Der Abend endet in Ausgelassenheit. Ein Kabinenfest mit Anhang veranstalteten die Murnauer Fußballer. Lange ging es, und auch der Trainer saß mit dabei.
„Das war schön am Samstag“, sagt Martin Wagner. Für ihn und seine Sportler fühlen sich die Wochen im Herbst nicht wie die Realität an, eher wie ein Zauber, der über ihnen liegt. „Ich kann es selbst nicht ganz fassen, dass wir so weit oben stehen.“ Mit einem 2:1-Erfolg über Kastl, dem achten Spiel in Serie ohne Niederlage, schiebt sich der Aufsteiger auf Rang vier der Landesliga nach vorne.
Wobei man so viel schon sagen kann: Natürlich liegen noch Level zwischen den Drachen und dem TuS. Der Heimsieg gegen Kastl war kein Erzeugnis fußballerischer Überlegenheit. Wagner fasst es eher so zusammen: „Wenn’s mal läuft, dann läuft’s.“ Im Grunde genügte eine starke Anfangsphase mit zwei Treffern in den ersten zehn Minuten. An beiden war wenig überraschend Michael Moser beteiligt, Murnaus Bester an diesem November-Tag. Das ist seit Wochen die große Stärke der Mannschaft. Es lässt sich praktisch nie vorhersehen, welcher TSV-Angreifer zur Bestform aufläuft. Nach vier Minuten holte Moser mit einem Solo den Freistoß in zentraler Position heraus, den Tadeus Henn mal wieder gekonnt in den Winkel zimmerte. Fünf Minuten danach brach Moser über außen in den Strafraum durch und wurde gelegt. Den fälligen Elfmeter versenkte auch hier der übliche Vollstrecker – Georg Kutter.
Der große Bruch im Spiel der Drachen erfolgte direkt nach dem Anschlusstor. Kastl trat eine von vielen gefährlichen Ecken, Christoph Greinwald köpfte den Ball ins eigene Gehäuse. Hinterher nahm er das mit viel Humor. „Endlich mal wieder ein Kopfballtreffer“, sagt der Innenverteidiger. Tatsächlich war damit die Geschichte der Partie erzählt. Wagner hält gar fest: „Am besten wäre es gewesen, wenn wir aufgehört hätten.“ Sein Team kam nicht mehr in den Schwung der Anfangsphase, kämpfte massiv mit den scharf getretenen langen Bällen der Gäste. Womöglich auch, weil sich im Hinterkopf eingenistet hatte, dass es gegen ein Team wie Kastl von alleine geht? Das vermutet der Coach.
Hälfte zwei muss man vom Rest abkoppeln, wegen der äußeren Umstände. Ein Nebel, den niemand kommen gesehen hatte, zog auf. „Auf einmal war er da.“ Kurz unterbrach Schiedsrichter Moritz Osteried, beratschlagte sich, wie es weitergehen sollte. „Hat er souverän gemacht“, lobt Wagner. Die Offiziellen entschieden, das Spiel durchzuziehen, auch wenn die Verhältnisse grenzwertig waren. „Nebellotterie“ nannte es ein Zuschauer. Denn von der Tribüne im Westen aus war nicht wirklich zu erkennen, was sich auf der Ostseite abspielte. Murnau passte seine Spielweise gleich doppelt an – einmal an den Nebel, einmal an den Gegner. Der TSV versuchte, den Ball weit weg vom eigenen Tor im Drittel der Kastler zu halten. Bis zur 85. Minute klappte das herausragend. „Kompliment, wie wir uns angepasst haben.“ Am Ende reagierte Torwart Fabio Grund noch zweimal stark, als Kastl zu Abschlüssen kam. So zumindest erzählten es die Verteidiger ihrem Coach. Wagner sah im dichten Nebel nämlich nichts mehr und freute sich über den nächsten Dreier erst, als er den Schlusspfiff hörte.