Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Dieses Sprichwort trifft in vielen Fällen zu, nicht aber auf die derzeitige Situation beim KFC Uerdingen. Denn der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ist nun alles andere als eine Überraschung.
Bereist das ehemalige Vorstandsmitglied Bernd Limbach, der für die Finanzen zuständig war, hatte den Gang zum Amtsgericht nicht ausgeschlossen. Seit Monaten haben Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vorstandes von einer drohenden Insolvenz gesprochen. Aber keiner hatte den Mumm vor die Fans zu treten, dies zu sagen und in die Wege zu leiten. Im Gegenteil, die ehemaligen Vorstandsmitglieder Andreas Scholten und Sebastian Thißen stemmten sich mit aller Macht gegen einen solchen Antrag, sie wollten den Aufstieg in die Regionalliga durchpeitschen und schlossen munter Verträge mit Spielern ab. Die Quittung: Aus über 800.000 Euro Schulden sind nun über zwei Millionen Euro geworden. Schnee von gestern, wie geht es weiter?
Dass die für diesen Monat geplante Mitgliederversammlung geplatzt ist, liegt laut Vorstand Dirk Röthig nicht etwa an dem unfähigen Vorstand, der nicht rechtzeitig eine Tagesordnung erstellt hat, sondern am Finanzamt. „Das Finanzamt hat am 7. Januar den Insolvenzantrag gestellt, da waren wir nicht mehr befugt, zu einer Mitgliederversammlung einzuladen“, sagt Röthig, womit aber nicht geklärt wäre, warum das nicht schon vor Wochen und Monaten geschehen ist.
Röthig sieht sich jetzt in der Rolle des Zuschauers und Zuarbeiters. Der Insolvenzverwalter haben nun das Sagen. Er entscheidet, wie es weiter geht. Da er noch nicht benannt ist, ruhen alle Aktivitäten.
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Der Spielplan der Regionalliga sieht vor, dass der KFC am 25. Januar sein Heimspiel gegen den FC Schalke 04 II in der Grotenburg bestreitet. Ob es dazu kommt? „Das muss der Insolvenzverwalter entscheiden“, antwortet Dirk Röthig im Gespräch mit unserer Redaktion. Zugleich macht er aber keinen Hehl daraus, dass er gerne den Kartenverkauf starten würde. Aber auch diese Entscheidung liege bei der Insolvenzrichterin.
Wer für das neuerliche Desaster bei den Blau-Roten verantwortlich ist? Die beiden Vorstandsmitglieder Dirk Röthig und Peter Kahstein sehen sich da nicht. „Der Kader ist viel zu teuer“, behauptet Röthig und geht sogar noch einen Schritt weiter. „Selbst wenn der Verein schuldenfrei wäre, wäre der Kader zu teuer.“ Das wiederum ist nur verständlich vor dem Hintergrund dessen, dass die Wirtschaft kein Vertrauen in die Führung des Klubs haben und die Sponsoren entsprechend zurückhaltend sind.
Und beim KFC ist es wie so oft: Während die Vorstandsmitglieder auskunftsfreudig sind, ihre Position vertreten und jegliche Schuld von sich weisen, ist der Verwaltungsrat abgetaucht. Das mächtigste Gremium des Vereins arbeitet im digitalen Zeitalter im Postkutschen-Tempo. „Wir werden uns am Mittwochabend zusammensetzen und am Donnerstag eine Erklärung abgeben“, sagt der Vorsitzende Nils Gehlings auf Anfrage. Gut möglich, dass die Entwicklung dann schon andere KFC-Themen auftischt.