Dabei führten die Schützlinge von Trainer Georg-Martin Leopold zur Halbzeit schon komfortabel mit 3:0. Doch die spielstarken Berliner gaben nie auf und kamen im Laufe der zweiten Hälfte durch zwei Treffer nochmal gefährlich heran. Jedoch reichte es zu keinem weiteren Hertha-Treffer und Zipse konnte die nächsten Punkte einfahren. In einer turbulenten Schlussphase haderten einige Hertha-Spieler und Offizielle noch bis nach dem Abpfiff mit einigen Schiedsrichterentscheidungen und gaben dies auch lautstark kund. Was einen regelrechten gelben bis gelb-roten Kartenregen zur Folge hatte...
BERICHT von Jörg Kaltofen // ZFC Meuselwitz
Kurz vor der Pause hatte dann die Hertha eine gute Möglichkeit zum Ausgleich. Zum Glück erreichte keiner den starken Querpass von Dion Ajvazi, das wäre wohl das sichere 1:1 gewesen. Der Zipsendorfer Anhang hoffte auf den baldigen Halbzeitpfiff, um die knappe Führung erstmal mit in die Pause zu nehmen. Keiner ahnte, dass die nächsten Minuten es nochmal so richtig in sich haben würden. Zuerst versuchte sich nach einem tollen Angriff Luca Bürger mit einem Distanzschuss, der aber haarscharf am Pfosten vorbeizischte (45‘). Nur eine Zeigerumdrehung später erfolgte der nächste starke Zipsendorfer Spielzug, und diesmal mit Erfolg. Florian Hansch wurde perfekt bedient, legte mit großer Übersicht auf den einlaufenden Christoph Pauling quer, der nur noch den Fuß dranhalten musste, und es stand 2:0 (45+1‘). Doch auch danach ertönte noch nicht der Halbzeitpfiff. Der Zipsendorfer Jubel war kaum verstimmt, als Johannes Pistol sich das Leder schnappte, sich perfekt in Position brachte und eiskalt zum 3:0 einnetzte (45+3‘).
Zum Wiederanpfiff brachte die Hertha-Bank gleich drei neue Leute, unter ihnen Anis Ben Hatira. Ein begnadeter Fußballer, der Spiele auch mal allein entscheiden oder drehen kann. Er sollte noch in jeglicher Hinsicht auffallen. Die Berliner versuchten gleich das Spiel an sich zu reißen und waren die aktivere Mannschaft. Zipse wartete ab und verteidigte. Bloß nicht schnell einen Gegentreffer kassieren, so lautete die Devise. Bedauerlicherweise machten die Gäste schon in der 52. Spielminute das 1:3. Ensar Aksakal hatte aufgelegt und Dion Ajvazi vollendete in die lange Ecke. Diesmal jubelte der Hertha-Anhang, der, das muss man mal anerkennend sagen, seine Jungs selbst nach dem 0:3-Rückstand bedingungslos und lautstark supportete. Die jungen Herthaner hatten in der Folge einige verheißungsvolle Aktionen und wollten so schnell wie möglich den Anschlusstreffer. Doch nach gut einer Stunde Spielzeit hatten die Meuselwitzer durch Christoph Pauling die große Gelegenheit auf 4:1 zu stellen, und ob dann die Hertha nochmal zurückgekommen wäre, wage ich zu bezweifeln. Doch der Schuss von der ZFC-Nummer 19 ging nach starkem Solo nicht rein, und was noch viel schlimmer war, quasi im Gegenzug kamen die Berliner durch einen sehenswerten Treffer von Ensar Aksakal zum 3:2-Anschlusstreffer (61‘). Spätestens da stand fest: Es wird wieder ein heißer Tanz und ein absoluter Abnutzungskampf. Natürlich waren die Gäste jetzt im Flow und wollten den Ausgleich. Der ZFC besann sich jedoch auf die eigenen Tugenden, überstand die heikle Phase und hatte ab der 75. Spielminute wieder mehr Ballbesitz. Trotzdem blieben die Gäste kreuzgefährlich und vor allem Ausnahme-Kicker Anis Ben-Hatira zeigte mehrfach sein Können. Der ZFC verteidigte mit viel Geschick und auch etwas Glück die Angriffe der Gäste erfolgreich weg, und so waren wir schon in der diesmal turbulenten und kartenreichen Schlussphase angekommen. Am Ende blieb es beim 3:2-Sieg für die Heim-Mannschaft, doch noch bis nach dem Abpfiff verteilte der Schiedsrichter fleißig gelbe und sogar gelb-rote Karten. Ob diese nun immer gerechtfertigt waren, sei dahingestellt. Fakt war, die Punkte blieben in Meuselwitz.
Fazit: Der ZFC zeigte wieder eine geschlossene Mannschaftsleistung und hat, vor allem in der ersten Hälfte, einen starken Auftritt hingelegt. Zum Glück hatten die Jungs bis zur Halbzeit gut vorgelegt und konnten im zweiten Spielabschnitt bis auf die beiden Gegentreffer alles wegverteidigen. Jetzt hat der ZFC Meuselwitz 21 Punkte auf dem Konto und ist Tabellensiebter, was schon etwas beruhigend ist. Trotzdem ist in dieser Liga alles möglich und es kann nur heißen, weiter fleißig Punkte zu sammeln.
Rejhan Hasanovic (Hertha BSC II): "Glückwunsch an Meuselwitz. Wir sind rausgegangen, hatten das erwartet schwere Spiel gegen eine körperlich starke Männermannschaft. Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren, weil wir da viele individuelle Fehler gemacht haben. Die Jungs haben danach einen guten Charakter gezeigt, mit zwei Toren und Möglichkeiten. Sie haben sich aufgerieben. Respekt an Meuselwitz mit deren Verhältnissen, was die hier abgerissen haben."
Georg-Martin Leopold (ZFC Meuselwitz): "Ich habe Hertha diese Saison ein-zwei Mal gesehen. Sie ist die Mannschaft mit dem besten Passspiel. Die erste Halbzeit haben wir unglaublich gut das Spiel von Hertha neutralisiert. Wir haben mit vielen langen Bällen agiert, das war unser Plan. Gegen Ende der ersten Halbzeit lief viel für uns. Wir wussten aber, das 3:0 ist nicht beruhigend. Kompliment, wie Hertha reingekommen ist mit Ben Hatira. Bei uns ließen dann auch die Kräfte nach. Das 2:3 fiel fast zu schnell. Dann hast du die Gefahr, dass Hertha das dreht. Wir haben es am Ende über die Bühne gebracht. Wir sind megastolz, einen Dritten schlägst du nicht nebenher."