2024-05-08T14:46:11.570Z

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Justin Heekeren will bei Schalke 04 die Nummer eins werden.
Justin Heekeren will bei Schalke 04 die Nummer eins werden. – Foto: Michael Schneiders

Justin Heekeren: „Möchte weiter Schalkes Nummer eins werden“

Schalke-Torwart Justin Heekeren will sich in Belgien als Leihspieler von Patro Eisden Maasmechelen für höhere Aufgaben beim Zweitligisten empfehlen. An seinem Ziel, bei S04 Stammkeeper werden, hält der gebürtige Xantener fest. Warum er die königsblaue Komfortzone verlassen hat, gestärkt aus der Knie-Verletzung kam und sein Herzensverein den Klassenerhalt schafft.

Dass der 23-jährige Schalke-Torhüter Justin Heekeren an einem freien Tag auch gerne mal vor der Playstation sitzt, um in der virtuellen Welt Fußball zu spielen, hat er kürzlich bei einem Pressetermin in Borth verraten. In der Wirklichkeit blüht der Keeper bei Patro Eisden Maasmechelen, seinem Leihklub in der belgischen zweiten Liga, gerade auf. Ein Gespräch mit dem gebürtigen Xantener über den sportlichen Abstecher im Nachbarland, das Verhältnis zu S04-Coach Karel Geraerts und seine Ambitionen bei Königsblau nach der Rückkehr in diesem Sommer.

Herr Heekeren, Sie haben innerhalb sechs Wochen bei Patro Eisden Maasmechelen positiv auf sich aufmerksam gemacht. Hat sich das Leihgeschäft jetzt schon ausgezahlt?

Justin Heekeren: "Auf jeden Fall. Ich habe Spielpraxis auf sehr, sehr gutem Niveau. Das ist genau das, was alle Beteiligten wollten. Ich wusste nicht, dass die Qualität auf so einem hohen Level ist, auch wenn ich mir vorher ein paar Spiele angeguckt habe. Man kann es mit der unteren zweiten und oberen dritten Liga in Deutschland vergleichen. Es läuft sehr gut. Wir spielen oben mit, haben von sieben Spielen nur eins verloren, und ich habe viermal zu Null gespielt."

Der Kontakt kam über den aktuellen Schalke-Coach Karel Geraerts zustande, richtig?

Heekeren: "Genau. Mein Trainer (Stijn Stijnen, ehemaliger belgischer Nationaltorhüter; die Red.) ist sehr eng mit ihm befreundet und hat einen jungen Torhüter gesucht. Ich habe mir die Trainingsbedingungen angeguckt. Die Leihe zahlt sich bislang voll aus."

Wie haben Sie Gerarts denn kennengelernt, und macht es die Kommunikation schwieriger, dass er (noch) kein Deutsch spricht?

Heekeren: "Wir hatten im Winter Einzelgespräche und kommen sehr gut klar. Er versteht schon Deutsch, fühlt sich aber mit Englisch noch sicherer. Aber das ist überhaupt kein Problem. Er ist ein angenehmer Typ, hat seine Vorstellungen und verkörpert die belgische Mentalität, was ich ja jetzt weiß (lacht). Er setzt auch viel auf Fitness. Schalke hat im Moment keinen verletzten Spieler, die Athletik-Abteilung macht einen guten Job. Es passt gut, man muss ihm ein bisschen Zeit geben. Ich bin sowieso ein Freund von Kontinuität."

Nach ihren bisher 22 Einsätzen weiter in der Schalker U23 zwischen den Pfosten zu stehen, war keine Option?

Heekeren: "Es stand auch zur Debatte, dass ich dableibe. Aber ich wäre dann auf der Stelle getreten, zumal ich die Regionalliga auch schon lange kenne und mich weiterentwickeln möchte. Mein Torwarttrainer hat auch gesagt, dass es Sinn macht, aus der Komfortzone Schalke rauszukommen und sich etwas zu trauen. Das ist bis jetzt gut gelungen."

Sie sind auch noch regelmäßig bei ihrer Familie in Alpen-Veen. Die Strecke bis Belgien hält sich in Grenzen – oder?

Heekeren: "Genau, ich bin mit allen sehr eng und fahre an freien Tagen oft hier hin, um Zeit mit meiner Familie und meiner Freundin zu verbringen. Die Entfernung ist das kleinste Problem, von meinem Elternhaus sind es knapp eineinhalb Stunden Fahrt. Ich habe in Belgien aber auch eine Wohnung in einem Hotel direkt am Trainingsgelände."

Sie haben schon als Kind davon geträumt, für Schalke zu spielen, und standen zweimal in der zweiten Liga zwischen den Pfosten. Wie blicken Sie auf die ersten 18 Monate im königsblauen Trikot zurück?

Heekeren: "Dass ich nach meinen Einsätzen direkt wieder rausgenommen wurde, war bitter. Aber ich bin erst 23 und habe da überhaupt keinen Stress. Mir wurden die Gründe genannt. Das musste ich akzeptieren. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich mit 23 zwei Profispiele in der Veltins-Arena gemacht habe, hätte ich ihm wohl eine Backpfeife gegeben (lacht). Ich bin glücklich, wie es gelaufen ist und dass ich meine ersten Erfahrungen sammeln durfte. Mein erster Traum ist in Erfüllung gegangen. Das nimmt mir auch erst mal keiner mehr."

Hat Ihnen Thomas Reis, der sie wie Geraerts sehr schätzt, einen Bundesliga-Einsatz in Aussicht gestellt, wenn Sie sich im Winter 2022 nicht am Kreuzband verletzt hätten?

Heekeren: "Ob ich wirklich die Chance bekommen hätte, weiß ich nicht. Mir wurden aber die Testspiele im Trainingslager zugesichert. Verletzungen kommen nie gelegen, aber das war schon ein besonders schlechter Zeitpunkt. Im Nachhinein bringt es nichts, sich darüber zu ärgern, auch wenn es in den ersten Monaten sehr schwer für den Kopf war. Du musst dann versuchen, an deinen körperlichen Schwächen zu arbeiten und das in der Zeit auszugleichen. Ich bin danach noch wesentlich robuster und athletischer geworden. Es hatte also nicht nur Nachteile. Ich versuche, positiv darauf zu blicken, und habe keine Beschwerden mehr. Alles ist top verheilt, und ich bin fit. Das ist erst das Wichtigste."

Mit welchen Ambitionen werden Sie im Sommer nach Schalke zurückkehren?

Heekeren: "Mein ganz klares Ziel ist weiterhin, dass ich die Nummer eins auf Schalke werden will. Ich glaube, das ist auch nicht so unrealistisch in Zukunft. Ich bin positiv gestimmt und versuche mich in Belgien weiter zu empfehlen. Der Torwarttrainer guckt jedes Spiel, wir telefonieren einmal pro Woche, und der Sohn von Marc Wilmots spielt auch in der Liga. Der Kontakt zu Schalke ist also weiterhin eng. Nach dem Spiel gegen Paderborn war ich auch unten in der Kabine. Ich genieße die Zeit hier, und dann schauen wir mal, was im Sommer kommt."

Wie ist das Verhältnis zu den erfahrenen Konkurrenten im Schalker Tor?

Heekeren: "Es ist ein gesunder Konkurrenzkampf. Mit Marius Müller kommt jeder klar. Er ist ein lustiger Typ und hat immer gute Laune, wenn er in den Raum kommt. Bei Ralf Fährmann ist es dasselbe. Er hat immer einen guten Spruch auf Lager, wo man auch mal schmunzeln muss. Michi Langer ist wie eine Vaterfigur. Weil alle drei im höheren Fußballalter sind, ist es manchmal nicht ganz so einfach als junger Torhüter. Aber ich fühle mich sehr wohl."

Die Erwartungshaltung auf Schalke ist groß, wird der Klassenerhalt in der zweiten Liga gelingen?

Heekeren: "Da mache ich mir keine Sorgen. Klar ist es eine schwierige Phase. Ich bin etwas fernab, was vielleicht auch nicht so schlecht ist. Für die Spieler ist es nicht einfach. Aber es ist eine deutliche Steigerung zu sehen. Die Teamchemie stimmt. Die Jungs müssen zusehen, dass sie als Team geschlossen da unten rauskommen. Vier Punkte gegen den Ersten und Fünften zu holen, ist nicht so schlecht."

Fabian Kleintges-Topoll führte das Gespräch.

Aufrufe: 018.3.2024, 22:00 Uhr
Fabian Kleintges-TopollAutor