karten und zwei Elfmetertore innerhalb von drei Minuten (Chery für Buntentor und Meyer für Grohn): das war die Halbzeitbilanz dieser Begegnung. So ausgeglichen blieb es aber nicht, denn Buntentor konnte eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff durch Heineke auf 1:2 erhöhen und hatte auch in der Schlussphase den längeren Atem (1:3 durch Chaib), profitierte aber auch von einem unglücklichen Eigentor des SV Grohn. Buntentor schleicht sich nun allmählich ins obere Drittel der Tabelle, während der SVG mit den derzeit zweitmeisten Gegentreffern der Liga aufpassen muss, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten.