2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels mit der deutschen U17-Nationalmannschaft will Konstantin Heide nun mit der SpVgg Unterhaching voll durchstarten.
Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels mit der deutschen U17-Nationalmannschaft will Konstantin Heide nun mit der SpVgg Unterhaching voll durchstarten. – Foto: bro

Konstantin Heide: Verbleib bei Haching – Stammkeeper nächste Saison

Möglichkeiten einzigartig in Deutschland

U17-Weltmeister Konstantin Heide spricht im Interview über seine Zukunftspläne

Unterhaching – Die deutschen U17-Junioren haben mit ihrem ersten WM-Triumph überhaupt begeistert: mittendrin der Kirchheimer Konstantin Heide von der SpVgg Unterhaching als Torwart. Im Halbfinale gegen Argentinien (4:2 n. E.) sowie im Endspiel gegen Frankreich (4:3 n. E.) parierte er im Elfmeterschießen je zwei Strafstöße und avancierte so zum zweifachen Matchwinner und WM-Helden. Im Interview mit der bfv.de-Redaktion des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) spricht Heide über die Rückkehr ans Gymnasium in Kirchheim, das anstehende Abitur und seinen klaren Plan für die Zukunft.

Glückwunsch zum WM-Titel, Konstantin. Jetzt sind Sie zurück aus Indonesien, zurück in der bayerischen Heimat. Konnten Sie schon verarbeiten, was in den vergangenen vier Wochen passiert ist?

Vielen Dank! So wirklich habe ich das alles noch nicht realisiert. Es ist wie ein Traum! Durch die mediale Aufmerksamkeit habe ich mitbekommen, dass wir in Deutschland gefeiert werden und die Menschen stolz auf uns sind. Ich war am Dienstag auch das erste Mal wieder in der Schule. Dort habe ich sofort gemerkt, dass wir als U17-Nationalmannschaft etwas Außergewöhnliches geschafft haben.

Wie haben die Mitschülerinnen und Mitschüler im Kirchheimer Gymnasium reagiert?

Sie fragen nach Fotos, laufen mir hinterher und haben sogar für mich applaudiert. Das nehme ich wahr, wie gesagt: richtig realisieren kann ich das noch nicht. Das kommt, wie beim Gewinn der Europameisterschaft im Sommer, erst mit den Wochen und Monaten danach.

Elferkiller Konstantin Heide! "Niemals für möglich gehalten"

Ursprünglich sind Sie als Nummer zwei zur WM gefahren. Sie hatten allerdings eine Vorahnung über Ihren Einsatz, haben zuvor gewitzelt, dass Sie ab dem Halbfinale im Tor stehen. Am Ende ist es tatsächlich so gekommen, als Sie den kranken Max Schmitt im Halbfinale und im Finale gegen Frankreich vertreten haben und mit vier gehaltenen Elfern zu WM-Helden geworden sind. Damit war nicht zu rechnen?

(lacht) Nein, das hätte ich niemals für möglich gehalten! Dass ich es dann auch noch so gut mache und in diesen zwei Partien je zwei Elfmeter pariere, ist schon krass gewesen. Ich habe mir vor dem Auftakt zwar erhofft, dass ich ein WM-Spiel bekomme und mich dann auch solide anstelle, aber dass es so gut läuft, hätte ich nicht ahnen können. Hätte mir jemand vor vier Wochen gesagt, dass wir durch meine Aktionen am Ende Weltmeister werden, hätte ich ihm das nicht abgenommen.

Sie sind jetzt Deutschlands neuer Elfer- „Killer“…

… Das ist eine lustige Geschichte. Ich habe eigentlich seit zwei Jahren keinen Elfmeter mehr gehalten. Das lag aber weniger daran, dass ich zu schlecht war, sondern eher daran, dass ich kaum Elfmeter auf das Tor bekommen habe. Ich war im letzten Jahr lange verletzt, deshalb habe ich knapp zwei Jahre kaum einen einzigen Strafstoß parieren müssen. Umso schöner ist es, dass ich jetzt, wo es wirklich wichtig war, vier Dinger rausgekratzt habe. Da hat sich das lange Warten doch ausgezahlt.

Sie und Ihre Teamkollegen werden jetzt sogar als Vorbilder für die A-Nationalmannschaft gesehen, die im Sommer bei der EURO 2024 im eigenen Land antreten wird. Sie sind auf Titelseiten, haben in den kommenden Tagen noch unzählige Pressetermine. Wie schwer ist es, in den Alltag als Schüler zurückzukehren?

Das ist nicht schwer für mich. Ganz im Gegenteil, ich finde die Aufmerksamkeit tatsächlich angenehm. Ich beschreibe die internationalen Turniere mit dem DFB immer als Ego-Massage (lacht). Wir werden bei diesen Turnieren hochgelobt und wie Stars behandelt, aber im Endeffekt haben wir als junge Spieler noch nicht wirklich viel erreicht. Klar, wir sind jetzt Welt- und Europameister in unserem Jahrgang, aber im deutschen Profifußball muss sich jeder von uns erst einmal beweisen. Es wird ziemlich viel Trubel um uns gemacht. Ich finde das immer für den Moment tatsächlich schön.

Verbleib bei SpVgg Unterhaching steht bereits fest

Wie haben Ihre Eltern, die nicht in Indonesien dabei sein konnten, den WM-Sieg erlebt?

Meine Familie war zu Hause in Kirchheim. Ich bin zu Beginn als zweiter Torwart zur WM gefahren. Als Max Schmitt krank wurde, kam ich im Halbfinale kurzfristig zum Einsatz. Und dann war gar nicht klar, ob ich das Finale überhaupt spielen werden oder Max wieder fit wird. Das ist alles sehr kurzfristig entschieden worden und durch die lange Flugzeit nach Indonesien habe ich zu meinen Eltern gesagt, dass sie lieber zu Hause bleiben und Fernsehen schauen sollen.

Im Gymnasium stehen für Sie direkt die nächsten Prüfungen an. Wie sieht denn Ihre sportliche Zukunft aus?

Es ist wichtig, jetzt die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich möchte bei der SpVgg Unterhaching bleiben, weil ich davon überzeugt bin, dass ich hier die besten Möglichkeiten habe, im Profibereich Fuß zu fassen.

Der Verein plant mit Ihnen. Sie werden als nächster Stammtorhüter der SpVgg gehandelt und sollen in der kommenden Spielzeit in die Fußstapfen von Routinier René Vollath treten.

Ich bin davon überzeugt, dass ich hier den Sprung in den Profifußball schaffen kann und der Verein mir die Möglichkeiten gibt, die ich sonst bei keinem anderen Klub in Deutschland auf diesem Niveau vorfinden würde. An erster Stelle steht jetzt aber das Abitur im nächsten Jahr. Darauf bereite ich mich aktuell vor. Erst das Abitur bestehen, dann Stammkeeper in Haching werden – das wäre unfassbar. Es gilt jetzt, hart weiterzuarbeiten und mir den Traum vom Profifußball zu erfüllen.

Telefonat mit Vollath vor dem WM-Finale

Wie wichtig ist es, dass erfahrene Spieler wie Markus Schwabl oder Torhüter René Vollath Sie als jungen Nachwuchsspieler unterstützen?

Das ist sehr wichtig für meine Entwicklung und etwas, das Unterhaching auszeichnet. Es gibt hier eine vereinseigene Torwart-Akademie, in der junge Keeper optimal ausgebildet werden. Die erfahrenen Spieler im Team wie René bringen unheimlich viel Wissen mit. Mit ihm zu trainieren, macht mich Tag für Tag besser, weil er mir neue Sachen beibringen kann und mich fördert.

Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus?

Bei der Weltmeisterschaft hatte ich das Problem, von jetzt auf gleich vor dem Halbfinale in den richtigen Fokus zu kommen. Ich habe vor dem Spiel mit René gesprochen. Er hat sich viel Zeit für mich genommen und mir erklärt, wie ich mich gezielter vorbereiten kann. Seine Ratschläge haben mir in dieser Situation extrem geholfen.

Sie haben bereits Ihr Drittliga-Debüt für die SpVgg Unterhaching feiern dürfen. Anfang Oktober standen Sie bei der 0:1-Niederlage in Duisburg erstmals für die Profis in der 3. Liga zwischen den Pfosten. Wie geduldig müssen Sie bei deinen nächsten Schritten sein?

Im ersten Moment ist es cool, überall seinen Namen zu lesen. Aber diese Euphorie wird in den nächsten Wochen und Monaten wieder nachlassen. Ich versuche deshalb bewusst, nicht alle Prognosen über mich zu lesen, weil man schnell darin verfällt, zufrieden mit dem Erreichten zu sein. Ich weiß, dass ich im Herrenbereich noch nichts gerissen habe. Deshalb bin genauso hungrig wie davor und möchte in Zukunft regelmäßig in der 3. Liga auflaufen. Diese Weltmeisterschaft hat mir den Anreiz gegeben, weiterhin richtig Gas zu geben.

Abitur essenziell für Schritt zum Profi

Ihr Jugendtrainer Christian Scheidweiler vom Kirchheimer SC hat verraten, dass Sie damals auch ein guter Verteidiger hätten werden können. Sind Sie heute froh, im Tor zu stehen?

Definitiv. Früher habe ich eigentlich auf allen Positionen gespielt. Ich war Verteidiger, im Mittelfeld und im Sturm unterwegs. Dann bin ich Torwart geworden. Das gefällt auch meinem Papa am besten. Aus seiner Sicht ist es „leider“ nur nicht das Handballtor geworden.

Sie haben das Keeper-Gen also von Ihrem Papa geerbt?

Er ist heute noch Handball-Torwarttrainer beim SV Anzing in der Landesliga. Ich schaue mir auch oft die Spiele von meinem Papa an, wenn er als Coach im Einsatz ist. Der Bezug zum Handball und besonders zur Torwartposition war in meiner Familie immer da.

Ist Ihr Vater auch hinterher, wenn es um die Abiturvorbereitung geht?

Ja, extrem sogar. Er unterstützt mich und möchte, dass ich mich neben dem Leistungssport auf die Schule konzentriere. Ich glaube, wenn ich das Abitur nicht schaffen würde, dann wird es zu Hause erst einmal brennen (lacht). Spaß beiseite! Ich muss mein Abitur selbst machen und bestehen, sollte ich im Sommer durchfallen, würde es mit dem Profiplatz in Unterhaching nichts werden. Ich müsste dann erst die Schule weitermachen, das würde mit den Trainingszeiten nicht funktionieren. Deshalb ist es wichtig, dass ich mein Abitur mache und dann in Unterhaching angreife.

Interview: BFV

Aufrufe: 013.12.2023, 15:49 Uhr
Robert GasserAutor