Michael Köllner ist nach seinem Rauswurf bei 1860 erstmals Gegner seines Ex-Clubs – mit gemischten Gefühlen, denn im Herzen bleibt er ein Löwe.
Da saßen sie also in den Presseräumen ihrer Clubs, räumlich 80 Kilometer getrennt, zeitlich eine halbe Stunde. Michael Köllner, bis Ende Januar Trainer des TSV 1860, war auch am Freitag etwas früher dran als Maurizio Jacobacci, sein Nachfolger im Amt. Sämtliche Interviewfragen vor dem großen Wiedersehen hatte Köllner abgelehnt, doch nun nutzte er die große Bühne mit zugeschalteten Münchner Reportern, um das emotionale Wiedersehen am Samstag anzuheizen, womöglich eher unabsichtlich – weil Köllner am Ende immer er selbst bleibt und Dinge sich ihren Weg bahnen, die er mit sich herumträgt.
An der Grünwalder Straße staunte Jacobacci jedenfalls, als Köllner seinen FC Ingolstadt frech als „Außenseiter“ einstufte. Andere Menschen bei 1860 dürften genau hingehört haben, als Köllner beklagte, er habe sich durch die Begleitumstände seines Rauswurfs „ausradiert“ gefühlt. Freundlich war er dagegen zu den Fans, denen er beschied, sich weiterhin verbunden mit ihnen zu fühlen. Und natürlich betonte Köllner auch, dass er keinerlei Rachegelüste verspüre, wenn sein Ex-Club am Samstagnachmittag im Audi-Sportpark aufkreuzt. Er sagte: „Für mich persönlich ist keine besondere Brisanz in der Partie. Ich weiß, dass da gerne andere Szenarien reingeschmückt werden. Im Fußball ist es aber leider so, dass auch Spiele gegen den Ex-Verein dazugehören. Ich blicke stolz auf meine Zeit bei Sechzig zurück.“
Zumindest in diesem Punkt war er sich mit Jacobacci einig: Ja, es ist ein besonderes Spiel, schon wegen des Oberbayern-Aspekts. Aber nein – nicht wegen der Konstellation, dass Köllner erstmals auf seinen Nachfolger trifft. Jacobacci drückte es im Beisein der Reporter so aus: „Ob es jetzt gegen den Ex-Trainer von Sechzig München geht, sollte eigentlich nicht im Fokus stehen. Wir wissen, gegen wen wir spielen. Sie haben viel Revolution gehabt, viele Neu-Zuzüge. Sie sind wie wir nicht optimal in die Meisterschaft gestartet.“ Der einzige Gedanke, den er im Kopf habe: Wie kann er 1860 nach drei sieglosen Spielen wieder einen Dreier bescheren? Ähnlich drückte es auch Köllner aus, der sein Team nach neuerlichen Ausfällen (u.a. Vizekapitän Simon Lorenz) arg geschwächt sieht.
Doch wie war das nun mit den 1860-internen Dingen, die Köllner auch ein halbes Jahr später schwer auf der Seele lasten? Bezogen auf seinen Rauswurf sagte er: „Dass man mir nicht die Möglichkeit gibt, mich per Presseerklärung oder im nächsten Stadionheft zu verabschieden, tut weh. Man fühlt sich wie ausradiert. Ich weiß natürlich, wo das herkommt.“ Mit besten Grüßen vor allem an Ex-Sportchef Günther Gorenzel, dem er beiläufig auch den verpassten Aufstiegstraum ins Stammbuch schrieb. Köllner sieht es so: „Mein direkter Nachfolger war ja nicht Jacobacci . . .“ Auf den Punkt gebracht: „Der Geschäftsführer hat versucht, sich als Trainer auszutoben – dann weiß man, dass nach diesen vier Spielen (mit nur zwei Punkten/Red.) die Saison beendet wurde . . .“
Derweil Jacobacci unter der Woche erklärte, er würde gerne länger als Köllner bleiben, betonte der „Ex“, dass er im Grunde seines Herzens nie gegangen sei. „Einmal Löwe, immer Löwe“ sei „kein blöder Spruch“, sondern eine Überzeugung: „Ich werde den Löwen immer die Daumen drücken!“ Wie zum Beweis versprach er sich einmal und sagte: „Hier bei 1860 . . .“ Morgen allerdings dürfte sich Köllners Löwenliebe in Grenzen halten – für 90 Minuten.