Eigentlich sollte beim SV Neukirchen beim Heiligen Blut Eitel Sonnenschein herrschen. In zweieinhalb Wochen feiert der Klub aus dem Hohenbogenwinkel sein 100-jähriges Gründungsjubiläum und hat dafür ein umfangreiches Festprogramm auf die Beine gestellt. Unter anderem wäre die benachbarte SpVgg Lam zum Landesliga-Auftakt zu Gast im Rosenkranz-Stadion gewesen. Doch daraus wird nichts. Die Vereinsführung der Rosenkranzler hat nach mehreren kurzfristigen Spieler-Abgängen den Rückzug aus der Landesliga erklärt. Die Mitte-Gruppe wird dadurch nur mit 17 Teams besetzt sein und es wird deshalb auch nur einen Direktabsteiger geben.
Die Gerüchteküche brodelte schon in den vergangene Tagen gehörig, nun herrscht traurige Gewissheit. Nach sieben Jahren ist das Kapitel Landesliga für den Klub aus dem Altlandkreis Kötzting abrupt zu Ende gegangen. "Ein Grund für den Rückzug ist, dass einige Spieler, die bereits für die nächste Saison eingeplant waren und zugesagt hatten, sich nun doch anderen Vereinen angeschlossen haben. Auf die Kürze der Zeit war es nicht mehr möglich, einen ausgewogenen und landesligatauglichen Kader auf die Beine zu stellen. Mit einem kleinen Kader wäre es ein zu schwieriges Unterfangen geworden. In den letzten Jahren war es den Verantwortlichen aus wirtschaftlicher Sicht möglich, in eine Landesliga-Saison zu gehen. Das wirtschaftliche Risiko für eine ganze Saison wird für kleine Vereine immer größer und schwieriger. Die vielen notwendigen Sponsoren und Gönner werden nämlich immer weniger. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte die Finanzierung der Mannschaft deshalb für eine komplette Saison nicht sichergestellt werden. Auch die Arbeitsbelastung rund um den Spielbetrieb kann von den Verantwortlichen nicht mehr geschultert werden. Nach Abwägung all dieser Gründe haben sich Vereinsführung und Abteilungsleitung für diesen nicht leichten Schritt entschlossen. Die Vereinsführung hat sich bis zuletzt um eine Lösung bemüht, aber in eine unsichere Saison zu gehen und womöglich nach wenigen Spielen das Handtuch zu werfen, wäre für die gesamte Liga noch ungünstiger. Wie es mit dem Fußball in Neukirchen weitergehen wird, ist die Aufgabe der Vorstandschaft und der Abteilungsleitung, die sich darüber bereits intensive Gedanken machen. Der Zusammenhalt im Verein ist nach wie vor groß. Gerade im Hinblick auf das 100-jährige Vereinsjubiläum sind viele Mitglieder mit viel Freude und Fleiß ehrenamtlich tätig. Es wird eine Neuorientierung in Sachen Fußball geben und wenn der Zusammenhalt stimmt, wird es im Seniorenbereich sicherlich auch irgendwann wieder positive Meldungen geben. Grundsätzlich sind wir stolz auf das Erreichte. Den Anhängern wurde über Jahre sehr guter Landesliga-Fußball geboten und die Verantwortlichen haben sehr gute Arbeit geleistet“, heißt es in einer von der Vorstandschaft des SV Neukirchen beim Heiligen Blut verfassten Pressemitteilung.
Ob und wann der Traditionsverein wieder am Spielbetrieb teilnehmen wird, steht komplett in den Sternen. Wie der Verein am Montag-Nachmittag wissen ließ, gibt es aber noch Bemühungen, um unter Umständen auf Kreisebene mit einer Mannschaft an den Start gehen zu können. Bereits in den letzten Monaten hatte der Klub aus dem Altlandkreis Cham mit personellen Problemen zu kämpfen. Im Winter verließen einige Spieler den SVN, so dass im Frühjahr nur mehr ein dünn besetzter Kader zur Verfügung stand. In den meisten Partien der Restrückrunde musste das Team um Kapitän und Leitwolf Lukas Novy mit einem oder zwei Auswechselspielern auskommen. Vor ein paar Wochen erklärte Coach Franz Koller - ein Nachfolger wurde nie vermeldet - seinen Rückzug und auch die Abgänge von Marcel Steinbauer (SpVgg Ruhmannsfelden) und Johannes Conrady (FC Rankam) wurden schon im Juni publik. Da nun auch noch der eine oder andere Legionär den Klub verlassen hat, ist das Aus offiziell besiegelt. Das noch zur Verfügung gestandene Personal hätte nicht ausgereicht, um in der dritthöchsten Amateurklasse noch wettbewerbsfähig zu sein. Nachrückende Nachwuchsspieler gibt es nicht, nur ein paar (wenige) einheimische Akteure spielen in der vor ein paar Jahren gegründeten Spielgemeinschaft SG Stachesried / Neukirchen II, die aber lediglich in der B-Klasse um Punkte wetteifert. Dass die eigene Reserve bereits vor fünf Jahren abgemeldet wurde und lange Zeit auch zu wenig für die Jugendarbeit gemacht wurde, muss sich der Verein ankreiden lassen. In den sieben Landesliga-Jahren kehrte am Hohenbogenwinkel, obwohl die Verantwortlichen zweifellos alles probierten und stets mit viel Herzblut bei der Sache waren, nie personelle Kontinuität ein. Zugute halten muss man dem SVN, dass der geografische Standort-Nachteil definitiv ein großes Problem war.