Der Tisch ist gedeckt, die Fans haben das Besteck griffbereit – es ist angerichtet für einen fußballerischen Leckerbissen. Der Oberliga-Vierte VfB 03 Hilden empfängt im mit Spannung erwarteten Achtelfinale des Niederrheinpokals den Traditionsverein und Drittligisten Rot-Weiss Essen.
Der Deutsche Fußballmeister von 1955 ist mit elf Titeln Rekordsieger im Verbandspokal und zog in der Vorsaison nach einem 3:0-Finalsieg über Rot-Weiß Oberhausen in den DFB-Pokal ein, wo er in der ersten Runde gegen den Bundesligisten RB Leipzig nach einer frühen Führung mit 1:4 (1:2) unterlegen war.
Beide diesjährigen Achtelfinalisten feierten am vergangenen Wochenende gelungene Generalproben: Während der VfB 03 unter der Regie von Cheftrainer Tim Schneider die Englische Woche der Oberliga mit einem Last-Minute-Sieg und dem goldenen Tor von Pascal „Calli“ Weber beim 1. FC Kleve mit neun Punkten veredelte, gewannen die Schützlinge von RWE-Coach Christoph Dabrowski nach einem 0:1-Rückstand und zwei Treffern von Ahmet Arslan in der Dritten Liga mit 2:1 gegen Viktoria Köln.
Der Fünftligist fühlt sich in der Außenseiterrolle wohl und brennt darauf den Gästen vor einer zu erwartenden Rekordkulisse daheim Am Bandsbusch ein Bein zu stellen – der VfB 03 hat im Vorverkauf schon mehr als 1000 Karten abgesetzt und erwartet etwa 2000 Anhänger. „Von außen betrachtet sind die Rollen klar verteilt – Oberligist gegen Drittligist. Wir sind aber der Überzeugung, dass es an einem richtig guten Tag für uns auch ein 50:50-Spiel werden kann. Klar ist, dass bei uns nahezu alles gelingen muss und bei RWE vielleicht etwas weniger. Der Glaube ist definitiv da“, betont der VfB-03-Coach, der einen qualitativ bärenstarken Gegner erwartet, gegen den er außer dem Matchplan noch Variante B und C parat hat.
Schneider ergänzt: „Nach der erfolgreichen letzten Woche ist die Stimmung innerhalb des Teams bestens. Das hilft enorm, um sich jetzt konzentriert auf das Pokalspiel vorzubereiten. Außerdem können wir befreit aufspielen und die Meisterschaft aktuell aus den Köpfen entfernen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, und es gilt nichts aufzuarbeiten. Dementsprechend sollten wir das Spiel genießen, als Team auftreten und alles raushauen ohne Rücksicht auf uns selbst. Wer kräftemäßig nicht mehr kann, wird ersetzt, und dann gibt der nächste Spieler 103 Prozent.“
Schneider erwartet auch Phasen, in deren Verlauf die Mannschaft „leiden“ muss: „Damit meine ich, dass wir sicherlich viele Wege machen müssen, ohne den Ball zu erobern. Jeder wird wichtig sein, besonders die Jungs auf der Bank. Pushen wir uns gegenseitig und feiern jeden gewonnenen Zweikampf als Einheit, dann wird sich etwas entwickeln und auf den Platz überspringen, das für jeden Gegner gefährlich werden kann“, erklärt er und appelliert an die Hildener: „Ich hoffe auf viele VfB-Anhänger, die uns lautstark unterstützen – alle zusammen und zu jedem Zeitpunkt mit 103 Prozent. Wir als Hilden wollen gemeinsam Großes leisten und erreichen.“
Personell muss er auf die verletzten Azad Sari und Koray Temiz verzichten. „Beim Gegner wird es wichtig sein, Kapitän Michael Schultz bei Standards auszuschalten. Ansonsten kommt da sehr viel Qualitätmit Dion Berisha, Torben Müsel, Ramien Safi und dem zuletzt treffsicheren Arslan“, analysiert der langjährige VfB-03-Trainer den Zwölften der Dritten Liga.
Auf Hildener Seite befindet sich Rückkehrer und Torjäger Weber mit sieben Treffern und drei Assists in einem Flow. Vor etwa sieben Monaten scheiterte der 34-Jährige im Trikot des KFC Uerdingen im Viertelfinale an RWE-Pokal-Keeper Felix Wienand und verpasste es, auf 2:1 zu schalten. Diesmal wird er sich eine derartige Möglichkeit in seiner derzeitigen Form sicherlich nicht entgehen lassen. „Ich konnte mich während der KFC-Zeit auf große Kulissen einstellen und bin deshalb vielleicht ein wenig unaufgeregter als unsere jungen Spieler. Wir hoffen alle auf die große Überraschung. Wir brauchen einen super Tag und RWE einen etwas schlechteren. Ich würde die Chancen auf fifty-fifty beziffern. Wir werden auf jeden Fall unsere Möglichkeiten bekommen“, meint der Routinier.
Der Torjäger beschreibt sein VfB-03-Team als eine Mannschaft mit spannenden Talenten und erfahrenen Füchsen wie beispielsweise Abwehrchef Peter Schmetz. „Ich denke, dass wir im athletischen Bereich mit RWE mithalten können, denn wir haben junge Spieler, die ohne Ende laufen. Sie sollen sich kaputt laufen und eklig sein, dem Gegner auf dem schlechten Rasen den Spaß nehmen. Wenn uns das gelingt, dann werden wir mal schauen, welche Antworten Rot-Weiss Essen findet“, meint Weber. Es bleibt also abzuwarten, ob nach 90, 120 Minuten oder einem Elfmeterschießen die schwarz-weiße oder die rot-weiße Anhängerschar jubeln wird.