Die Fußballerinnen des VfR Warbeyen stehen als unangefochtener Tabellenführer der Regionalliga West vor dem Sprung in die Zweite Bundesliga. Wie berichtet, plant der Klub nun für den Profifußball. Ist die Stadt dafür bereit? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was hat der VfR Warbeyen vor? Die Vereinsführung hat sich dazu entschieden, die Lizenz für die Zweite Bundesliga zu beantragen. Die Hürden dafür sind hoch. Die Premierensaison würde mehrere Hunderttausend Euro kosten, die Geschäftsstelle muss besetzt werden, sowohl der Trainer als auch der Sportliche Leiter oder der Geschäftsführer müssen sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden. Und infrastrukturell gibt es einige Auflagen. Doch die Euphorie im Verein ist groß, der Sportliche Leiter Martin Walz sagte im Pressegespräch: „Wir wollen in Kleve ein Feuer entfachen.“
Wie ist der Zeitplan? Er ist überaus ambitioniert. Die Lizenz für die Zweite Bundesliga muss bis Montag, 17. März, um 15 Uhr beantragt werden. Bis zu diesem Datum will der VfR Warbeyen das Gros der Sponsorzusagen haben. Entsprechende Gespräche laufen, wie der Vereinsvorsitzende Christian Nitsch erklärte. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird in der Folge die Lizenzunterlagen prüfen, allerdings verwies Sportchef Walz darauf, dass man schon jetzt in einem engen Kontakt mit dem Verband stünde.
Wie schaut es finanziell aus? Es ist eine Herkulesaufgabe. Etwa 375.000 Euro benötigt der VfR Warbeyen im ersten Jahr, drei Mal mehr als bisher. 100.000 Euro bekommt der Klub von der Liga. Geld, das vor allem über den Verkauf von TV-Rechten erwirtschaftet wird. Im Rahmen der Sportförderrichtlinie soll sich die Stadt Kleve mit 20.000 Euro an Fahrt-, Verpflegungs- und Übernachtungskosten beteiligen. Damit bleibt aber freilich noch eine beträchtliche Lücke, die die Verantwortlichen zuvorderst mit der Hilfe von Sponsoren schließen wollen. Da denkt der VfR groß: Man sei auf der Suche nach einem deutschlandweit tätigen Unternehmen, das ein strategischer Partner sein wolle und das Frauenfußball-Team als Markenbotschafter sieht, erklärte Nitsch.
Wie steht es um die Infrastruktur? Der VfR Warbeyen will seine Heimspiele im Stadion am Bresserberg austragen, das seit der Errichtung im Jahr 2008 ein Rohbau ist. Toiletten gibt es nicht, es fehlen eine vernünftige Entwässerung, Fenster und Türen. Für die Sanierung der Tribüne gibt es Fördermittel, doch die Oberfinanzdirektion prüft seit mehr als einem Jahr Planungsunterlagen und sorgt damit für Verzug. Bürgermeister Wolfgang Gebing reagierte im Rahmen der Pressekonferenz, dass man das Stadion baulich in Angriff nehmen wolle, es aber im Grunde voll funktionsfähig sei. Der Verwaltungschef ist also zuversichtlich, dass der DFB die Eroglu-Arena als Austragungsort für Zweitligapartien akzeptiert. „Es gibt Detailfragen, die man klären muss“, sagte Gebing. Er habe abgeklärt, dass man am Bresserberg problemlos für Live-Übertragungen sorgen könne. Die Trainingsinfrastruktur steht weitgehend, Plätze stehen im Sportzentrum Unterstadt bereit. Zwar ist dort, wie mehrfach berichtet, nicht alles auf dem neuesten Stand: So liegen die Pläne für ein Multifunktionsgebäude auf Eis. Aber die Stadt kündigte im Dezember an, die sanitären Anlagen in Angriff nehmen zu wollen.
Was bedeuten die Ambitionen für den 1. FC Kleve? Die Partien der Zweiten Frauen-Bundesliga werden zuvorderst sonntags ausgetragen, dann spielen auch die Oberliga-Männer des 1. FC Kleve. Konfliktpotenzial sieht Nitsch da aber nicht. Mit Vernunft und Partnerschaftlichkeit wolle man zu einer Lösung kommen, „der 1. FC Kleve und der VfR Warbeyen arbeiten mit Herz zusammen“. Walz verwies darauf, dass zunächst der Spielplan der Frauen veröffentlicht werde, in der Folge dann der der fünfthöchsten Spielklasse der Männer. „Die Spielpläne werden aneinander angepasst“, sagte Walz. Kollisionen könne man nicht ganz vermeiden, auch mit Blick auf Pokalpartien, aber grundsätzlich werde man sich wochenweise abwechseln. Bürgermeister Gebing erklärte, dass man bezüglich eines Nutzungsvertrages mit dem 1. FC Kleve, der auch das Stadion umfasst, auf der Zielgeraden sei. Man habe sich geeinigt, nun müsse noch die Mitgliederversammlung des Fusionsklubs zustimmen. „Es soll ein Sportzentrum werden, in dem alle hochklassigen Mannschaften das Stadion nutzen können“, sagte Gebing. In der Vergangenheit habe es sogar Bundesligaklubs gegeben, die sich ein Stadion geteilt hätten. „Mit etwas Wille ist das gut möglich.“
Was hätte die Stadt Kleve vom Aufstieg? Der VfR Warbeyen will bald bundesweit ein Werbeträger für die Kreisstadt sein, immerhin wird in Hamburg, Frankfurt, Berlin, München oder Freiburg gekickt. Und die Heimspiele werden bei „MagentaTV“ übertragen. Die Entwicklungen seien eine „tolle Sache für die Stadt Kleve“, sagte der Bürgermeister, und aus dem Fußball lasse sich auch ein Werbeeffekt ableiten. Die Bevölkerung im Kleverland soll mitgenommen werden. „Wir wollen für Euphorie sorgen“, sagte Walz. Bei Heimspielen von Union Berlin kämen stets mehrere Tausend Zuschauer. In solche Dimensionen könne man vielleicht noch nicht vordringen, aber: 500, 600 Zuschauer bei Heimspielen am Bresserberg seien für Kleve auch schon klasse. Nitsch berichtete, dass man in Erwägung ziehe, künftig unter dem Namen „VfR Kleve-Warbeyen“ aktiv zu sein, da sich Kleve besser vermarkten lasse als das unbekannte Warbeyen. Über diese Frage müssten nun aber Vorstand und Mitglieder des VfR beraten. Den Charakter als „gallisches Dorf“ am Niederrhein wolle man dabei nicht verlieren, sagte Nitsch.
Wie reagiert die Politik? Die Grünen-Fraktionschefin Hedwig Meyer-Wilmes zeigte sich angetan von den Entwicklungen am Duvenpoll, und sie kündigte an, mit Blick aufs Stadion Druck zu machen: „Die Duschen müssen funktionieren.“ Da hatte es zuletzt gehakt, wie die Vereinsvertreter berichteten. Ihr Parteikollege Detlev Koken sagte: „Respekt an den Verein, dass er das stemmen will.“ Um herauszufinden, wie Stadt und Politik dem Klub unter die Arme greifen können, schlug er ein zeitnahes Treffen vor, bei dem sich Vertreter von Rat und Verein zusammensetzen, von einem Runden Tisch war die Rede – eine Idee, die beim VfR Warbeyen auf Wohlwollen stieß. Dem Vorschlag konnte auch Udo Weinrich (Offene Klever) folgen, er sei gerne bereit, ein positives Signal in Richtung VfR Warbeyen zu senden. Und er fragte nach, ob die Lokalpolitiker irgendwie gleich aktiv werden könnten. Da hatte Christin Becker, beim VfR Warbeyen für Kommunikation verantwortlich, einen Vorschlag: Die Politiker sollten ihre Reichweite nutzen, etwa im Netz, um Klever Bürger zu Spenden zu animieren. Der Bürgermeister streckte zudem die Hand aus: Wenn der DFB Fragen wegen der Infrastruktur im und am Stadion hat, könne man sich gerne im Rathaus melden, sagte er.
Überblick Der VfR Warbeyen sucht nicht nur einen strategischen Partner, also einen Hauptsponsor. Jeder Bürger kann sich auch über Fördermitgliedschaften oder Käufe im neuen Merchandise-Shop beteiligen.
Spenden Zudem wurde eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. 60.000 Euro sollen so eingesammelt werden. Wenn der Aufstieg nicht gelingen sollte, bekommen die Spender ihr Geld zurück.