2024-06-04T08:56:08.599Z

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Der SC Broich-Peel wirft auch abseits des Platzes alles rein.
Der SC Broich-Peel wirft auch abseits des Platzes alles rein. – Foto: Theo Titz

Kunstrasen für den SC Broich-Peel?

Die Anlage des SC Broich-Peel hat ihre Tücken: Der Naturrasen ist bei Regen unbespielbar und in den Wintermonaten muss ohne Flutlicht umgezogen werden – unzumutbar für den wachsenden Verein.

Wenn die Jahreszeit naht, in der die Tage abends früher dunkel werden, dann beginnt für den SC Broich-Peel das Warten. Wo kommt man mit seinen Mannschaften dieses Mal unter, und, vor allem, in welchem Umfang? Denn auf der eigenen Anlage liegt ein Naturrasenplatz, komplett nutzbar von April bis September, davor und danach indes nur für frühe Spielanpfiffe am Wochenende – wenn denn das Wetter milde ist.

Die Tücken der Anlage zeigten sich bereits im August: Ein Pokalspiel gegen den SC Rheindahlen brach der Schiedsrichter in der 87. Minute ab, da es ohne Fluchtlichtanlage zu dunkel geworden war; ein paar Tage später musste Broich-Peel in der Liga dann das Heimrecht mit dem Gegner tauschen – der Platz war aufgrund des Dauerregens nicht bespielbar.

Der jährliche Winter-Umzug ist nichts Neues für den Verein. Von der Stadt bekommt man ab September Trainingszeiten auf anderen Anlagen zugewiesen, je nach Verfügbarkeit, was eben an Kapazitäten übrig bleibt. Oft kommt Broich-Peel aufgrund der Nähe in Rheindahlen unter. Als Dauerzustand möchte der erste Vorsitzende Christian Spinnen das aber nicht mehr akzeptieren. Es bedeutet viel Aufwand und viel Kompromissbereitschaft, fast immer zum Nachteil für Broich-Peel. „Wir haben im Winter oft ein Drittel bis 50 Prozent weniger Trainingszeit. Und in den vergangenen Jahren haben wir immer weniger Zeiten bekommen“, sagt Spinnen.

Kommt der Kunstrasen wirklich?

Eine Lösung ist derweil in Sicht, zumindest auf dem Papier. Im Sportentwicklungsplan der Stadt für den Zeitraum 2023 bis 2027 ist der Bau eines Kunststoffrasengroßspielfeldes auf der Sportanlage Broich-Peel vermerkt. Zunächst wollte die Stadt nur ein Kleinspielfeld am Kindergarten in Broich realisieren. Doch dann regte sich in der Bürgerbeteiligung Widerstand gegen diese Pläne, kombiniert mit Argumenten für ein großes Spielfeld. „Ein Kleinspielfeld hätte uns nicht geholfen. Damit hätten wir trainingsmäßig nichts anfangen können. Außerdem gab es dort keine Sanitäranlagen. Die Stadt hat das zum Glück eingesehen“, sagt Spinnen. Also kam das Großspielfeld in den Entwicklungsplan. Kosten: schätzungsweise 800.000 Euro. Den geforderten Eigenanteil von 100.000 Euro hat der Verein laut Spinnen über die Jahre bereits zusammengespart.

Der Umbau wäre ein großer Schritt nach vorne für den Verein. Die Planungen haben aber eine Fußnote. Denn die Sportverwaltung schob die Maßnahme ins Jahr 2026, um zunächst die Entwicklung an Mannschaftsmeldungen im Gebiet abzuwarten. „Sollten die Mannschaftsmeldungen im Plangebiet weiterhin niedrig bleiben, könnte eine langfristige Versorgung des Vereins SC Broich-Peel in den Wintermonaten auf der Bezirkssportanlage Rheindahlen realisiert werden“, heißt es im Entwicklungsplan der Stadt. Für Spinnen ein Schlag ins Gesicht.

Es kann noch dauern

Die Stadt Mönchengladbach teilt auf Anfrage mit, dass „die Situation im Plangebiet frühestens 2025 näher betrachtet“ wird. Welche Anzahl an Mannschaften einen Umbau rechtfertigt oder verhindert, darüber kann die Stadt noch keine Auskunft geben. Entsprechend hängen Spinnen und sein Verein in der Luft. Aktuell wird die Anlage in Rheindahlen durch drei Senioren- und sechs Juniorenteams des SC Rheindahlen genutzt, hinzu kommen drei Mannschaften des FSC Mönchengladbach. „Für uns ist das eine blöde Situation, damit können wir nicht planen. Wir müssen die Eltern und Spieler nun weiter bei Laune halten. Vor allem: Wer trifft am Ende die Entscheidung, was ist der Maßstab für die Mannschaftsmeldungen?“, fragt Christian Spinnen und fügt an: „Wir sind nicht zukunftsfähig ohne eigenen Platz, sonst gehen wir kaputt.“

Im neuen Entwicklungsplan ist ebenfalls vermerkt, dass die Bezirkssportanlage Odenkirchen-Süd im Jahr 2024 ein Kunststofffeld bekommt. Dieses Projekt liegt in der Priorisierung vor Broich-Peel. Daran stört sich Spinnen nicht. Es geht ihm eher darum, dass fast alle Anlagen in Mönchengladbach in den vergangenen Jahren ein Kunstrasenfeld erhalten haben, zusätzlich wurden viele Kleinspielfelder im Stadtgebiet gebaut. In Broich-Peel steht ein Bau aber nun auf der Kippe – aus Gründen, die sein Verein nicht beeinflussen kann. „Wir sind bald die einzige Anlage ohne Licht und Kunstrasen in Gladbach – und nicht autark im Winter“, sagt Christian Spinnen.

Der Verein wächst und wächst

Dabei ist Broich-Peel trotz der maroden Infrastruktur ein Verein im Wachstum. Spinnen ist seit 2012 im Vorstand, seit 2015 wuchs die Anzahl an Mannschaften in Broich-Peel von drei auf inzwischen elf – darunter neun Jugendteams. „Es ist verständlich, dass die Stadt nicht einfach einen Platz raushauen kann. Aber man muss auch unsere Situation sehen, was wir hier leisten und stemmen. Es gibt nicht viele Vereine im Stadtgebiet, die so gut geführt sind“, sagt Spinnen. Die Mitgliederzahlen stiegen seit 2015 von 150 auf 415.

Naturrasen sei für Fußball „eigentlich das Beste“, sagt Spinnen. Entsprechend ist Naturrasen auch im Profifußball vorgeschrieben. Denn dieser Untergrund soll die besseren Spieleigenschaften und ein geringeres Verletzungsrisiko im Vergleich zum Kunstrasen bieten. Im Profifußball kümmert sich derweil ein Platzwart täglich um den Rasen – und trainiert wird zumeist selten auf dem Stadiongrün. Broich-Peel hat diesen Luxus selbstredend nicht: Die aufwendige Pflege betreibt man selbst, ständig wird der Platz beansprucht. „Naturrasen ist sehr aufwendig in der Pflege. Ehrenamtlich ist das kaum zu stemmen“, so Spinnen. Die Torräume lässt man im Training daher inzwischen bewusst aus, um den dortigen Rasen zu schonen. Bei hohen Temperaturen muss zudem regelmäßig jemand ab 23 Uhr auf die Anlage kommen, um über Nacht die Bewässerung zu aktiveren – und früh morgens die Pumpe wieder ausstellen. Kaputt ist der Rasen trotzdem nach einigen Wochen. „Wir machen vieles, kommen aber an die Grenze, was neben dem Beruf machbar ist“, sagt Spinnen.

Mit dem Umbau der Anlage möchte Spinnen eine konstante Heimat für den Verein etablieren, kein ständiges hin- und herfahren mehr im Winter. Denn das Pendeln sei inzwischen oft Thema bei Eltern und den Spielern. „Wir sind ein Dorfverein und möchten auch gerne hier trainieren – nicht auf anderen Plätzen“, so Christian Spinnen.

Für die Sommervorbereitung musste man aufgrund von Regenerationsarbeiten zusätzlich auf den Platz nach Holt ausweichen. „Das sind abends durch den Stadtverkehr zehn Kilometer Fahrtstrecke und es gab vor Ort keine Möglichkeit zu duschen“, sagt Spinnen weiter. Irgendwann würde das auch dem loyalsten Spieler zu lästig werden. Vorerst muss Broich-Peel jedoch weiter umziehen. Von der Stadt hat man für diesen Winter erneut die Anlage in Rheindahlen angeboten bekommen. Für das Seniorenteam aus der Kreisliga B steht laut Spinnen dann zweimal in der Woche ein halber Platz zur Verfügung.

Aufrufe: 030.9.2023, 21:00 Uhr
Daniel BrickweddeAutor