2024-12-11T17:22:45.183Z

Kommentar
Ist der Fußball noch glaubwürdig?
Ist der Fußball noch glaubwürdig? – Foto: paul@lsn.sarl (Archiv)

Ist der Fußball noch glaubwürdig?

Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene hat der Fußball aus Sicht des Autors dieser Zeilen im Jahr 2024 an Glaubwürdigkeit verloren. Weshalb? Weil diverse Punkte schlicht keinen anderen Schluss mehr zulassen.

Auf nationalem Plan kam es Mitte September zu mehreren Vorfällen, von denen die nach der BGL-Ligue-Partie Wiltz – Niederkorn die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Dies ging so weit, dass FLF-Präsident Paul Philipp in einem Schreiben an die Vorsitzenden der Erstligavereine seine Sorgen um das Image des Fußballs ausdrückte und die Trainer als Vorbilder in die Pflicht nahm.

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Dass dann aber vom Verbandsgericht gegen Progrès-Spieler Lybohy eine Sperre von nur zehn Spielen ausgesprochen wurde, folgt nicht der von Paul Philipp geforderten Linie. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Lybohy war noch auf Bewährung, als er im Spiel in Wiltz kurz vor der Pause rot sah. Nach Abpfiff der besagten Partie betrat er unerlaubter Weise den Platz und versetzte Wiltz-Spieler Mmaee einen Fausthieb ins Gesicht. Dass das Verbandsgericht sich an seinen Strafenkatalog halten muss ist logisch, dieser muss dann aber unserer Meinung nach dringend überarbeitet werden.

Die Reihe der Unglaubwürdigkeiten setzt sich auf anderen Ebenen fort. Ob ein Gerson Rodrigues nun strafrechtlich wegen Körperverletzung in mehreren Fällen und Beamtenbeleidigung schuldig ist oder nicht, kann nicht verschleiern, dass alleine solche Vorwürfe sowie eine Verurteilung in erster Instanz, gegen die Berufung eingelegt wurde, und sein undiszipliniertes Verhalten in der Nationalmannschaft als auch bei manchem Verein (bei Slovan Bratislava wurde er deswegen z.B. entlassen) ihn der Meinung des Autors dieser Zeilen nach nicht mehr glaubwürdig erscheinen lassen - genauso wenig wie seinen FLF-Trainer Luc Holtz, dessen Hin und Her diesen in der Öffentlichkeit aber vermutlich ebenso innerhalb seiner Mannschaft Kredit gekostet haben dürfte.

Weiter führen wir unsere Liste mit Entscheidungen (oder eigentlich „Nicht Entscheidungen“) des VAR wie z.B. bei den Länderspielen Georgien – Luxemburg und Bulgarien – Luxemburg. Bei erstgenanntem Spiel wurde eine Attacke mit hohem Bein und offener Sohle auf das Knie von Mica Pinto nicht geahndet, später wurde ein Tor der FLF-Auswahl aberkannt, nachdem der VAR auf ein Foul annähernd eine Minute zuvor erkannt hatte. In Bulgarien wurde ein Spieler der Gastgeber nach nur vier Minuten und einer offensichtlichen Tätlichkeit nur mit gelb verwarnt. Ob der VAR zu dieser Entscheidung beitrug, blieb zumindest zweifelhaft. Und an das EM-Spiel Spanien – Deutschland wird auch noch so mancher zurückdenken…

Noch sind wir nicht fertig: wenn in der Satzung der FLF steht, dass Mitglieder des Verwaltungsrats des größten luxemburgischen Sportverbandes in jeder Hinsicht moralisch einwandfrei sein müssen („Les candidats doivent (…) être moralement irréprochables à tous les égards“, Ordner 1, Kapitel 6, Sektion 1, Artikel 47), dann stellt sich die Frage nach der neuen und alten Zusammensetzung des Verwaltungsrats als auch nach dem Handeln mancher austretender Mitglieder vor der Teilwahl des obersten Gremiums der FLF am Samstag in Düdelingen - vom Thema Stimmenverteilung innerhalb des Wahlrechts, das die großen Vereine favorisiert, ganz zu schweigen.

Der Fußball, der auf vielen Ebenen von öffentlichen Geldern profitiert, sei es durch Subventionen und Zuschüsse aber auch über Infrastrukturen, sollte sich selber vor Augen führen, dass das Pendel im schlimmsten Fall in die für ihn falsche Richtung ausschlagen könnte. Und dann wäre es noch schlechter um unser aller Lieblingssport bestellt, als es in vielen Bereichen ohnehin schon der Fall ist.

Aufrufe: 020.10.2024, 10:15 Uhr
Paul KrierAutor