Lennart Karl stand mit 17 Jahren im Aufgebot des FC Bayern. Bereits früh wurde er mit Arjen Robben verglichen. Sein Vorbild ist aber ein anderer.
München – Champions League-Viertelfinale. Der Puls stieg von Minute zu Minute. In wenigen Momenten würde die Partie zwischen den Bayern und Inter Mailand angepfiffen werden. Die Lichtershow begann und die 75.000 Zuschauer brüllten aus vollen Halse die Mannschaftsaufstellung des FC Bayern – auch als die Nummer 46 an der Reihe war.
Und doch fragen sich immer noch vereinzelte Fans, wer denn dieser Spieler sei. Durch seine 32 Treffer in 26 Partien in dieser Saison für die U19 und U17 des FC Bayern wurde Lennart Karl nämlich schon mit Bayern-Legende Arjen Robben verglichen. So etwas entgeht wohl kaum einem Bayern-Fan. Zu groß ist die Sehnsucht nach einem Flügelspieler von der Qualität des Niederländers.
Von links in die Mitte ziehen, Abschluss in die lange Ecke. Ein Markenzeichen von Karl – und Robben. „Das habe ich zu Beginn der Saison tatsächlich gezielt trainiert. Inzwischen ist es ein Automatismus geworden – ich denke gar nicht mehr groß nach in dem Moment. Es fühlt sich einfach richtig an. Die Tore sind dann von selbst gekommen“, sagte der Linksfuß im Interview auf der vereinseigenen Internetseite.
Karl hat auch an seiner Seite einen Ex-Bayern-Profi und ehemaligen Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Michael Ballack ist Berater des 17-Jährigen und steht ihm bei allen wichtigen Karriere-Entscheidungen zur Seite.
„Wir sind regelmäßig im Austausch – ob persönlich oder am Telefon. Michael war ein Weltklassespieler und absoluter Vollprofi, von dem ich viel lernen kann“, sagte Karl und verwies auch darauf, wie ihm Ballack als Spieler stets weiterhilft. „Er gibt mir wertvolle Tipps, sagt mir zum Beispiel, dass ich meiner Spielweise treu bleiben und authentisch sein soll. Aber er spricht auch offen an, wo ich mich verbessern muss – zum Beispiel im Defensivverhalten.“
Sein Vorbild? Nicht etwa Robben oder Ballack, sondern ein Star vom FC Arsenal: Martin Ødegaard. Der Norweger habe damals bei Real Madrid schon in jungen Jahren ebenfalls im Rampenlicht gestanden und sich zu einem Weltklassespieler entwickelt. Karl begründet: „Er hat gezeigt, dass neben Talent auch Geduld und Mentalität dazugehört. Ich möchte mich unbedingt hier beim FC Bayern durchsetzen und eines Tages für den Verein in der Champions League spielen.“
Zuletzt stand Karl bei beiden Spielen gegen Inter Mailand im Champions-League-Viertelfinale im Aufgebot des Rekordmeisters. Davon träumt jedes Kind – auch Karl, als er noch jünger war: „Ich genieße diese Momente sehr – egal, ob es das Training mit den Profis ist oder bei den Spielen im Kader zu stehen. Natürlich habe ich auch ein bisschen Glück, dass aufgrund der vielen Ausfälle ein paar Kaderplätze mehr frei sind, aber das macht es nicht weniger besonders.“
Für Karl könnte es aktuell kaum besser laufen. Er erinnert sich aber auch an seine Anfangszeiten nach seinem Umzug an den Bayern-Campus 2022, in denen er sich noch finden musste. „Ich kann mich noch erinnern, als ich damals nach meinen Stationen bei Frankfurt und Aschaffenburg am Campus eingezogen bin und in den ersten Wochen großes Heimweh hatte. Jetzt hier dabei zu sein, bedeutet mir sehr viel.“
Für einen ersten Einsatz bei den Profis hat es aber weder in der Bundesliga, noch in der Champions League gereicht. „Nichtsdestotrotz möchte ich immer spielen und mich beweisen, egal ob bei der ersten Mannschaft, der U19 oder der U17“, erklärte Karl. Womöglich darf Karl an den letzten vier Spieltagen noch einmal Bundesliga-Luft schnuppern. Schließlich haben die Bayern bereits am Samstag beim Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 eine Chance, die Meisterschaft einzutüten. Dafür müsste Leverkusen im Parallelspiel beim FC Augsburg patzen. (Simon Wittmann)