Wieder einmal steckt der KFC Uerdingen in großen finanziellen Nöten, nach mehreren Insolvenzen kommt der Verein nicht zur Ruhe. Ständig wechselnde Vorstände und sonstige Ansprechpartner machen es schwer, einen klaren Kurs zu finden. Zuletzt wurde einmal mehr der Ruf nach der Stadt laut. Diese solle Akteure zusammenbringen und so Geldgeber für den KFC gewinnen.
Ein Krefelder Unternehmer, der zu dem Kreis möglicher Unterstützer gehören könnte, antwortet freimütig auf die Frage nach den Bedingungen für den Einstieg in den Verein: „Bei diesem Verein müsste man Öl gesoffen haben, um da Geld reinzustecken.“ Erste und wichtigste Bedingung wäre demnach totale Transparenz: Wie ist die wahre finanzielle Lage des Vereins? Wie sehen die Bücher, die Unterlagen aus? Ist wirklich klar, wie viele Altschulden und Belastungen es gibt? Beim KFC war zuletzt von zwei Millionen Euro Altschulden die Rede – verlässlich ist diese Zahl aber nicht. Vor diesem Hintergrund müsse der Verein endlich in der Realität ankommen, so der Unternehmer weiter – der lieber nicht genannt werden will, weil er sich Anfeindungen ersparen möchte. Einnahmen und Ausgaben müssten realistisch durchkalkuliert werden. Wenn der Verein dann drei, vier Jahre ruhig und seriös gearbeitet habe, dann sei man reif für höhere Aufgaben und Ziele. „Viele Fans leben gedanklich noch in den 80-er oder 90-er Jahren. Die müssten einfach mal Demut lernen – und nicht dauernd mit unrealistischen Forderungen kommen.“
Nicht ganz so deutlich, aber ähnlich klar in der Aussage reagiert Stadtdirektor Markus Schön in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters Frank Meyer. Dieser ist selbst bekennender KFC-Fan und hat schon oft sein Bedauern über das Bild vorgetragen, das sein Herzensverein abgibt. Schön sieht die Möglichkeiten der Stadt ausgeschöpft. „Zunächst einmal können wir nicht in die inneren Angelegenheiten des KFC eingreifen. Wenn dort immer wieder neue Vorstände gewählt werden oder sonst etwas Personelles geschieht, dann haben wir da keine Aktien drin. Und das ist auch richtig so. Würden wir sagen, ‚wir akzeptieren nur Vorstand XY’, wäre der Teufel los. Und das zu Recht“, betont Schön.
Die Stadt tue bereits alles, was möglich ist. „Direkte finanzielle Unterstützung können wir nicht leisten. Das wäre weder demokratisch machbar, noch wäre es fair anderen Vereinen gegenüber, weder den anderen Fußballvereinen wie VfR Fischeln oder Ähnlichen noch den anderen großen Sportvereinen in hohen Ligen wie Pinguine, HSG oder Ravens“, betont Schön.
Krefeld sei gerade dem KFC schon extrem weit entgegengekommen, betont der Stadtdirektor. „Nehmen wir die Grotenburg. Da reden wir von einem Stadion, in das wir ein riesiges Invest gesteckt haben – auch für den KFC. Heute spielt der Verein dort für denselben Kurs, den andere Vereine auf einer Bezirkssportanlage zahlen. Die Zahl kann ich ja nennen, sie ist bereits öffentlich: neun Euro pro Stunde. Wir können das noch so eben argumentieren, weil der Verein eben nicht im Profibereich spielt und ein Amateurverein ist. Aber wir müssen auch hier die Verhältnismäßigkeit im Auge haben“, sagt er.
Was er damit meint, ist schnell klar, wenn sich der Blick auf die immer mal aufkeimende Diskussion um die Mietzahlungen der Krefeld Pinguine für die Yayla-Arena richtet. Auch Handball-Drittligist HSG Krefeld Niederrhein wird im kommenden Jahr vermutlich in die größte Halle der Stadt ausweichen, denn die Glockenspitzhalle, eigentliche Heimstätte der HSG, wird aufwendig saniert und ist rund ein Jahr nicht nutzbar. Hier sei man in guten Gesprächen, betont Schön. Dennoch: Zusagen an den KFC könnten auch hier oder bei den Pinguinen Begehrlichkeiten wecken.
Der KFC habe ohnehin bereits hohe Schulden bei der Stadt aus nicht geleisteten Mietzahlungen für das Vereinsheim. Wichtig sei, so betont Schön, dass Ruhe in die personelle Situation komme. „Wir sind im stetigen Austausch und haben mit allen handelnden Personen immer wieder Gespräche. Aber immer, wenn jemand Neues kommt, fangen wir ja wieder bei null an“, betont der Stadtdirektor. Personelle Kontinuität sei damit aus seiner Sicht zunächst der wichtigste Schritt.
Chancen auf einen runden Tisch, bei dem die Wirtschaft angehalten werde, dem KFC zu helfen, sieht er nicht. „Wer sollte das im Moment sein?“, fragt Schön. Viele Unternehmen hätten heute ganz eigene Sorgen oder seien – siehe das Zitat des nicht genannten Verantwortlichen oben – schlicht unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht interessiert.
So sieht Schön aktuell wenig Handhabe. „Klar ist: Wir wissen um die Wichtigkeit des KFC. Fußball ist die wichtigste Sportart, und eine Stadt wie Krefeld braucht einen Fußballverein in einer höheren Liga. Aber das müssen am Ende die Verantwortlichen bis zu einem gewissen Punkt regeln. Wir können und dürfen es nicht“, betont Schön – bei aller Sympathie, die in der Stadtspitze ohne Frage für den KFC vorhanden sei.
Für das Topspiel gegen Nachbar MSV Duisburg am Samstag, 23. November, hat die Stadt nun eigens einen neuen Zaun um den Gästeblock aufgebaut. Dieser ist ein notwendiges Sicherheitsfeature, denn das Spiel gilt als sogenanntes Hochrisikospiel. Die Fangruppen müssen getrennt werden, um Ausschreitungen zu vermeiden. Die Stadt tue alles, damit der KFC so viele Karten an Gästefans verkaufen könne, wie möglich, betont Schön.