2025-07-08T08:18:57.333Z

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Jolina Niewiadomski ist Fußballerin mit ganzem Herzen.
Jolina Niewiadomski ist Fußballerin mit ganzem Herzen. – Foto: Amelie Johannknecht

Jolina Niewiadomski verkörpert die SCU-DNA

In Unterbach spielte sie einst in Jungen-Teams, später in der Regionalliga. Nun verpasste sie mit ihrem Heimatklub knapp den Aufstieg.

Jolina Niewiadomski hatte am vergangenen Freitag allen Grund, übers ganze Gesicht zu strahlen. Rechtzeitig zu ihrem Geburtstag gab es wieder strahlenden Sonnenschein und steigende Temperaturen. Der zünftigen Feier stand damit nichts mehr im Wege. Die nunmehr 29-Jährige scheint aber auch grundsätzlich eine Frohnatur, und vor allem beim Thema Fußball ist sie ganz in ihrem Element.

Dabei erlebte Niewiadomski mit dem Frauen-Team des SC Unterbach ausgerechnet am letzten Spieltag dieser Saison einen bitteren Rückschlag. Da ging es im Spitzenduell der Kreisliga A Düsseldorf um den Titelgewinn. Die SCU-Fußballerinnen benötigten einen Sieg, um nach Punkten mit Tabellenführer BV Gräfrath gleichzuziehen und so zumindest zwei Entscheidungspartien zu erzwingen. Denn das bessere Torverhältnis der Unterbacherinnen spielte in diesem Fall keine Rolle.

Ausgerechnet in der finalen Begegnung ließen die Unterbacherinnen jedoch ihre gewohnte Treffsicherheit vermissen. Gräfrath ging auf eigenem Platz bereits nach neun Minuten mit 1:0 in Führung. Kurz danach glich Lisa Freese zum 1:1 aus (13.). Die Karten waren neu gemischt. „Wir hätten schon zur Pause mit 3:1 führen müssen, haben unsere Chance aber nicht genutzt“, resümiert Niewiadomski. Vor allem jene Gelegenheit, als eine Mitspielerin allein auf die Gräfrather Torfrau zustürmte und scheiterte, bleibt haften. „Das hatten wir vorher schon 50 Mal – und jedes Mal war das Ding drin“, seufzt Niewiadomski und erzählt im gleichen Atemzug: „Die Mädchen waren topmotiviert, aber auch total aufgeregt. Es war ja auch ein besonderes Spiel.“

Verletzung bremst Torjägerin aus

Jolina Niewiadomski konnte selbst auf dem Feld nicht eingreifen. Grund war der zweite Kreuzbandriss, den sich die versierte Fußballerinnen zuzog. Beim ersten Mal lief sie noch für den CfR Links in der Niederrheinliga auf. Die Diagnose: Riss der beiden Kreuzbänder, der Außenbänder und von Außen- und Innenmeniskus. „Es ist ohne Fremdeinwirkung passiert“, betont die 29-Jährige. Anderthalb Jahre vergingen bis zum Comeback auf dem Rasen. Gleichwohl sagt sie: „Die erste Knieverletzung konnte ich recht schnell ausblenden.“

Im Oktober des vergangenen Jahres traf es dann das andere Knie. „Ich habe eine blöde Drehung gemacht“, stellt Niewiadomski fest. Bis zu diesem Zeitpunkt lieferte sie sich mit ihrer Sturmkollegin Lisa Freese einen freundschaftlichen Wettkampf um die Torjägerkrone innerhalb der Mannschaft. Doch nach sechs Partien und 17 Treffern war zumindest für Niewiadomski die Torjagd beendet. Statt dessen musste sich die Fußballerin auf ihre Rolle als Co-Trainerin beschränken. Bis zum 11. Mai.

Tore verhindern statt schießen

„Nach dem 4:4 gegen Lohausen dachten wir: Das war es mit dem Aufstieg“, berichtet sie. Doch eine Niewiadomski gibt sich nicht so schnell geschlagen. „Ich habe mit meinen Physiotherapeuten gesprochen, ob es o.k. ist, wenn ich die letzten Spiele im Tor mache. Ich bin mit meinem 1,81 Metern ja relativ groß gewachsen und habe mich dann dazu entschieden, um den Mädels einen gewissen Rückhalt zu geben durch meine Art und körperliche Präsenz“, erzählt sie. Es folgten 4:0-Siege gegen die Sportfreunden Gerresheim und beim GSV Langenfeld-Wiescheid. Für Niewiadomski war der Wechsel zwischen die Pfosten kein Problem. „Wir haben auf der Position eh immer rotiert, da wir keine feste Torhüterin haben“, sagt sie.

Zum ganz großen Coup reichte es für das Unterbacher Team letztlich nicht, aber wenn es nach der Co-Trainerin geht, soll in der neuen Saison der nächste Anlauf folgen: „Ich weiß nicht, wie es die anderen sehen, aber für mich persönlich ist klar: Wenn einem Aufstieg und Meisterschaft so knapp durch die Hände gleiten, dann gibt es keine andere Devise.“ Dafür will sich Jolina Niewiadomski dann auch dauerhaft in den Kasten stellen. „Obwohl ich ja für mein Leben gerne Tore schieße“, gesteht sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Fußball in die Wiege gelegt bekommen

Die Liebe zum Fußball hat sie übrigens von ihrem Vater Marek Niewiadomski. Der stand 1990 in der Mannschaft des SV Hilden-Nord, die in der ersten Runde des DFB-Pokals den damaligen Zweitligisten SC Freiburg nach Verlängerung mit 2:1 bezwang. Sechs Jahre danach kam Tochter Jolina auf die Welt und war später bei den Partien ihres Vaters immer dabei. „In der Pause mussten die Ersatzspieler mit mir kicken“, erzählt sie lachend. Beim SC Unterbach spielte sie bis zum 12. Lebensjahr in den Jungen-Teams mit.

Wendepunkt in ihrem Fußballerleben war eine Partie gegen den FCR Duisburg. Die ging zwar mit 1:7 verloren, doch den Ehrentreffer erzielte Jolina Niewiadomski. „Ich habe gesehen, dass die Torfrau relativ weit vor ihrem Kasten stand und den Ball mit Wut im Bauch in den Giebel geschossen“, erinnert sich der Linksfuß und ergänzt: „Danach haben die Duisburger mit meinem Opa gesprochen.“ Es folgte der Wechsel in die U15 des FCR. Positionsmäßig war sie dabei nicht festgelegt, spielte mal auf dem linken Flügel, dann im Sturm, aber auch in der Innenverteidigung – je nachdem, was gerade gefordert war.

Später folgte der Wechsel zur SGS Essen, dann zum SV Eintracht Solingen, wo sie intensiver Regionalliga-Luft schnupperte. Mit dem CfR Links stieg sie aus der Niederrheinliga in die Regionalliga auf, absolvierte in der Saison 2017/18 24 Spiele in dieser Klasse und erzielte dabei elf Tore. Bei der SGS Essen kamen noch zwei Zweitliga-Partien hinzu, ehe es wieder zum CfR Links und dann zur ihrem Heimatklub SC Unterbach zurück ging. Hier war es Jolina Niewiadomski eine Herzensangelegenheit, im Verein eine Frauenmannschaft zu gründen und zu fördern. „Der SCU ist für mich wie Familie. Die ganzen Jahre bin ich immer zu den Herrenspielen gegangen und habe zugeschaut“, sagt sie mit Nachdruck.

Aufrufe: 03.6.2025, 10:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor