2024-05-08T14:46:11.570Z

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Wer will? Leider niemand. Wahlleiter Matthias Gallenberger (l.) blickt in leere Gesichter.
Wer will? Leider niemand. Wahlleiter Matthias Gallenberger (l.) blickt in leere Gesichter. – Foto: Dieter Priglmeir

Kein Nachfolger zu finden: FC Hörgersdorf droht das Aus

Schwierige Zeiten

Sportlich läuft‘s prima, auch finanziell ist der Verein gesund. Vorsitzender Korbinian Gruber hat einen guten Job gemacht. Doch jetzt hört er auf, und es lässt sich kein Nachfolger finden. Der nächste Versuch steigt in sechs Wochen.

Hörgersdorf – Mit 70 noch Headhunter – Matthias Gallenberger übernahm am Dienstagabend diesen Job und suchte als Wahlleiter einen neuen Vorsitzenden für den FC Hörgersdorf. Er tat dies vergeblich, weshalb die Zukunft des über 400 Mitglieder starken Vereins höchst ungewiss ist. Die Krux: Niemand will die Nachfolge von Korbinian Gruber antreten.

Dabei machte „Headhunter Gallenberger“ seine Arbeit wirklich gut. Schon im Vorfeld hatte der Verein potenzielle Kandidaten befragt. Jetzt umgarnte Gallenberger die Mitglieder auf die bayerisch-charmante Art: „Anita (Schmittner, die Red.), du als Präsidentin? Die erste Dame, die den Verein führt. Wie wär’s?“ Sie lehnte freundlich, aber bestimmt ab. „Giorgio, du bist schon so lange im Vorstand. Du kennst dich überall aus...“ Aber auch Georg Wendlinger sagte Nein mit dem Verweis auf die 40 Jahre, die er schon für den FCH in vielfältigster Weise tätig ist.

Mögliche Kandidaten lehnen Amt ab

Sepp Schmittner wiederum fühlte sich mit 60 Jahren zu alt für den Posten, was nicht alle im Raum gelten ließen („Schau doch a moi nach Amerika“). Gallenberger ging weiter durch die Reihen, fragte, warb für die ehrenamtliche Arbeit. Irgendwann – nach der gefühlt zehnten Absage – gab er doch auf und beendete damit auch die kompletten Neuwahlen in der Jahreshauptversammlung des FCH.

Zwar wollen bis auf Gruber alle Vorstandsmitglieder ihre Ämter weiterhin bekleiden. Das hatten diese schon zuvor kundgetan. „Aber ohne einen Vorsitzenden brauche ich auch keinen anderen wählen zu lassen“, sagte Gallenberger und setzte einen neuen Termin. In sechs Wochen soll nun eine außerordentliche Versammlung stattfinden, „in der wir dann nur den neuen Vorstand wählen“. Bis dahin macht die jetzige Führung kommissarisch weiter. Sollte sich dann kein Vorsitzender finden, drohe die Vereinsauflösung, das machte auch Gruber deutlich und warnte: „Den FC Hörgersdorf gibt es seit 1957. Er ist noch nie so knapp vor dem Aus gestanden wie jetzt.“ Das hatten offenbar auch die Mitglieder gespürt, die in einer Stärke von 44 so zahlreich wie schon lange nicht mehr erschienen waren.

Besonders die Fußballer sind erfolgreich

Seit acht Jahren ist Gruber der Vereinschef. Nach einem beruflichen Wechsel könne er aber nicht noch eine weitere Amtszeit dranhängen, sagte der 51-Jährige, der zufrieden auf das vergangenen Jahr zurückblickte. Der Aufstieg der Fußballer in die Kreisklasse und die Sonderehrung der Heimatzeitung bei der Sportgala nannte er als Highlights nicht nur des vergangenen Jahres. Beides werde in die Historie eingehen. Allerdings habe man die Zweite aus dem Spielbetrieb abmelden müssen, erstmals seit 25 Jahren gebe es auch keine Hörgersdorfer Fußballerinnen mehr. Und auch eine F-Jugend-Mannschaft habe man heuer nicht stellen können.

„Den FC Hörgersdorf gibt es seit 1957. Er ist noch nie so knapp vor dem Aus gestanden wie jetzt“, sagt Korbinian Gruber.
„Den FC Hörgersdorf gibt es seit 1957. Er ist noch nie so knapp vor dem Aus gestanden wie jetzt“, sagt Korbinian Gruber. – Foto: Dieter Priglmeir

Aber es gebe auch Lichtblicke im Nachwuchs. Die D-Jugend sei vergangenes Jahr Meister geworden und führe schon wieder die Tabelle an. In der C-Jugend-SG spielen zehn Hörgersdorfer. „Das sind unsere Hoffnungen für die Zukunft.“

Wenn Valentin Bitzer von Nachwuchs spricht, sind zwar andere Jahrgänge gemeint, aber die Fußballer seien jederzeit eingeladen, mitzutrainieren. Bitzer zeigte sich stolz, dass der FCH im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen noch mit zwei Mannschaften im Spielbetrieb sei, auch wenn es weder im Sommer noch im Winter für vordere Plätze in den Ligen gereicht habe. Bei insgesamt 22 Sommerturnieren wurden die Hörgersdorfer allerdings je fünf Mal Erster oder Zweiter. Bitzer freute sich zudem über Neuzugänge aus Dorfen und kündigte den Trainingsstart im April an.

FCH erwirtschaftete einen Überschuss

Das ganze Jahr über ist die Gymnastikabteilung aktiv. Vom Kindertanz über Kampfkatzen, Aikido und der Seniorengruppe könne der Verein für alle im Alter von fünf bis 85 etwas anbieten, sagte Spartenleiterin Anita Schmittner. Allerdings habe eine Übungsleiterin schon angekündigt, ihr Engagement beenden zu müssen. „Deshalb sind wir da gerade auf der Suche“, sagte die Abteilungsleiterin und schaute in die Runde. Prompt kam schon ein Vorschlag: „Felix wäre frei.“ Gemeint war Meistertrainer Stocklauser, der aber schon bei den Fußballern aus zeitlichen Gründen aufgehört hatte.

Gute Nachrichten hatte Sepp Feldhofer, was die finanzielle Lage betrifft. Im vergangenen Jahr habe der Verein im ideellen Bereich und Zweckbetrieb rund 60 800 Euro eingenommen und 66 900 Euro ausgegeben. Dank eines Überschusses im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb wie zum Beispiel durch den Christkindlmarkt stehe am Ende des Jahres ein Überschuss von rund 8500 Euro. So bleibe dem FCH nach Abzug der beiden BLSV-Darlehen ein Guthaben von rund 27 000 Euro. Nicht nur die Kassenlage ist erfreulich, sondern auch deren Führung, wie die Revisoren Thomas Feckl und Irmi Köpping bescheinigten. Sportlich und finanziell gesund, da wird sich doch ein Vorstand finden...

Aufrufe: 014.3.2024, 08:40 Uhr
Dieter PriglmeirAutor