2024-05-14T11:23:26.213Z

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Der KFC Uerdingen steckt offenbar wieder in finanziellen Schwierigkeiten.
Der KFC Uerdingen steckt offenbar wieder in finanziellen Schwierigkeiten. – Foto: Ralph Görtz

KFC Uerdingen: „Die Altlasten sind fatal“

Sportlich ist der KFC Uerdingen in der Krise, finanziell in der Klemme. Erneute Insolvenz nicht ausgeschlossen.

Marc Schürmann wurde am 3. April in den Vorstand des KFC Uerdingen berufen, zehn Tage später wurde mit dasbob ein neuer Hauptsponsor präsentiert und ein Sieben-Jahres-Vertrag geschlossen, am 21. Juni trat Damien Raths als Vorstandsvorsitzender zurück und Marc Schürmann wurde das Amt übertragen. Drei Monate später steht er vor einer Herkulesaufgabe, denn die wirtschaftlichen Probleme sind noch größer als die sportlichen.

Herr Schürmann, acht Spiele, neun Punkte, Spitzenreiter – der zweiten Tabellenhälfte. Was läuft schief?

Schürmann Das zu beantworten, ist die Aufgabe der Sportlichen Leitung. Darüber werden wir sprechen. Aber das wir alle enttäuscht sind, ist doch klar. Ich kann aber versichern, dass die Mannschaft intakt ist.

Aber es soll Probleme wirtschaftlicher Art geben, die noch weitaus größer sind als die sportlichen. Stimmt das?

Schürmann Ich habe in den zurückliegenden Wochen und Monaten kein Geheimnis daraus gemacht, dass wir mit Verbindlichkeiten zu kämpfen haben, die aus der Vergangenheit resultieren.

Es soll sich um rund 700.000 Euro handeln. Können Sie diese Summe bestätigen?

Schürmann Dazu möchte ich konkret nichts sagen. Dass es aber um keine geringen Summen bzw. einen höheren sechsstelligen Betrag geht, kann ich bestätigen.

Die Trainer sollen Zahlungen später erhalten. Ist der Verein zahlungsunfähig?

Schürmann Nein, das ist er nicht. Richtig ist, dass die Trainer ihr Geld ein paar Tage später bekommen haben, was mit ihnen im Vorfeld so abgesprochen war. Die Spieler wurden weitestgehend pünktlich bezahlt, es gab zum Teil Verzögerungen von ein bis zwei Tagen, was ich aber im Vorfeld kommuniziert habe.

Wie kann der Verein, der erst Ende Januar 2022 ein Insolvenzverfahren abgeschlossen hat, erneut solch eine hohe Summe an Verbindlichkeiten anhäufen?

Schürmann Das hat mehrere Gründe. Einer ist, dass die VBG, die Berufsgenossenschaft, im Jahr 2022 nicht bezahlt wurde, sich aber auch nicht gemeldet hat; jetzt kamen Forderungen der VBG von 2022 und ein Vorauszahlungsbescheid für 2023 auf den Verein zu. Es wurden aber keine Rücklagen gebildet.

War Ihnen das bekannt, als Sie das Vorstandsamt übernahmen?

Schürmann Nein, als ich das Amt übernommen habe, standen andere Zahlen im Raum. Trotzdem habe ich von Anfang an gesagt, dass der Verein breiter aufgestellt werden muss. Derzeit bringen uns die Altlasten in Schwierigkeiten, die laufenden Kosten sind nicht das Problem. Ich arbeite mit Hochdruck an einer Lösung und befinde mich in guten Gesprächen.

Streben Sie ein erneutes Insolvenzverfahren an?

Schürmann Momentan noch nicht, das versuchen wir mit allen Mitteln zu vermeiden.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Vorgänger Damien Raths?

Schürmann Momentan nicht. Er pocht auf eine Entschädigung. Da stand ihm noch etwas zu.

Wie wollen Sie dem Fan erklären, dass Raths, der einen Scherbenhaufen hinterlässt, eine Entschädigung bekommt?

Schürmann Hier befinden wir uns in Gesprächen über den Anwalt von Herrn Raths.

Hand auf’s Herz: Haben Sie es nicht längst bereut, das Amt beim KFC übernommen zu haben?

Schürmann Nein, denn es ist eine große Herausforderung, an der ich auch Spaß habe. Aber es ist sehr aufwendig, weshalb ich mich zukünftig beruflich anders aufstellen werde, um mich neben meiner Familie zu einhundert Prozent auf den KFC zu konzentrieren.

Aufrufe: 03.10.2023, 11:25 Uhr
Thomas SchulzeAutor