2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Kreisvorsitzende aus Erkelenz zieht nach der Amtsübernahme ein Zwischenfazit.
Der Kreisvorsitzende aus Erkelenz zieht nach der Amtsübernahme ein Zwischenfazit. – Foto: Thies Meyer

Kreis Heinsberg: Das Vertrauen der Vereine zurückgewonnen

Michael Kranz, seit Mai 2022 Vorsitzender des Fußballkreises Heinsberg, hat mit seinem ebenfalls fast komplett neuen Vorstand die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich. Im Gespräch mit unserer Redaktion zieht er eine erste Bilanz.

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Fusions-Fußballkreises Heinsberg gab es auf dem Kreistag 2022 eine geheime Abstimmung über den neuen Vorsitzenden – Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Eduard Meinzer wurde so Michael Kranz. Auf dem Kreistag davor (2019) hatte der heute 45-Jährige seine Kandidatur bereits angekündigt. Zur Halbzeit seiner Amtszeit äußert er sich zum Stand der Dinge.

Sie waren unter anderem mit dem Ziel angetreten, die Kommunikation mit den Vereinen deutlich zu verbessern – da hatte es Ihrer Meinung nach arge Defizite gegeben. Wie hat sich die Sache entwickelt?

KRANZ Genau das haben wir auch umgesetzt. Wir haben das Vertrauen der Vereine zurückgewonnen. Wir zeigen Präsenz, bieten viele Informationen, holen die Vereine da ab, wo sie stehen, haben zu diesen einen ganz engen Draht. All das hatten viele Vereine vorher vermisst.

Womit haben Sie im Mai 2022 denn angefangen?

KRANZ Zunächst einmal haben wir dieGeschäftsstelle entrümpelt, haben einen Fernseher angeschafft, mit dem nun auch Videokonferenzen möglich sind. Dazu haben wir die Verwaltung maßgeblich digitalisiert.

Was heißt das konkret?

KRANZ Wir haben alle Mitarbeiter mit einheitlichen FVM-E-Mail-Adressen und Office-365-Paketen ausgestattet. Das erleichtert das tägliche Arbeiten sehr. So können nun endlich auch alle Dokumente von jedem geöffnet werden – daran hatte es vorher gehapert, war das teilweise ein großes Durcheinander.

Mehr Aktualität auf der Homepage

Was Sie auch für Außenstehende spürbar verbessert haben, ist die Aktualität auf der Homepage des Kreises.

KRANZ Ja, auch mit diesem Ziel waren wir ja angetreten. Ich kann Ihnen versichern, dass gerade das sehr viel Arbeit war, doch wir haben es geschafft. Generell sind wir auf einem sehr guten Weg.

Wie ist das Miteinander im neuen Vorstand?

KRANZ Sehr gut, keiner nimmt sich selbst zu wichtig. Alle haben das große Ganze im Blick, die Zusammenarbeit und Unterstützung der Mitarbeiter geschieht bereichsübergreifend.

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Verband Mittelrhein?

KRANZ Die könnte besser sein, ist teilweise recht schleppend, da müssen wir schon mal recht lange auf Antworten warten. Beispiel Fair-Play-Ehrung: Die war im Mai – die Präsente sind jetzt bei mir angekommen. Gravierender ist freilich noch etwas anderes: Als einziger der neun Kreise im FVM haben wir immer noch kein Sepa-Mandat für Überweisungen –warum nicht, weiß keiner so genau. Das ist gerade auch für die Vereine sehr unbefriedigend. Von uns bekommen sie nun aber quartalsmäßig die Kontoauszüge – auch mit den Strafen, die sie zum Beispiel wegen eines Schiedsrichter-Untersolls bezahlen müssen.

Wie ist da die Zahlungsmoral?

KRANZ Die ist generell sehr gut. Etliche Vereine zahlen schon, sobald die Mail im Postfach ist. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Transparenz dabei ganz wichtig ist. Die Vereine wollen eben wissen, wofür genau sie zahlen müssen.

Wo spüren Sie noch eine signifikante Verbesserung?

KRANZ Zum Beispiel bei der statistischen Erhebung der Mitgliederzahlen für den DFB. Für die Meldung haben die Klubs sechs Wochen Zeit, danach gibt es Geldstrafen. Auf die erste Anfrage hatten 22 unserer Vereine nicht reagiert, die habe ich per Anruf oder WhatsApp alle persönlich kontaktiert – diese Zeit muss man sich einfach nehmen. Das hatte dann auch Erfolg: Bei der zweiten Anfrage fehlte kein einziger Verein mehr. Das ist im Vergleich mit anderen Kreisen sehr ungewöhnlich und freut mich daher sehr.

Aufwand: Drei Stunden am Tag

Wie viel Zeit investieren Sie denn generell in den Vorsitz?

KRANZ Der Zeitaufwand beträgt im Schnitt schon drei Stunden am Tag.

Das ist extrem viel – zumal Sie auch noch als Schiedsrichter und als Geschäftsführer beim SC 09 Erkelenz sehr aktiv sind.

KRANZ Ja, man muss schon gut durchorganisiert sein, wenn man alles schaffen möchte – das bin ich.

Dazu sind Sie ja auch noch Organisationsleiter für Jugendturniere in den Niederlanden, Kroatien und Italien – und sind dann jeweils auch vor Ort.

KRANZ Ja, damit habe ich 1995 begonnen. Stets über Ostern, Pfingsten und den langen Wochenenden an Christi Himmelfahrt und Fronleichnam bin ich dann unterwegs bei diesen Turnieren.

Wie ist es um das Schiedsrichterwesen im Kreis bestellt?

KRANZ Wir sind zufrieden. Aktuell haben wir 175 Schiedsrichter, darunter 35 Neue. Umgekehrt hatten wir nur zwölf Abmeldungen. Das heißt, dass rund 85 Prozent aller Spiele besetzt werden können.

Wie ist der Stand beim Ausbildungswesen?

KRANZ Die alte C-Lizenz haben im vergangenen Jahr 61 erworben, 38 den Basis-Coach. Ein Senioren-C-Lizenz-Lehrgang ist in Planung. Wir rechnen damit, dass die Plätze wieder schnell vergeben sein werden. Wir waren der zweite Kreis im FVM, der einen C-Lizenz-Senioren-Lehrgang angeboten hat. Mit 25 war der auch rasch ausgebucht. Ich würde mir wünschen, dass jeder Trainer zumindest den Basis-Coach macht. In der FVM-Ausbildungsstatistik sind wir übrigens von Platz acht auf Rang drei geklettert. Thomas Graf, Florian Kramp und Dirk Colling leisten auf diesem Sektor ganze Arbeit.

Ein Anliegen ist Ihnen auch der Alte-Herren- und Freizeitbereich.

KRANZ Ja. So sind wir der einzige FVM-Kreis mit einer Hallen-Kreismeisterschaft für Ü-Teams. Die findet im März in Ratheim statt, die im Feldim Mai in Hückelhoven. Das Training der Ü60 begleitet Uli Höfels.

Vier Vereine mit Walking Football

Wie viele Vereine bieten im Gesundheitssport mittlerweile Walking Football an?

KRANZ Vier: Sportfreunde Uevekoven, Viktoria Rath-Anhoven, SV Baal und Concordia Haaren.

Wie sieht es im Kreis eigentlich bei Negativ-Auswüchsen wie Rassismus, Homophobie und Gewalt aus?

KRANZ Ein bisschen sind wir da hier noch im gelobten Land, befinden uns gottlob in sehr ruhigem Fahrwasser. Einen Rassismusfall hatten wir 2023 keinen einzigen – derartige Fälle gehen zudem direkt an den Verband. In der Jugend hatten wir zuletzt einen Spielabbruch, Gewalt gegen Schiedsrichter ist mir nicht bekannt. Für derartige Fälle haben wir im Schiedsrichter-Ausschuss nun aber auch einen psychologischen Ersthelfer installiert, der vom Verband in Hennef geschult wurde.

Wer ist denn das?

KRANZ Das ist Francesco de Longis aus Erkelenz. Von Beruf ist er übrigens Rettungssanitäter.

Wie geht es in der Jugend weiter? Der Ausschuss-Vorsitzender Konrad Bohnen wollte ja eigentlich nach der Hälfte dieser Amtszeit den Staffelstab an Reinhard Trulley weiterreichen – das wäre jetzt der Fall.

KRANZ Aktuell kann ich dazu nichts sagen. Im März trifft sich der Jugendvorstand, um über die weitere Rollenverteilung zu sprechen.

Thema Spielbetrieb: Welchen Wunsch haben Sie da?

KRANZ Da bei den Frauen eine A-Liga nur für den Kreis Heinsberg mangels Masse leider utopisch ist, würde ich es sehr begrüßen, wenn wir im Verbandsgebiet zumindest sechs kreisübergreifende A-Ligen aus den neun Kreisen aufgestellt bekommen würden.

Haben Sie auch noch einen persönlichen Wunsch?

KRANZ Ich würde gerne noch einmal in der A-Liga der Herren pfeifen. Regeltechnisch ist das für mich natürlich gar kein Problem, doch die Anforderungen bei den Lauftests sind zuletzt sehr angezogen worden. Da muss ich noch einiges tun.

Aufrufe: 021.2.2024, 08:00 Uhr
RP / Mario EmondsAutor