
Der Coach genießt die perfekten Verhältnisse beim neuen Verein. Die Akteure sorgen sogar selbst für Ordnung in der Kabine.
Wildsteig/Rottenbuch – Hubert Jungmann brauchte schon einige Zeit, bis er sich an die Verhältnisse in seinem neuen Verein gewöhnt hatte. Vor allem in der Anfangszeit gab es für ihn das eine oder andere beim FC Wildsteig/Rottenbuch zu bestaunen, das der Trainer bei seiner vorherigen Wirkungsstätte in Peißenberg so noch nicht kannte. Verwundert war er vor allem darüber, dass seine Kicker stets mit ihren schmutzigen Schuhen in die Kabine stiefelten.
So ein Treiben gilt allgemein als verpönt und als Zumutung für denjenigen, der den gesamten Schmutz wieder wegwischen muss. Nur beim FC gibt es keine Reinemachefrau. Das Putzen übernehmen die Fußballer nach jedem Spiel und Training selbst. „Es gibt für alles Listen“, berichtet Jungmann fasziniert, „Listen für den Kabinendienst, das Bälle aufpumpen und für alles mögliche“. Also muss den Wildsteigern und Rottenbuchern auch niemand hinterherwischen. Das machen sie schon selbst.
Mehr Eigenverantwortung und Engagement als die FC-Kicker übernehmen wohl kaum andere Mannschaften aus dem Landkreis Weilheim-Schongau. Inzwischen hat sich jeder Spieler sogar eine App auf sein Smartphone geladen, über die er den Coach rechtzeitig informieren kann, ob er pünktlich, verspätet oder gar nicht zum Training erscheint. Die Kommunikation funktioniert zur Verblüffung des Übungsleiters hervorragend. „Top, wie die alle mitmachen“, schwärmt Jungmann. So kann er seine Trainingseinheit genau auf das Personal abstimmen, das ihm jeweils zur Verfügung steht.
Das ist kein Vergleich zum TSV Peißenberg, wo man Jungmann im Sommer höflich darauf hingewiesen hat, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr gibt. Zunächst war Jungmann, der die Mannschaft zweimal vor dem Abstieg bewahrte, schwer getroffen. Inzwischen erwies sich das Ende seiner Liaison mit dem TSV als Glücksfall für ihn. „Mir macht es Riesenspaß“, ist er glücklich mit seiner Entscheidung zum Wechsel. Und wenn er hin und wieder die Tabelle der Kreisliga betrachtet und dabei bis zum vorletzten Platz herunterschwenkt, wird er sich innerlich bestärkt fühlen, die richtige Wahl getroffen zu haben.
Bei so einem entspannten Arbeiten wie bei der Spielgemeinschaft wundert er auch nicht, dass sich die sportliche Situation nach dem missratenen Saisonstart inzwischen wieder beruhigt hat. Mit soliden 25 Punkten steht der FC mittlerweile im gesicherten Mittelfeld und braucht den Abstieg nicht mehr zu fürchten, nachdem er mit nur einem Unentschieden aus den ersten vier Begegnungen gestartet war. Vom ersten Relegationsplatz trennen den Tabellensiebten 13 Zähler, die als Polster für die ausstehenden elf Spiele nach der Winterpause locker ausreichen sollten.
Der Blick richtet sich deshalb nach oben. Nur drei Punkte müssen die Wildsteiger gutmachen, um auf Platz vier vorzustoßen. „Vielleicht kommen wir gut aus der Winterpause raus und haben einen guten Start“, hofft Jungmann. Auch wenn die Meisterschaft an die Reserve des TuS Geretsried schon vorzeitig vergeben scheint, einen inoffiziellen Titel kann das Team aus dem Ammertal noch holen. Spielt es zu Hause weiterhin so konstant wie bisher, kann es sich zur besten Heimmannschaft der Liga küren. Momentan ist es nur knapp Zweiter hinter dem TuS.
Dass es zu Hause so gut läuft, hat auch etwas mit dem Spielplan zu tun. Auf ihren eigenen Plätzen traf der FC bisher vor allem auf die Kontrahenten aus der unteren Tabellenhälfte und fuhr dabei in neun Partien stolze 22 Punkte ein. Auswärts bekam es die Mannschaft bisher meist mit der Konkurrenz aus der Spitzengruppe zu tun. Entsprechend mager fällt die Bilanz in der Fremde mit bescheidenen drei Zählern aus sechs Partien aus.
Allerdings herrscht großer Optimismus, dass sich die Ausbeute im Frühjahr aufhübschen lässt. Roman Trainer hat seinen Kreuzbandriss so weit auskuriert und wird im März wieder auf dem Spielfeld zurückerwartet. „Mit ihm kriegen wir einen Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, freut sich Jungmann schon auf ihn.
Für den eigentlichen Unterschied hat bisher das Trainertandem mit ihm und Martin Hennebach gesorgt. Dass beide Übungsleiter wie selbstverständlich auf einer Wellenlinie funken, war im Sommer so nicht vorhersehbar. „Die Zusammenarbeit klappt super“, lobt Jungmann seinen gleichberechtigten Partner. Die beiden wirken nach kurzer Zeit bereits so aufeinander eingespielt, als wären sie eineiige Zwillinge. „Was die Aufstellung, die Taktik, die Wechsel, das Training anbelangt, haben wir dieselben Vorstellungen“, verrät Jungmann.
So war es auch kein Problem für sie, gemeinsam die Vorbereitung festzulegen. Am 26. Januar steigen die FC-Kicker wieder mit Konditions- und Krafteinheiten ins Training ein. Ende Februar geht es dann auf den Platz, soweit dies die Witterung zulässt. Gute Bedingungen werden bestimmt in Belek herrschen. Am 5. März fliegt das Team in die Türkei, wo es vier Tage ein Trainingslager bezieht. Danach stehen drei Testspiele gegen Moorenweis, Buch und Fuchstal an.
Weiter mit der Saison geht es wieder am 21. März mit der Auswärtsaufgabe beim Tabellenzweiten Lenggries. Dass seine Elf im Isartal etwas reißen will, steht für Jungmann jetzt schon fest. Der Konkurrenzdruck im Kader, der 18 gleichwertige Kicker umfasst, ist hoch. „Es muss sich jeder beweisen“, stellt Jungmann klar, dass ihnen nichts geschenkt wird. Ob im Training, im Spiel oder beim Schrubben der Kabine.