Am Sonntagabend waren noch nicht alle Umstände restlos klar, die zum Abbruch der Partie der Kreisliga A Mönchengladbach-Viersen zwischen Victoria Mennrath II und dem ASV Süchteln II geführt haben. Noch nicht einmal abschließend, ob es nun ein Spielabbruch war, denn die Partie war bei fussball.de offiziell als ein 4:3-Sieg der Süchtelner verzeichnet - mit regulärem Ende. Inzwischen hat sich die Lage dann doch erhellt. Was war also passiert?
Auslöser für die Ereignisse war ein Handgemenge zwischen einem Zuschauer und einem Mennrather Spieler - das ist unstrittig. Sascha Schiffer, Trainer der Mennrather, bestätigt den Vorfall und beschreibt seine Sicht der Dinge: „Es gab in der 86. Minute nach einem Foul unseres Spielers Sebastian von Gehlen eine Gelbe Karte für ihn. Die hat mit dem Vorfall aber nichts zu tun, bis dahin war es ein super faires und sympathisches Spiel.“ Das Foul sei zwar hart gewesen, in der Kategorie „dunkelgelb“, aber noch im Rahmen. Anschließend habe es vom Seitenrand von einem Zuschauer eine rüde Beleidigung gegen von Gehlen gegeben (genauer Wortlaut ist der Redaktion bekannt). Dieser habe geantwortet: „Was ist mit dir, Alter?“ und sei zu dem Mann, der hinter der Spielfeldbegrenzung stand, hingelaufen.
„Er hat unseren Spieler mit der Hand an die Schläfe gehauen, der ging dann zu Boden“, sagt Schiffer. Anschließend habe von Gehlen die Gelb-Rote Karte gesehen, laut Schiffer habe der Schiedsrichter diese verhängt, weil von Gehlen das Spielfeld unerlaubt verlassen habe. „Wenn ein Spieler durch einen Faustschlag zu Boden geht, ist es in meinen Augen die Verantwortung des Schiris, die Partie abzubrechen. Das ist nicht passiert. Also haben wir uns als Mannschaft entschlossen, vom Platz zu gehen, das wollten wir nicht tolerieren“, sagt Schiffer. Zuvor habe es keine Wortgefechte oder Provokationen beider Mannschaften gegeben, die solch einen Vorfall erklärt hätten. Der Spieler hab eine Prellung an der Schläfe davongetragen und sei zurzeit krankgeschrieben.
Die Süchtelner Seite sieht den Fall verständlicherweise recht gelassen, war sie doch an den unrühmlichen Szenen am Rande des Spielfeldes selbst nicht wirklich beteiligt - und auch der Zuschauer, der dem Süchtelner Lager zuzuordnen sein soll, war nicht wirklich jemandem von den Verantwortlichen aus dem Verein bekannt, wie sie angeben. "Süchteln hat die ganze Situation beobachtet, und mir wurde zugetragen, dass die Mennrather nach dem Vorfall nicht mehr weiterspielen wollten", berichtet Süchtelns Teammanager Robert Schulz, der an diesem Tag persönlich nicht vor Ort war. "Der Schiedsrichter hat aber wohl angedeutet, nach der Gelb-Roten Karte das Spiel fortsetzen zu wollen. Wir haben signalisiert, dass wir weitergespielt hätten. Alles andere lassen wir jetzt auf uns zukommen", erklärte Schulz weiter.
In den vergangenen Jahren haben sich die Fälle gehäuft, in denen Mannschaften das Spielfeld eigeninitiativ verlassen haben, obwohl eine Spielfortsetzung aus Sicht des Schiedsrichters möglich gewesen wäre oder die Option Abbruch noch nicht einmal andiskutiert war. Die Entscheidungen fielen eigentlich immer gleich aus: Das Spiel wurde gegen die Mannschaft gewertet, die das Spielfeld verlassen hatte. "Es sind erste Ermittlungen eingeleitet worden, jetzt wird entschieden, ob es bei einem schriftlichen Verfahren bleibt oder zu einer mündlichen Anhörung kommt", erklärte der Kreisvorsitzende Tim Stettner. Das Spiel könnte aber auch neuangesetzt werden. Die Einflussnahme von Außenstehenden auf Amateurfußball-Spiele habe in den vergangenen Jahren zugenommen und sei keine seltene Ausnahme mehr, befindet Stettner, der auf diesen Umstand in der Tat wiederholt hingewiesen hat.
Schiffer und seine Mennrather rechnen mit einer mündlichen Sitzung des Sportgerichts. „Wir denken nicht, dass wir die Punkte bekommen, darum geht es aber auch nicht. Es geht um die Aktion und um Gerechtigkeit“, betont er.