2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Kaum Fußball, Ein Krankenwagen und drei Platzverweise

Auch mit zwei Tagen Abstand fällt es schwer, die 0:2-Niederlage in Aufheim zu bewerten.

Bei widrigsten Bedingungen fanden sich die Teams am vergangenen Samstag in Aufheim ein, um bei Schneetreiben und matschigem Platz ein vermeintliches Spitzenspiel zum Abschluss vor der Winterpause zu absolvieren. Allerdings wurden sowohl Spieler als auch Zuschauer bitter enttäuscht, denn viel Fußball wurde nicht gespielt.
Die ersten zwanzig Minuten waren zunächst noch vom Sportlichen geprägt: Langenau mit etwas mehr Spielanteilen, aber insgesamt ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Zwei Wechsel musste der TSV bereits frühzeitig vornehmen: Uhl signalisierte vor Anpfiff bereits Probleme und der für ihn eingerückte Longnang konnte nach einer Viertelstunde nicht mehr weitermachen, was zu ersten Personalrochaden führte. Allerdings zeigte sich Schiedsrichter Selvet Filiz, Obmann einer Schiedsrichtergruppe des Bodenseekreises und extra aus Ravensburg angereist, scheinbar gewillt, direkt mit strenger Linie ebenfalls Einfluss aufs Spiel zu nehmen und vergab sowohl an Kapitän Kräutter als auch an 6er Sauter bei den ersten Vergehen die gelbe Karte. Auf die hier entstehenden ersten Diskussionen reagierte der Schiedsrichter ausgesprochen ungehalten und schrie insbesondere Sauter mehrfach an, dass er von nun an kein Wort mehr an ihn oder irgendjemand sonst richten dürfe, da er ihn ansonsten direkt vom Platz stellen würde. Er setzte damit einen sehr klaren Ton, der allerdings primär nur für den Betroffenen galt. Mit der Hand an der Brusttasche begleitete er fortan jeden Zweikampf des Spielers und als sich Sauter kein Wort mehr zum Schiedsrichter leistete und auch bei vermeintlichen Fouls absolut ruhig blieb, schien die Gefahr zunächst gebannt.
Schon da war der Spielfluss deutlich eingeschränkt, zum ersten Halt kam das Spiel allerdings erst, als nach einem hohen Ball Florian Krebs den Ball aus dem 16er köpfte und Gegenspieler Jonas Simon unglücklich im Zweikampf mit seinem Kopf in Krebs rasselte. Beide Spieler sanken zu Boden, wobei Krebs zunächst kurzzeitig bewusstlos liegen blieb. Kräutter reagierte nebenstehend äußerst schnell, drehte ihn auf die Seite und leistete schnelle erste Hilfe. Krebs kam zügig wieder zu sich, war aber völlig benommen und nicht mehr Herr seiner Sinne, sodass er raus musste und ein Krankenwagen ihn ins Donauklinikum bringen musste. Sein Gegenüber konnte nach Bandagierung eines Cuts weitermachen.
Wenige Minuten später, der Schock war noch nicht ganz verdaut, folgte der nächste Halt: Sauter sprach mit seinem Nebenmann Kräutter über eine vorangegangene Spielsituation, Schiedsrichter Filiz unterbrach erneut, ging den Spieler verbal wieder an und schickte ihn mit Gelb-Rot vom Platz, ohne dass der betroffene Spieler ein Wort an den Schiedsrichter gerichtet hatte. Mit Rationalität war es auf Seiten der Langenauer dann vorbei und die Emotionen kochten hoch, da es sich zu diesem Zeitpunkt keiner zu erklären vermochte, woher diese Agenda gegen Sauter kam. Max Laible ging den Schiedsrichter so vehement an, dass er ebenfalls Gelb sah und man objektiv sagen muss, dass dies in der Nachbetrachtung am ehesten rotwürdig erschien.
Es ging 10 gegen 11 weiter und die Langenauer Bank verlor ob des Verhaltens des Schiedsrichters zunehmend die Fassung. Co-Trainer Brachmann verlor seinen Platz ebenfalls noch vor der Halbzeit wegen vermeintlichen mehrfachen Meckerns mit Gelb-Rot; nur Trainer Häge durfte mit Gelb noch sitzen bleiben.
Fußball wurde indes nicht mehr viel gespielt und die aufgeladene Stimmung wurde mit in die Kabine genommen, denn während die Langenauer den Schiedsrichter verantwortlich machten, sahen naturgemäß Teile der Aufheimer die Gäste in der Schuld und Dispute zwischen den Bänken waren mehrfach vorhanden.

Nach der Pause verlegte sich Langenau zunächst aufs Verteidigen des eigenen Tores und konnte trotz Unterzahl das Spiel ausgeglichen gestalten, da bei der Wetterlage fast kein sauberes Passspiel mehr möglich war.
Die SGM konnte einen Konter trotzdem einmal ordentlich zu Ende spielen und kam zur 1:0-Führung nach etwa einer Stunde.
Nur wenig später dann der letzte große Halt der Partie: Der mit Turban ausgestattete Jonas Simon kam viel zu spät und senste Tim Leibing an der Mittellinie völlig unnötig halbhoch weg. Egal, ob unabsichtlich oder gewollt; es hätte zwingend rot geben müssen. Es war ein weiteres Rätsel dieses Spiels, warum der Aufheimer hier so zu Werke ging. Schiedsrichter Filiz legte sich allerdings zum völligen Unverständnis aller Langenauer direkt auf gelb fest. Nachdem vom Aufheimer Betreuer auch noch die Einschätzung „normales Foul“ kam und der Schiedsrichter sich nicht um den Spieler kümmerte, sondern sich das Ganze aus einigen Metern Sicherheitsabstand anschaute, war die Langenauer Fassung ein weiteres Mal so verloren, sodass Referee Filiz sich genötigt sah, ein Time-Out zu verhängen und die Spieler in die jeweiligen Strafräume zu schicken. Nach langen Diskussionen versammelten sich beide Teams in die jeweiligen Kreise und Heim-Trainer Spann wechselte seinen Spieler Simon direkt aus, da auch ihm der dunkelrote Charakter des Fouls bewusst war. Einige Langenauer Spieler konnten sich ob dieser gegnerischen, „stillen“ Bestätigung der Rotwürdigkeit nicht mehr beherrschen und beklatschten diese wirklich absurde Einschätzung von Filiz. Am Ende pickte sich der Schiedsrichter den bereits verwarnten Laible heraus und stellte auch ihn aufgrund dieser Reaktionen vom Platz.
Anstatt wiederhergestellter Gleichzahl ging es also mit zwei Mann Unterzahl weiter.
Die SGM konnte sich nun darauf beschränken, die Angriffsbemühungen der Gäste zu verteidigen und ab und an einen Konter zu fahren. Hier resultierten einige Großchancen, die zunächst alle vergeben wurden. Der TSV kämpfte bis zum Schluss und kam noch zu einer Riesenchance zum Ausgleich, als Schmohl nochmal zum Abschluss im 16er kam. Der Keeper konnte jedoch parieren und in der 94. Minute gelang der SGM bei einem weiteren Konter mit dem 2:0 die Entscheidung.
Auch mit zwei Tagen Abstand ist dieser Tag schwer zu verdauen. Hilfreich ist sicherlich auch nicht, dass der social-media-affine SGM-Trainer und erfahrene Ex-Profi Spann noch Öl ins Feuer goss, indem er sich später über die Gäste und deren Hadern mit der Schiedsrichterleistung lustig machte.
Trotz verschiedener Wahrnehmungen aller Ereignisse des Tages inklusive Fehleinschätzungen in der Emotion kann man im Sieg ebenjene Größe demonstrieren, die man auf der anderen Seite möglicherweise vermisst.
Auf ebenjener Seite muss man sich ebenfalls Gedanken machen, da es nicht passieren darf, dass ein einziger Unparteiischer es schafft, einen Keil zwischen zwei Teams zu treiben, zwischen denen es eigentlich gute und jahrelange freundschaftliche Bekanntschaften gibt.
So bleibt als Fazit dieses langen Artikels stehen: Die SGM trug einen wichtigen Sieg davon und der TSV Langenau war einfach froh, am nächsten Tag ein freundliches Gesicht von Florian Krebs aus dem Krankenhaus geschickt zu bekommen.
Ich wünsche beiden Mannschaften, dass sie die Ereignisse bis zum nächsten Aufeinandertreffen vergessen können und freundschaftlich verbunden bleiben, so wie es bisher der Fall gewesen ist.

Frohe Vorweihnachtszeit an Alle!

Aufrufe: 027.11.2023, 23:57 Uhr
Dominik TrautmannAutor