Das Halbfinale zwischen A-Liga-Meister SV Niersquelle Kuckum und Landesligist Germania Teveren war keine drei Minuten alt, da ging bei den meisten der 250 Zuschauer im Niersstadion die Kinnlade runter. Denn mit dem ersten Angriff der Partie ging der haushohe Favorit auch schon in Führung: Eine Hereingabe von David Schmitz schoss Luis Seferens ins lange Eck zum 0:1 ein. „Da dachte ich, dass das Spiel nun den erwarteten Verlauf nehmen würde“, bekannte auch Kuckums Vorsitzender Thomas Portz.
Vier Minuten später sah dann allerdings auch seine Gefühlslage schon wieder ganz anders aus: Eine abgefälschte Flanke murmelte Benedict Krüger zum raschen Ausgleich über die Linie (7. Minute). Kuckums Coach Christian „Fuzzy“ Schmitz musste verletzungsbedingt auf die sonstigen Stützen Yannick Kehrberg (Abwehr) und Routinier Luca Faenger (Mittelfeld) verzichten – als eine Folge lief der sonstige Sturmtank Danny Hepner als Innenverteidiger auf.
Immer wieder angetrieben vom Ex-Beecker und spielenden Co-Trainer Jan Bach erarbeiteten sich die Heidekicker in der denkwürdigen Partie, die mit David-Markus Koj auch einen guten Spielleiter hatte, zwar eine klare Feldüberlegenheit mit auch einigen guten Chancen. Doch Kuckum verteidigte mit viel Einsatz und Leidenschaft, hielt bis zur Pause das Remis.
Brauchte sich SV-Pokaltorhüter Benedict Seidemann schon bis dahin über mangelnde Arbeit nicht beklagen, so wurde das nach dem Seitenwechsel noch eine ganze Ecke krasser. Angriff auf Angriff rollte Richtung SV-Tor, wobei die Germanen es vornehmlich durch die Mitte versuchten, Kuckums Riegel per Steckpass zu knacken.
Teverens erneute Führung schien wirklich nur noch eine Frage der Zeit zu sein. „Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Und auch wenn es ein typisches Pokalspiel war: Dass eine Mannschaft so viele gute Chancen wie wir heute vergibt, ist in dem Ausmaß schon selten. Ohne Übertreibung hatten wir doch mindestens sechs Hundertprozentige“, durfte Germanias Coach Sebastian Wirtz ohne Widerspruch feststellen. Die allergrößte Gelegenheit vergab Patrick Rubaszewski: Er traf aus kurzer Distanz nicht ins sperrangelweit offen stehende Tor (55.). „Jetzt gewinnen wir“, entfuhr es Portz in dem Moment spontan.
Danach sah es allerdings weiterhin nicht aus – zumal bei Kuckum auch noch die Kräfte nachließen. „Eigentlich wollten wir uns nur noch in die Verlängerung retten, eventuell dann auch ins Elfmeterschießen“, bekannte Jan Ockun. In der 90. Minute sorgte er dann aber dafür, dass das Niersstadion einem Tollhaus glich: Ein Freistoß von Rico Bischof fand am langen Pfosten Ockun, und der jagte den Ball im zweiten Nachschuss zum 2:1 in die Maschen – Kuckum stand Kopf (was nicht an Trainer-Altmeister Harald Kopf lag, der auch zugegen war).
Die fünfminütige Nachspielzeit überstand der SV schadlos, dann war Schluss. „Klar haben wir auch viel Spielglück gehabt, doch die Laufleistung und mannschaftliche Geschlossenheit meiner Jungs waren überragend. Ich kann nur den Hut davor ziehen, was das Team in der gesamten Rückrunde geleistet hat“, erklärte „Fuzzy“.
Portz, der beim Abpfiff kurz um Fassung ringen musste, war überwältigt: „Das ist eine unfassbare Geschichte: Aufstieg, Mittelrheinpokal-Qualifikation, Kreispokalfinale, dabei mit Landesliga-Aufsteiger Sportfreunde Uevekoven, dem Bezirksliga-Spitzenteam Germania Hilfarth und nun Landesligist Teveren drei Top-Gegner eliminiert: Das ist einfach der Hammer.“
Und Siegtorschütze Ockun? Der ist einer der wenigen Kuckumer, die nicht mit nach Mallorca fliegen können. „Ich habe keinen Urlaub dafür bekommen“, sagt er. So wird er sich daheim auf das Endspiel vorbereiten. „Ich habe so dermaßen viel Bock auf dieses Spiel, möchte unbedingt das Double holen“, verriet er.
Auf Finalgegner Dynamo Erkelenz treffen die Niersquell-Kicker übrigens auch noch Pfingstmontag im Ligaspiel, ebenfalls im Willy-Stein-Stadion. „Da werden vornehmlich aber die Jungs spielen, die bislang weniger Einsatzzeit hatten“, kündigte „Fuzzy“ an.