2023-09-26T10:19:04.334Z

Spielbericht
Neuer Stammgast: Sportchefkandidat Christian Werner verfolgte das 1:2 beim FCI neben 1860-Boss Marc Pfeifer. sampics
Neuer Stammgast: Sportchefkandidat Christian Werner verfolgte das 1:2 beim FCI neben 1860-Boss Marc Pfeifer. sampics – Foto: Stefan Matzke

Harmonie-Show im Hackerzelt? – Löwen haben bei Wiesn-Besuch viele Themen zu besprechen

Nach 1:2 gegen Ingolstadt

Für die Münchner Löwen steht der Wiesn-Besuch an. Für den Ausflug ins Hackerzelt hätten es aber sportlich bessere Voraussetzungen geben können.

München – Heute ist es wieder so weit: Die Löwen gehen auf die Wiesn, die alljährliche Einladung des Biersponsors ins Hackerzelt (18 Uhr) steht an. Ein Pflichttermin, der bei den Eingeladenen mal mehr Freude weckt und mal weniger, je nach sportlicher Lage. Letztes Jahr sind die Löwen gerne hingegangen – als stolzer Tabellenführer, der am Vorabend Aue mit einem Lakenmacher-Dreierpack niedergerungen hatte.

Unvergessen ist, wie sich Michael Köllner nach der ersten Mass auf der Empore hinstellte und sinngemäß sagte, dass er mit dem Team schon mal das Feiern auf einem Balkon probe – „als kleinen Vorgeschmack auf das, was wir vielleicht im Mai erleben werden“.

Es kam bekanntlich anders. Keine Feier auf dem Rathausbalkon, kein Aufstieg – und Köllner ist jetzt ein Gegner, der seinem Ex-Club einen Brummschädel beschert hat, noch ehe die erste Wiesnmass getrunken ist (2:1-Sieg mit Ingolstadt). Wie es wohl heute werden wird? Die Mannschaft steckt tief in der Krise, dazu hat der Streit in der Führungsriege eine neue Dimension erreicht. Während Präsident Reisinger am Samstag in Ingolstadt zwischen zwei Verwaltungsräten (Norbert Steppe, Sebastian Seeböck) auf der Tribüne lümmelte, hockte sich Vize Hans Sitzberger, einst ein enger Vertrauter, zum Lager der HAM-Seite um Anthony Power und Saki Stimoniaris. Heute auf der Wiesn gestellt sich auch noch Yahya Ismaik dazu, der Bruder von Investor Hasan Ismaik. Guter Anlass für eine Harmonie-Show. Zumindest bei 1860 galt bisher, dass das Bierzelt ein politikfreier Raum ist. So soll es bleiben – wobei es an heißem Gesprächsstoff nicht mangelt.

Zum Beispiel stellt sich die Frage: Wieso wird Christian Werner nicht als Gorenzel-Nachfolger eingestellt, wenn der Sportchef-Kandidat doch seit Wochen bei jedem Löwen-Spiel auf der Tribüne sitzt? Auch am Samstag im Audi-Sportpark sammelte der ehemalige Chefscout von Waldhof Mannheim Live-Eindrücke. Unsere Zeitung weiß: Für Werner (42) soll es rund um die KGaA eine breite Mehrheit geben – skeptisch bleibt allerdings Präsident Robert Reisinger, der immer noch auf Thomas Hitzlsperger hofft – und bei einem Treffen des Verwaltungsrats am Freitag formal gestärkt wurde. Zu hören ist, dass sich die Vereinsvertreter auf eine „neue Marschroute“ verständigt hätten. Der vorgesehene Kompromiss lautet: Jeder im dreiköpfigen Präsidium kümmert sich künftig noch stärker um seinen Bereich: Reisinger um die KGaA, Heinz Schmidt um die Finanzen, Sitzberger um die Abteilungen. Der Haken bei der Sache: Das Erarbeitete soll künftig nicht nur mit einer Zunge kommuniziert, sondern auch von allen drei Herren mitgetragen werden. Ob Sitzberger (70) da mitspielt? Keiner ist bei 1860 so omnipräsent wie der rüstige Rentner, dem es ein Herzensanliegen ist, seine Löwen wieder nach vorne zu bringen, und wenn dazu die eine oder andere Brandmauer Richtung HAM-Seite eingerissen werden muss.

Themen gibt es genug. Nach dem Verwaltungsrat hätte heute Mittag auch der Aufsichtsrat tagen sollen, der Termin wurde aber abgesagt, angeblich wegen eines Formfehlers bei der Einladung. Man sieht sich dafür am Abend im Bierzelt.

Für den in die Kritik geratenen Maurizio Jacobacci wird es sein erster Wiesnbesuch sein, der Italo-Schweizer sitzt weiter fest im Sattel – obwohl der Name Tobias Schweinsteiger seit dem Wochenende weißblaue Fantasien beflügelt. Als Aufsteiger mit Osnabrück hat der Oberbayer in der 2. Liga noch keinen Sieg vorzuweisen (zuletzt 0:7 in Hannover) – er wäre zumindest eine Option, falls 1860 nach weiteren Niederlagen handeln muss. Jacobaccis Meinung zur misslichen Lage: „Sicher, wir haben vier Spiele verloren, aber wir können auch vier Spiele hintereinander gewinnen . . .“ Alles ist möglich. Gesichert scheint nur eines: Den Aufstieg 2024 wird auf dem Balkon des Hackerzelts heute keiner hinausposaunen. (Uli Kellner)

Aufrufe: 019.9.2023, 08:22 Uhr
Uli KellnerAutor