2024-05-17T14:19:24.476Z

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Büßerpose: Mit einer verdienten 0:2-Pleite im S-Bahn-Derby bei der SpVgg Unterhaching traten die 1860-Profis nach dem Schlusspfiff vor den eigenen Anhang. Die Lage im Kampf und den Klassenerhalt hat sich dadurch wieder zugespitzt.
Büßerpose: Mit einer verdienten 0:2-Pleite im S-Bahn-Derby bei der SpVgg Unterhaching traten die 1860-Profis nach dem Schlusspfiff vor den eigenen Anhang. Die Lage im Kampf und den Klassenerhalt hat sich dadurch wieder zugespitzt. – Foto: sampics

Kopflos in den Endspurt: Mit der zweiten Derbypleite hat sich 1860 ein Nervenfinish eingebrockt

Vierkampf um Platz 16

Der TSV 1860 macht es im Kampf um den Klassenerhalt noch einmal unnötig spannend. Gelingt am Samstag kein Sieg gegen den BVB II, droht ein Nervenspiel.

Unterhaching/München – Gibt es eine Steigerung von Höchststrafe? Zum zweiten Mal in dieser Saison mussten die Löwen ertragen, wie ihr (momentaner) Erzrivale in Endorphinen badete. War das 0:1 im Hinspiel eher unglücklich zustande gekommen (frühes 0:1 verschossener Elfer, Platzverweis für Glück), hätte die Niederlage am Sonntag im Sportpark sogar noch höher ausfallen können.

In Büßerpose schlichen die 1860-Profis hinterher in die Kurve, gesenkte Köpfe, leere Blicke. Auf der anderen Seite dagegen: Frühlingsfest im Sportpark – mit einem Trainer als Klartext-Redner. „So musst du ein Derby angehen“, sagte Marc Unterberger: „Klar im Kopf, gut in den Zweikämpfen.“ Da half es auch nichts, dass 1860 mehr Pässe spielte und zumindest in dieser Disziplin die bessere Quote hatte – in den entscheidenden Duellen waren es eben die Hachinger, die mehr Biss an den Tag legten.

„Das tut jetzt doppelt weh.“

Max Rheinthaler nach der Derbypleite in Unterhaching.

Am Ende also ein Einstellungsproblem? Marco Hiller („Das war nicht derbywürdig“) kritisierte, dass sich die Gegenwehr seines Teams auf legale Mittel beschränkte und erst in der Schlussphase der erste Spieler Gelb sah (Haching dagegen viermal). Hiller selbst hatte mit mehreren Paraden gezeigt, dass zumindest er nicht akzeptieren wollte, „von denen hergespielt zu werden“. Auch Rückkehrer Max Rheinthaler wirkte ratlos ob des Auftritts. „Das tut jetzt doppelt weh“, sagte er, „weil es für die Fans und den Verein ein wichtiges Spiel war.“

Argirios Giannikis schließlich blieb seiner sachlichen Linie treu, schien es aber nicht für einen Zufall zu halten, dass beide Gegentore (wie schon das 0:1 im Hinspiel) per Kopf gefallen sind. „In so einem Spiel entscheiden Kleinigkeiten“, sagte er: „Nach dem Rückstand konnten wir trotz Feldüberlegenheit keine Chancen herausspielen.“ Teilweise habe sein Team „kopflos“ gewirkt – vor allem im Gegensatz zu den Gastgebern, die die Rübe nicht nur hinhielten (Stiefler, 31., Hobsch, 54.), sondern mental insgesamt gefestigter wirkten.

Ex-Löwe Stefan Reisinger hat mit Halle einen Lauf

Womöglich hilft den Löwen der Blick auf die Tabelle, um ihre Sinne wieder scharfzustellen. Drei Spieltage vor Schluss ergibt sich eine Lage, die das Zeug dazu hat, Nervosität auszulösen. Es ist ein Vierkampf um Platz 16, den die Löwen ab sofort mit Halle (38 Punkte, Platz 17), Mannheim (39/16) und Bielefeld (42/15) ausfechten.

Die Löwen (43) als Tabellen-14. gehen zwar mit der besten Ausgangsposition ins Rennen, doch das könnte sich schnell ändern, wenn das Heimspiel am Samstag gegen Dortmund auch nicht gewonnen wird – und Halle seinen Lauf fortsetzt, den Ex-Löwe Stefan Reisinger mit dem Drittliga-Dino gestartet hat. Im ungünstigsten Fall könnte der Vorsprung der Blauen auf zwei Punkte zusammenschnurren. So viel waren es auch, als Giannikis übernahm, Anfang März dann (vermeintlich) komfortable 14 – und seit Sonntag nur noch fünf Punkte.

Niemand beim TSV 1860 will ein Endspiel am letzten Spieltag gegen Arminia Bielefeld

Kopflosigkeit, sofern mit Sorglosigkeit einhergehend, sollten die Derbyverlierer also spätestens jetzt abstellen. Giannikis wies darauf hin, alles immer noch selber regeln zu können. Ein Sieg am Samstag gegen Dortmund II, und der Marathon zur Rettung, zuletzt im Schneckentempo ausgetragen, stünde kurz vor dem Zieleinlauf. Doch wehe, es geht schief . . . Freitag drauf geht es nach Essen (10. Mai), das sich eine Aufstiegschance erarbeitet hat. Und ein Endspiel gegen Bielefeld am letzten Spieltag ist genau das, was keiner will. Schon vor Wochen hatte ein hochrangiger Funktionär geunkt: „Dieses Nervenspiel würde ich uns lieber ersparen.“ Weil Köpfe, die einem Derby nicht gewachsen sind, bei existenziellem Druck nicht unbedingt besser funktionieren.

Halle spielt übrigens am Sonntag gegen Haching. Auf Schützenhilfe sollten sich die Löwen aber nicht verlassen. Anders als zu Hause hat die SpVgg zuletzt viermal in Folge die Punkte beim Gegner gelassen.

Aufrufe: 030.4.2024, 07:36 Uhr
Uli KellnerAutor