2024-06-14T14:12:32.331Z

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Der gekündigte Hauptsponsor, oder besser gesagt die fehlenden Einnahmen, sind ein Problem für den KFC Uerdingen.
Der gekündigte Hauptsponsor, oder besser gesagt die fehlenden Einnahmen, sind ein Problem für den KFC Uerdingen. – Foto: Ralph Görtz

KFC Uerdingen: „Wir sind alle auf dasbob reingefallen“

Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des KFC Uerdingen über die Finanzen, die Stadt, Wünsche und Ziele.

Bernd Limbach, Finanzexperte und Vorstandsmitglied des KFC Uerdingen, hat die bis zum Saisonende fehlende Summe exakt beziffert: 500.000 Euro. Das Minus komme durch den Hauptsponsor dasbob zustande, der seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei, weshalb der Verein den Sieben-Jahres-Vertrag Ende November fristlos gekündigt hat. All das wirft Fragen auf, die uns Nils Gehlings, der Vorsitzende des Verwaltungsrates, dem obersten Kontrollgremium, beantwortet hat.

Herr Gehlings, wie geht es Ihnen?

Gehlings Danke, mir geht es gut. Sie erreichen mich gerade im Urlaub in der Türkei. Die Sonne scheint und es ist 23 Grad warm, also prima.

Sie sind also den Winterstürmen, die den KFC Uerdingen erfasst haben, entflohen?

Gehlings Nein, wir sind im jährlichen Familienurlaub während unserer Betriebsferien, die aktuelle finanzielle Situation des Vereins beschäftigt mich trotzdem täglich – sowohl in meinem Ehrenamt als auch als jahrelanger Fan. Seitdem Bernd Limberg im Sommer das Amt des Finanzvorstandes übernommen hat, hat sich die Verschärfung der finanziellen Situation des Vereins immer deutlicher herauskristallisiert. Wenn zusätzlich der Hauptsponsor seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, reißt es bei jedem Verein ein großes Loch in die Kasse.

Aber genau das wirft Fragen auf. Wie konnte es dazu kommen?

Gehlings Damien Raths, der damalige Vorsitzende, hat dem Verwaltungsrat dasbob im März vorgestellt und einen klaren Auftrag bekommen.

Wie sah der aus?

Gehlings Uns war doch auch klar, dass solch ein Start-up-Unternehmen immer auch ein Risiko birgt, aber auch durch die Decke gehen kann. Deshalb wollten wir, dass der Betrag nur zur Hälfte budgetiert wird und das Gespräch mit dem damaligen Hauptsponsor Jörg Wieczorek (Biolectra) geführt wird, damit dieser an Bord bleibt und der KFC zwei starke Partner hat. Zumal dasbob zunächst nicht zwingend nicht auf die Brust wollte.

Warum wurde der Auftrag des Verwaltungsrates nicht umgesetzt?

Gehlings Das Gespräch mit Jörg Wieczorek wurde nicht in dieser Form geführt. Schlussendlich hat Jörg Wieczorek ein Tag vor der Pressekonferenz zur Vorstellung von dasbob durch eine fehlgeleitete E-Mail davon erfahren. So geht man mit keinem Sponsor um, der in der Vergangenheit und in Zukunft dem Verein bei Seite steht und ein Blau-Rotes Herz hat. Wahrscheinlich wusste Raths zu diesem Zeitpunkt schon, dass das Minus in der Kasse größer ist, als er es uns mitgeteilt hat. Des Weiteren schielte er wahrscheinlich schon auf seine Provisionsaussichten.

Damit hat Raths aber gegen die Vorgaben des Verwaltungsrates gehandelt.

Gehlings Ja. Die wahre Größenordnung des Fehlbetrags ist aber erst nach der Übernahme der Finanzen durch Bernd Limberg ans Licht gekommen. Seitdem wird die Buchhaltung transparent und ordentlich geführt. Ab diesem Zeitpunkt war der Verein drauf angewiesen, dass dasbob seiner Zahlungsverpflichtung aus dem Sponsorenvertrag in voller Höhe nachkommt. Wie man aus einer Insolvenz kommend wieder so ein Minus anhäufen konnte, ist nicht nachvollziehbar. Raths wollte den großen Sponsor mit einem Sieben-Jahres-Vertrag, um eine ordentliche Provision einzustreichen.

Aber sind nicht alle auf dasbob-Chef Frank Spasojevic reingefallen?

Gehlings Ja, dass kann man so sehen. Wobei es meiner Meinung nach richtig war, den Sponsorenvertrag zu schließen. Jedoch hätte dies keineswegs in diesem Umfang eingeplant werden dürfen und zum Abbau von Verbindlichkeiten dienen sollen.

Wie also konnte das passieren?

Gehlings Am Anfang hat dasbob außerhalb des Sponsorenvertrags direkt 50.000 Euro gezahlt, um den Verein zu unterstützen. Das hat dazu geführt, dass alle handelnden Personen das Gefühl bekommen haben, dass Frank Spasojevic dem Sponsoring nachkommen wird.

War das Kalkül oder hat er das selbst geglaubt?

Gehlings Wahrscheinlich hat er selbst dran geglaubt. Wie man aber als Unternehmer so einen Vertrag unterschreiben kann, obwohl keine gesicherte Finanzierung vorliegt, ist mir schleierhaft. Im Oktober haben wir im Verwaltungsrat selbst Kontakt zu ihm gehabt. Immer wieder gab es Zahlungsverprechen – später sogar in Stundenform. Geld kam leider keins. Schade ist nur, dass er nicht mit offenen Karten gespielt hat, dann hätten wir früher handeln und beispielsweise die aktuell laufenden Aktionen früher starten können.

Womit wir in der Gegenwart sind. Was müssen die Konsequenzen für den KFC sein?

Gehlings Die finanzielle Last muss auf viele Schultern verteilt werden, auf Kleinst-, Klein- und Premiumsponsoren. Wenn ein seriöses Unternehmen dazu bereit ist als Hauptsponsor aufzutreten, sind wir selbstverständlich nicht abgeneigt – im Gegenteil. Nichts desto trotzt muss sichergestellt werden, dass ein derartiger Ausfall nicht erneut vorkommt. Wir als neu gewählter Verwaltungsrat wollten, dass der Verein zur Ruhe kommt und solide geführt wird. Das ist uns in unserem ersten Jahr durch diese Umstände leider nicht gelungen. Aber wir sind jetzt auf dem richtigen Weg – wobei wir hier noch zu Anfang stehen und werden alles tun, um die Insolvenz abzuwenden; sie wäre für den Verein und Fans fatal. Ich bin aufgrund der vielen Initiativen optimistisch, dass dem Vorstand dies gelingen wird. Mich beeindrucken die vielen Initiativen und Aktionen von Fans und Supportern.

Wie ist das Verhältnis zum neuen Vorstand?

Gehlings Alle Vorstandsmitglieder machen das Beste aus der aktuellen Situation und haben unser Vertrauen die aktuelle Situation zu bewältigen. Grundsätzlich arbeiten alle Gremien: Vorstand, Verwaltungs- und Ehrenrat sehr gut und im engen Austausch zusammen. Zum ruhigeren Fahrwasser gehört auch, dass wir als Verwaltungsrat wieder mehr in die Kontroll- und Aufsichtsfunktion kommen und die Exekutive dem Vorstand allein überlassen.

Was halten Sie von der Abstimmung im Stadtrat über die Namensrechte der Grotenburg?

Gehlings Für den KFC wäre es in der aktuellen Situation zwingend notwendig gewesen. Wir hoffen, dass die angekündigten Gespräche zwischen dem Vorstand und den Fraktionen der Wendepunkt sein werden.

Zum Beginn eines neuen Jahres werden Ziele ausgegeben und Wünsche formuliert. Wie lauten Ihre?

Gehlings Wir wollen die Finanzen konsolidieren, die Saison zu Ende spielen und die kommende Spielzeit seriös mit den zu Verfügung stehenden Mitteln planen. Wenn wir um den Aufstieg mitspielen könnten, wäre das schön. Und auch, wenn wir im Pokalspiel gegen Rot-Weiss Essen ein volles Haus mit 10.000 Zuschauern hätten. In dem Spiel sind wir Außenseiter, aber das war Saarbrücken gegen Bayern München auch.

Aufrufe: 06.1.2024, 08:30 Uhr
Thomas SchulzeAutor