
Vor knapp zehn Jahren stand Stefan Janßen zum ersten Mal für den damaligen Landesligisten VfB Homberg an der Seitenlinie. Seitdem formte der 54-Jährige den Klub zu einer Lokalgröße, was man nun mit einem eindrucksvollen Triumph bei der Hallenstadtmeisterschaft Duisburg unter Beweis stellte. Nach der Siegerzeremonie gab der Übungsleiter einen Einblick in seine Gefühlswelt.
Aus dramaturgischer Sicht hätte dem Finale gegen Rheinland Hamborn sicherlich ein noch länger ausgeglichener Spielstand gut getan. So wurde das Endspiel statt einer Zitterpartie zu Anschauungsmaterial für ein komplett funktionierendes spielerisches Konstrukt des VfB. Dass der Oberligist gegenüber dem niedrigklassigen Feld den Titel dadurch mit angezogener Handbremse einfahren durfte, möchte Chefcoach Janßen dennoch vehement bestreiten: "So ist der Hallenfußball nicht. Jeder hat vier gute Hallenspieler und da kann immer alles passieren", sagte Janßen gegenüber FuPa Niederrhein.
Janßen spricht mit seinem Klub sicherlich aus bester Erfahrung. Als regelmäßiger Titelkandidat musste der VfB zuvor schon eine kleine Durststrecke durchlaufen. Bei den vorausgegangenen vier Turnieren war der Sieger ein anderer. Gerade deswegen war der Chefcoach nach dem insgesamt hochverdienten Titelgewinn komplett euphorisiert: "Ich bin so happy, dass meine Jungs es in zwei wirklich anstrengenden Tagen geschafft haben. Wir sind diszipliniert geblieben, haben uns bis auf eine gelbe Karte keine Strafen eingehandelt, wir haben souverän gespielt und aus einfach toll verkauft." Als ein wesentlicher Schlüssel des Erfolgs sah er auch die immer besser in sich greifenden Automatismen seines Teams an. Dazu kommen auch noch überragende Einzelspieler, wie der offiziell gekürte Spieler des Turniers (Berkan Bartu) und der Top-Torjäger (Leon Schütz, 14 Treffer) wodurch insgesamt schlichtweg kein Kraut gegen den VfB gewachsen war.

Der durchweg überzeugende Auftritt inklusive einer unaufhaltsamen Offensive – in insgesamt zehn Turnierspielen steuerte der VfB 47 Treffer bei – basierte auf einer gezielten Einstimmung auf den Budenzauber in der Stahlstadt: "Wir haben uns sehr seriös vorbereitet. Wir haben uns eine Woche nur auf den Stadtpokal konzentriert, haben aber nicht nur in der Halle trainiert, sondern viel im Vier-Gegen-Vier", verriet Janßen und betonte dabei den Stellenwert, den das Turnier für ihn persönlich trägt: "Das ist der einzige Stadtpokal, den wir in Duisburg spielen, das ist eine Traditionsveranstaltung, die ich seit vielen Jahren begleite, hier habe ich selbst schon als 18-Jähriger für den MSV (Anm.: MSV Duisburg) mitgespielt. Hier wieder mal zu gewinnen ist etwas ganz Besonderes für mich."
Die nominelle Favoritenrolle hatte dabei auch handfeste sportliche Konsequenzen: "Die Motivation der Mannschaften ist extrem hoch gegen uns. Jeder möchte dem VfB Homberg ein Bein stellen, das ist der haushohe Favorit", berichtete Jansen und stellte im Zuge dessen dem lautstark mitfiebernden Publikum ein Kompliment aus: "Das war heute sehr fair. Ich hatte es auch erlebt, dass wir ausgebuht wurden, das hat mir damals nicht gefallen und hatte mit sportlicher Fairness nichts zu tun. Aber es ist ja ganz normal: Wenn Bayern München morgen gegen Greuther Fürth im Pokal spielt, bin ich auch für Greuther Fürth."
Ähnlich wie es dem großen FC Bayern aktuell mit dem DFB-Pokal geht, benötigte der VfB Homberg also noch etwas Anlauf, um mit der Hallenstadtmeisterschaft wieder warm zu werden. Doch wie Janßen ebenfalls betonte, wird man nun nicht in überschwängliche Feierlaune verfallen. Der Fokus gilt schon einen Tag später wieder der Rückrunde in der Oberliga.
