2025-04-23T07:25:49.393Z

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Justin Sauermilch ist beim Heeslinger SC in der Abwehr eine Bank und in der Baller League für Eintracht Spandau am Ball. Foto: Struwe
Justin Sauermilch ist beim Heeslinger SC in der Abwehr eine Bank und in der Baller League für Eintracht Spandau am Ball. Foto: Struwe – Foto: Jörg Struwe

Heeslinger Fußballer in der Baller League: Das sagt sein Trainer dazu

"Das ist das Geilste, was ich je gemacht habe"

Justin Sauermilch ist nicht nur Verteidiger beim Heeslinger SC. Der 24-Jährige spielt auch in der Baller League im Team von Kultfußballer Hans Sarpei. Wie passt das zusammen?

Justin Sauermilch hat sich bewusst dafür entschieden, vom Regionalligisten Bremer SV eine Klasse tiefer zum Heeslinger SC zu wechseln. „Ich wollte den Aufwand runterschrauben und nicht mehr fünfmal pro Woche trainieren“, sagt Sauermilch. Doch der Plan ging nicht auf.

Denn Sauermilch bewarb sich im vergangenen Jahr um einen Platz in der Baller League, der von Lukas Podolski und Mats Hummels gegründeten Kleinfeldliga. Der 24-Jährige setzte sich beim Probetraining gegen hunderte Mitbewerber durch und wurde beim Draft in das Team von Kultfußballer Hans Sarpei, Eintracht Spandau, gewählt.

Damit steht er - genau wie sein Heeslinger Teamkollege Edison Mazreku (26), der seit dieser Saison ebenfalls für Spandau spielt - bei zwei Teams unter Vertrag. „Das sind zwei völlig verschiedene Welten“, sagt Sauermilch, „aber beide sind geil.“

Das Glücksrad macht die Regeln

Die Baller League wird auf Kleinfeld gespielt, sechs gegen sechs, zweimal 15 Minuten. Montags treffen die zwölf Teams in Köln aufeinander und spielen um den Einzug ins Finalturnier.

Das Besondere: In den letzten drei Minuten jeder Halbzeit werden die Regeln per Glücksrad geändert. So kann es passieren, dass Tore nur noch per Volley erzielt werden dürfen oder Treffer von hinten doppelt zählen. „In diese Regeln musste ich mich erst reinfuchsen“, sagt Sauermilch.

Formate wie die Kings League (Gerad Piqué), die Icon League (Toni Kroos) oder die Baller League wollen Fußball zeigen, wie er früher war. Weniger Taktik und Langeweile, dafür mehr Tore und Instinkt. Manche sprechen vom „Bolzplatz 2.0“.

Auch der Heeslinger Edison Mazreku ist in der Baller League aktiv. Foto: Struwe
Auch der Heeslinger Edison Mazreku ist in der Baller League aktiv. Foto: Struwe

Baller League will ein junges Publikum erreichen

Auch das war ein Grund für Sauermilch, sich zu bewerben. „Wir hatten neben der Schule einen roten Gummiplatz, auf dem ich jeden Tag mit meinen Jungs gekickt habe“, sagt er. Die Baller League will ein Gefühl von Straßenfußball vermitteln.

Über Instagram ist Sauermilch auf das Format aufmerksam geworden - und das ist ein wesentlicher Aspekt. Die Baller League will ein junges Publikum erreichen, das Fußball nicht mehr im linearen Fernsehen schaut.

Deshalb werden die Teams nicht nur von Ex-Profis wie Kevin-Prince Boateng und Max Kruse gemanagt, sondern auch von Influencern wie dem Buxtehuder Streamer MontanaBlack. Die Spiele werden live auf Twitch und im Free-TV auf ProSieben Maxx übertragen. In der ersten Saison verfolgten 3,7 Millionen Menschen das Finalturnier.

Nur ein weiterer Auswuchs der Kommerzialisierung?

Doch nicht allen gefällt das Format. Manche Zuschauer sehen wegen der vielen Werbung nur einen weiteren Auswuchs der Kommerzialisierung im Fußball. Und die Vereine fürchten das Verletzungsrisiko. So trennte sich ein Fünftligist aus Bonn im vergangenen Jahr von fünf Leistungsträgern, die alle in der Baller League spielten.

„Ich kann die Sorge verstehen, dass die Verletzungsgefahr in der Halle größer ist, aber bisher hatte ich keine Probleme“, sagt Sauermilch.

Sein Trainer in Heeslingen verfolgt die Baller League selbst im Stream und findet das Format durchaus spannend. „Ich bin offen für so etwas und möchte den Jungs diese Chance auch nicht verbauen“, sagt Malte Bösch. Aber: „Heeslingen hat Vorrang. Ich möchte nicht, dass unser Training oder unsere Ergebnisse darunter leiden.“

Spieler erhalten 250 Euro Honorar

Terminkollisionen hat es laut Bösch bisher kaum gegeben. Denn montags, wenn die Baller League spielt, haben die Heeslinger kein Training.

Sauermilch macht dann früher Feierabend, sammelt mit einem von der Baller League gestellten Van andere Spieler auf dem Weg nach Köln ein und ist in der Nacht oder erst am Morgen wieder zu Hause. Einem „Spiegel“-Bericht zufolge bekommen die Baller-League-Spieler 250 Euro Honorar pro Spieltag.

Nach einem enttäuschenden achten Platz in der Vorsaison ist Sauermilch nun in seine zweite Spielzeit gestartet. Bisher gab es ein Unentschieden gegen den FC Nitro und eine Niederlage gegen Streets United von Teammanager Lukas Podolski und Trainer Julian Schieber (u.a. BVB, Hertha, Stuttgart).

Diese für ihn einmalige Chance will Sauermilch weiter nutzen. „Das ist das Geilste, was ich je gemacht habe.“

Aufrufe: 016.3.2025, 09:30 Uhr
Tageblatt/ Tim ScholzAutor