Hertha BSC Amateure Zwee steigen ab

Manchmal setzt man sich nach einem Spiel an den Rechner und die Finger beginnen den Bericht zu tippen, noch bevor das neue Word-Dokument vollständig geöffnet ist.

Und manchmal sitzt man stundenlang vor dem weißen Bildschirm und sieht dem Cursor beim Blinken zu. Der Kopf ist blockiert, die Finger verharren bewegungslos über der Tastatur. Ein bisschen wie ein Greifvogel, der am Himmel schwebt und nach Beute Ausschau hält. Aber kein Nagetier zeigt sich und kein Finger saust los, um etwas Sinnvolles zu Papier zu bringen. So geht es mir aktuell. Ich fühle mich leer, ich bin traurig und ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Immer wieder lasse ich den Spieltag in meinem Kopf ablaufen. Ich sehe die vergebenen Chancen, das Gegentor und die vielen Tränen und verzweifelten Blicke nach dem Schlusspfiff. Die letzten Spiele spielen sich immer wieder vor meinem inneren Auge ab, und es sind stets dieselben Szenen: Der Ball will einfach nicht ins gegnerische Tor, egal wie sehr sich unsere Stürmer anstrengen. Unsere Torhüter können noch so gut halten, aber irgendwie schafft es der Gegner immer, zu treffen. Am Ende bleibt ein Wort, eine Tatsache: Abstieg.

Dieser ist nicht gegen Blau-Gelb passiert, die vorherigen Spiele brachten unnötige und bittere Niederlagen. Und trotzdem verspüre ich als vorherrschende Emotion Dankbarkeit. Anfang 2022 stand mein Fan-Dasein vor einem Scherbenhaufen. Die Bundesliga mit ihrem VAR und den Profis der investorengetriebenen GmbH & Co. KGaA waren keine Option mehr. Als Groundhopper hatte ich ohnehin schon immer völlig versagt. Aber bei den Amateuren der zweiten Mannschaft fand ich eine neue Heimat. Nachdem wir uns nach dem Abpfiff alle wieder einigermaßen gefangen hatten, standen wir bei dem ein oder anderen Kaltgetränk noch am Grill und führten viele gute Gespräche. Die nächste Saison wird sicherlich nicht einfach, aber ich habe große Hoffnung, dass genug Herthaner auf den Rasen kommen, die Lust haben, wieder aufzusteigen. Ein Herthaner wird definitiv nicht mehr dabei sein. Unser Trainer hat sich unabhängig vom sportlichen Ausgang der Saison entschieden, den Fokus wieder mehr auf Familie und Beruf zu legen und daher die Ama Zwee zu verlassen. Diesen Schritt kann man, gerade als Familienvater, nachvollziehen. Vielen Dank für alles, Robert, und schau gerne mal auf ein Bier an der Lüderitze vorbei. Der Platz auf der Trainerbank wird in der nächsten Saison von Armin eingenommen, der bisher Teammanager war. Serkan wird das Tor verlassen und sich als Co-Trainer an Armins Seite stellen. Viel Erfolg euch beiden.

Dann bleibt jetzt nur noch, ganz schnell, die Ereignisse des Spiels gegen Blau-Gelb wiederzugeben: Ich war heute recht früh am Platz und war wirklich erfreut darüber, wie viele Herthaner den Weg zu diesem wichtigen Spiel gefunden hatten. Diese sahen eine engagierte Hertha-Mannschaft, die sich einige Spieler von der Ü32 ausgeliehen hatte.

Nach vielen vergebenen Chancen gelang den Herthanern das 1:0. Zu diesem Zeitpunkt war das noch nicht viel wert, denn Südring führte parallel gegen Schöneberg. Man hätte nun auf einen Ausrutscher in Staffel 3 spekulieren müssen. Doch all das Überlegen und Rechnen war nach 79 Minuten egal. Die Gäste hatten zum Ausgleich getroffen und dieses Remis bis zum Ende gehalten. Damit war der Klassenerhalt nur noch rechnerisch möglich. Allerdings auch nur bis kurz nach 17 Uhr. Denn zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der TSV Rudow II sein Heimspiel gewinnen würde, was die Ama Zwee auf einen direkten Abstiegsplatz warf. Auf dem Nachhauseweg überkamen mich dann kurz die Emotionen und es war wirklich hart, mit nassen Augen die Autobahn im Blick zu behalten. Aber am Abend überwog wieder das positive Gefühl, mit den Hertha Ama Zwee eine Heimat zu haben, und auch etwas Optimismus kehrte bei mir ein. Und auch wenn in der nächsten Saison "nur" Kreisliga gespielt wird, habe ich Bock darauf.

Ha Ho He Amateure Zwee.

der Kutten König